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Berufsausbildung 27 sind noch auf der Suche

Am 1. Oktober begann das neue Berufsberatungsjahr. Anlass für einen Blick auf das zurückliegende Beratungsjahr im Harz

Von Sabine Scholz 05.11.2019, 14:00

Halberstadt l Der Exodus vieler junger Harzer nach der Wende wirkt nach, ist in vielen Bereichen spürbar – auch bei den Statistiken des Ausbildungsmarktes. So sinkt die Zahl der Schulabgänger seit Jahren. Im Sommer 2019 waren es 1,6 Prozent weniger als im Sommer 2018. „Aber für das kommende Jahr rechnen wir erstmals wieder mit einem leichten Plus an Schulabgängern“, sagte Marcella Lange, Teamleiterin der Berufsberatung in der Agentur für Arbeit Halberstadt. „Und trotz sinkender Absolventenzahlen hatten sich im vergangenen Jahr 4,6 Prozent mehr Bewerber bei uns gemeldet als im Jahr 2017/2018“, so Lange. Konkret waren es 1432, 63 mehr als im Vorjahr.

Lange stellte die Bilanz des Ausbildungsjahres 2018/2019 für den Harzkreis vor. Der biete Jugendlichen nach wie vor ein vielfältiges Angebot mit guten Chancen. „Es wurden zwar weniger Lehrstellen gemeldet, aber nach wie vor haben junge Menschen hier gute Aussichten, nicht nur eine Ausbildung zu absolvieren. Auch im Anschluss gibt es in vielen der Ausbildungsbetriebe gute berufliche Perspektiven.“ In eine Ausbildung vermittelt wurden 1405 der 1432 Bewerber.

Unter den jungen Menschen, die sich im vergangenen Sommer bei den Berufsberatern der Arbeitsagentur gemeldet hatten, seien erneut mehr junge Männer (943) als junge Frauen (489) gewesen. Ein Trend, den die Teamleiterin seit Jahren beobachte.

Diejenigen, die sich Rat von den Fachleuten aus der Arbeitsagentur holen, kommen aus allen Schulformen. Wobei es hier leichte Verschiebungen gibt, sagte Lange. So sei die Zahl der Bewerber mit Realschulabschluss leicht rückläufig (42,2 Prozent, im Vorjahr 45,7 Prozent), dafür gab es etwas mehr Bewerber mit Fachhochschulreife oder Abitur (rund 25 Prozent).

Einen Hauptschulabschluss hatten 25,8 Prozent der Bewerber, keinen Schulabschluss 5,7 Prozent. „Aber auch die haben eine Chance auf einen Ausbildungsplatz“ sagte Lange, „wir werben massiv bei den Unternehmen, auch diesen jungen Menschen eine Chance zu geben, in einem Praktikum zu testen, was die jungen Leute können. Als Agenturen könne wir dann begleitende Unterstüzung in der Ausbildung anbieten“, sagte Lange und verwies damit auf eine Neuerung, die es in diesem Jahr gab.

Zum 1. Januar hatte die Kommunale Beschäftigungsagentur Jobcenter Harz (KoBa) die Betreuung von Lehrstellensuchenden aus den Bedarfsgemeinschaften wieder selbst übernommen. Ein nicht ganz einfacher Schritt mitten im Ausbildungsjahr, das ja vom 1. Oktober bis 30. September des Folgejahres reicht. „Das waren spannende und arbeitsreiche erste zehn Monate“, resümmierte Constanze Lehmann, Teamleiterin in der Regionalstelle Halberstadt.

Ziel dieses Schrittes sei es, zusätzliche Beratungsmöglichkeiten, eine engmaschigere Betreuung zu bieten. „Wir können, anders als die Kollegen in der Berufsberatung, noch enger mit den Familien zusammenarbeiten, die von uns Leistungen beziehen, wir nehmen die Familie komplett in den Blick“, sagte Lehmann und verwies beim Pressegespräch zum Ausbildungsmarkt unter anderem auf die Integrationscoaches in den Jugendteams der KoBa. „Wir unterstützen die Jugendlichen dabei, am Ball zu bleiben, helfen zum Beispiel bei Antragstellungen für finanzielle Ausbildungsunterstützung. Wir wollen, dass sich die Jugendlichen auf ihre Ausbildung konzentrieren können und so helfen, Ausbildungsabbrüche zu vermeiden“, erläuterte Lehmann. Nach wie vor arbeite man eng mit den Kollegen der Berufsberatung zusammen, gerade auch in Sachen Berufsorientierung.

Die Berufsorientierung bleibe eine wichtige Aufgabe, betonte Marcella Lange. Denn nach wie vor gibt es kaum Veränderungen bei den zehn meist gefragten Ausbildungsstellen. Dabei gibt es bundesweit 325 duale Ausbildungsberufe. Doch Verkäufer/in, Kfz-Mechatroniker/in, Einzelhandelskaufmann/-frau, Büromanagement, Industriemechaniker/in, Industriekauffrau/-mann gehören noch immer zu den meistgefragten Lehrstellenwünschen.

„Auch wenn wir rein rechnerisch fast jeden Jugendlichen in eine Ausbildungsstelle vermitteln könnten, passen Wunschberuf und die Zahl der in diesen Branchen angebotenen Lehrstellen nicht zusammen, weshalb wir den Blick ganz bewusst auch auf andere Möglichkeiten lenken“, sagte Lange.

27 junge Leute waren im Oktober noch ohne Ausbildung, aber hier bleiben sowohl KoBa als auch Arbeitsagentur am Ball. Denn auch wenn das neue Ausbildungsjahr begonnen hat, ist in Einzelfällen ein späterer Einstieg noch möglich. Wobei nur etwas mehr als die Hälfte der Bewerber überhaupt in eine Berufsausbildung vermittelt werde, viele nutzen weiterführende Schulangebote oder beginnen ein duales Studium, informierte Marcella Lange.