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Getüftelt Bootsbauer aus Osterwieck mit genialer Idee

Wie der Harzer Tischler Henning Mewald seine Vision vom Bau eines zerlegbaren und in einer Tasche transportablen Kajaks aus Holz verwirklicht.

Von Mario Heinicke 20.02.2025, 14:00
In seiner Werkstatt baut Henning Mewald derzeit parallel zwei Kajaks. Mit dem Hobel glättet er hier einen aus 170 Leisten gefertigten Rumpf.
In seiner Werkstatt baut Henning Mewald derzeit parallel zwei Kajaks. Mit dem Hobel glättet er hier einen aus 170 Leisten gefertigten Rumpf. Foto: Mario Heinicke

Osterwieck. - Dem Kanusport hat sich Henning Mewald schon seit 20 Jahren verschrieben. Bisher vor allem den Langstreckenrennen. Nun als Mittfünfziger möchte es der Osterwiecker etwas ruhiger angehen lassen und mehr auf längere Kanutouren, gern auch mit Gepäck, gehen. Dafür baut er sich in der heimischen Werkstatt derzeit ein Boot.

Anders als die meisten anderen Kanusportler setzt Henning Mewald nicht auf handelsübliche Boote, sondern baut diese aus Holz selbst, damit sie ihm quasi wie ein Maßanzug passen. Von 2013 bis 2018 hat der gelernte Tischler schon sechs Kajaks für unterschiedliche Einsatzzwecke gefertigt. Das neue Modell nun bekommt einen in drei Teile zerlegbaren Rumpf. Das Außergewöhnliche daran: Das Boot ist so konstruiert, dass sich der Bug im Mittelteil verstauen lässt und somit beim Transport praktisch nur Platz für zwei Teile benötigt wird. Diese wiederum passen zusammen in eine zwei Meter lange Spezialtasche. Damit schwebt Henning Mewald der Transport des Bootes etwa im Zug oder gar Flugzeug vor. Mit Hilfe einer Radaufhängung sei auch ein Transport hinterm Fahrrad denkbar.

Zu einer Kanuveranstaltung vor einem Jahr in Dessau hatte der Osterwiecker ein kleines Modell seiner Vision mitgenommen und Mitstreitern vorgestellt. Vielleicht klappt es, den Prototypen bis zur Neuauflage Mitte März schon ins Wasser zu bekommen und damit in Dessau zu erscheinen.

„Ich hatte ja sieben Jahre kein Boot mehr gebaut, da musste ich mir erst mal einiges in Erinnerung rufen“, beschrieb er die praktischen Anfänge des Projektes im vergangenen November. Ein Kanufreund aus Potsdam hat bei ihm gleich ein Modell bestellt, so dass er nun parallel zwei Boote baut. „Eine Nullserie sozusagen“, sagt er. Dafür hat er unter dem Namen „Harzspecht“ ein Gewerbe angemeldet, das ihn nun nebenberuflich als Bootsbauer ausweist. Für den Winter über gedacht, denn in der warmen Jahreszeit möchte er die Ruhe auf dem Wasser genießen.

5,40 Meter lang wird das zusammengesteckte Kajak sein. Auf der Werkbank zunächst als Ganzes aus 170 Einzelleisten geformt, kommt der spannende Moment, wenn die Trennung der drei Module von Hand mit einer Japansäge erfolgt. Viel Kraft ist dafür nicht notwendig, denn das verwendete Paulowniaholz vom Blauglockenbaum ist superleicht und flexibel. Seine Festigkeit bekommt der Rumpf durch das Auftragen von Glasfasergewebe und Epoxidharz sowie zum Abschluss Lack.

Prototypen heißt auch, dass Henning Mewald beim praktischen Bauen immer noch neue Ideen für Details bekommt und experimentiert. Etwa was eine Lenzklappe zum Ablassen von Wasser aus dem Kanu betrifft, den Spritzschutz oder die Transportvarianten.

Was für ihn im Vergleich zu Faltbooten oder zu modularen Kajaks aus Plastik auch zählt, sind das geringe Eigengewicht von etwa 13,5 Kilogramm, das zügige Aufbauen und die schnelle Fahrweise mit einem Holzboot.

So mache Stunde wird Henning Mewald nach Feierabend noch in der Werkstatt zubringen bis zur ersehnten Jungfernfahrt. „Die werde ich sicher vom Braunschweiger Südsee aus über die Oker starten.“ Eine seiner Lieblingsstrecken im Umland.

Das Modell zeigt die Einzelteile des zerlegbaren Kajaks.
Das Modell zeigt die Einzelteile des zerlegbaren Kajaks.
Foto: Heinicke
Auch auf der Ostsee ist Henning Mewald mit einem Holz-Kajak Marke Eigenbau schon gepaddelt.
Auch auf der Ostsee ist Henning Mewald mit einem Holz-Kajak Marke Eigenbau schon gepaddelt.
Foto: Mewald