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Brand in Museum Kulturgut nach Feuer gesichert

So ist der Stand gut sieben Monate nach dem verheerenden Brand im Schachmuseum Ströbeck.

Von Jörg Endries 04.07.2020, 01:01

Schachdorf   Ströbeck/Halberstadt l Der 14. November 2019 war nicht nur für das Schachdorf Ströbeck ein rabenschwarzer Tag, sondern für viele Freunde des Schachmuseums aus nah und fern. In den Vormittagsstunden stand das alte Fachwerkhaus am Schachplatz in Ströbeck, in dem das weit und breit einzigartige Museum untergebracht ist, plötzlich in Flammen.

Seit Monaten laufen im Schachdorf die Aufräum-, Sicherungs- und Bergungsarbeiten. Jetzt, acht Monate später, gab Anke Siebert von der Stadtverwaltung Halberstadt einen Einblick in die Verhandlungen mit der Versicherung zum Stand der Schadensabwicklung.„Drei Versicherungen hatten wir für den Fall der Fälle abgeschlossen – für das Gebäude, das Inventar und das Kulturgut“, erklärt Anke ­Siebert. Unterm Strich geht es um mehrere 100.000 Euro, über die die Stadt mit der Versicherung verhandelt. Bei vielen Positionen sei man schon ein ganzes Stück weiter. Bedeutet, es ist bereits Geld geflossen.

„Bei der Kulturgutversicherung gibt es drei Kategorien: erstens für Reinigungsarbeiten Ruß/Staub, zweitens Restaurierung und Gutachten sowie drittens: zerstört“, erklärt Anke Siebert. Für die erste Kategorie seien bereits 2000 Euro für den Kauf von Schutzanzügen und Atemschutzmasken geflossen. Damit wurden die Leute ausgerüstet, die zum Bergen, Säubern und Sichern eingesetzt waren. Weitere 1920 Euro habe es für das Säubern der Vitrinen gegeben, um nur einige Positionen zu nennen. Insgesamt habe die Versicherung dafür bereits 16.660 Euro gezahlt.

In der zweiten Kategorie ging es bislang um historische Textilien und Kostüme, die vom Löschwasser beschädigt oder beim Brand verschmutzt wurden. Das Gutachten dafür habe 2240 Euro gekostet, die Restaurierung 2950 Euro. Für das Gutachten für beschädigte Schachbretter und Wetterfahne seien 1650 Euro gezahlt worden, für die Restaurierung habe man 8800 Euro ausgegeben.

„Probleme gibt es bei den Papier- und Fotoschäden. Nicht weil die Versicherung die 750 Euro für das Gutachten und die 4000 Euro für die Restaurierung nicht bezahlen will“, so Anke Siebert. „Die Restauratoren sind bis Mitte dieses Jahres ausgelastet und wir finden einfach keine Fachkräfte für die in Ströbeck anstehenden Arbeiten.“

Über die zerstörten Objekte und die Schadenshöhe befinde man sich derzeit mit der Versicherung in Gesprächen. Die Summe sei noch unbekannt. Insgesamt seien bislang 38 600 Euro im Rahmen der Kulturgutversicherung geflossen.

Für das vom Feuer beschädigte beziehungsweise vernichtete Inventar habe die Stadt Halberstadt bislang 5800 Euro erhalten. „Es gab im Museum ja nicht nur wertvolles Kulturgut, sondern auch Stühle, Tische und Technik im Medienraum“, berichtet Siebert. Außerdem habe man Räume im benachbarten Bürgerhaus säubern müssen, Kostenpunkt: 1350 Euro. Dort wurden die aus dem Museum geborgenen Gegenstände gelagert und gesäubert. Auf eine Pauschale über 12.500 Euro habe man sich mit der Versicherung unter anderem für vernichtete Flyer, Broschüren und geschmolzene DVD geeinigt, plus 7200 Euro für Reinigungsarbeiten.

Ein großer Versicherungsposten steht noch aus – der Brandschaden am Gebäude des Schachmuseums. „Das Gutachten wird derzeit geprüft“, informiert Anke Siebert. Hier gehe es um etwa 243.000 Euro. Für dieses Geld bekäme man allerdings keine komplette Sanierung des Hauses. „Es wird nur in den Zustand versetzt, wie es vor dem Brand war, so der Entwurf“, berichtet Anke Siebert. Einziehen soll das Schachmuseum dort nach dem Willen der Ströbecker nicht wieder.

Der Plan ist, das Museum künftig im benachbarten Bürgerhaus mit unterzubringen, wenn dieses saniert ist. Das platzbestimmende Gebäude ist ebenfalls sanierungsbedürftig. Darauf drängen Ortsbürgermeister Jens Müller (SPD) und der Ortschaftsrat Ströbeck schon seit Jahren. Der Fördergeldantrag für das auf zwei Millionen Euro veranschlagte Bauprojekt ist am 30. Oktober 2019 von der Stadtverwaltung eingereicht worden, erklärte während der jüngsten Sitzung des Ortschaftsrates Ströbeck Jörg Wolansky von der Stadtverwaltung Halberstadt. Für September/Oktober 2020 werde der Fördergeldbescheid erwartet. 200.000 Euro muss die Kreisstadt an Eigenmitteln beisteuern, 1,8 Millionen Euro sollen gefördert werden.