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Verkehr Breiter Weg soll autofrei bleiben

Die Diskussion in Halberstadt geht weiter: Der CDU-Vorschlag, den Breiten Weg für Autos zu öffnen, findet wenig Freunde.

15.11.2017, 13:52

Halberstadt l Gewöhnlich sind auf dem breiten Weg nicht viele Menschen anzutreffen. Nur vereinzelt besuchen Passanten die Geschäfte und Cafés, die sich am Breiten Weg befinden. Ganz anders sieht das aus, wenn dienstags und freitags von 10 bis 16 Uhr der ­Wochenmarkt auf der Fußgängerzone öffnet, dann regt sich plötzlich Leben auf der sonst so verlassenen Straße. Fahrradfahrer fahren an den bunten Ständen vorbei und Kunden flanieren und kaufen dort ein.

Deshalb kommt der Vorschlag von Daniel Szarata, dem Ortsvorsitzenden der CDU aus Halberstadt, den Breiten Weg wieder für den Autoverkehr zu öffnen, nicht gut an, bei Händlern, Geschäftsleuten und Kunden. „Wenn es nach mir geht, ist das keine gute Idee", sagt Michael Sulgin, Händler eines Standes namens „Auto-Kosmetik" aus Magdeburg. Regelmäßig steht er auf dem Markt am Breiten Weg, bietet seine Ware an und sieht, was an diesen Tagen los ist. Autos würden den Markt stören. „Der Markt ist gut besucht und läuft gut. Es wäre schön, wenn auch die Geschäfte rund um den Breiten Weg funktionieren würden. Hier ist ja nur Durchgang."

Auch Marktkundin Angelika Graubach wäre nicht begeistert von dieser Idee: „Ich finde das nicht in Ordnung", sagt die Halberstädterin, „das Stück sollte zum Laufen bleiben". Anstatt den Weg für Verkehr zu öffnen, findet sie, dass die Gehwegplatten ausgetauscht werden sollten. „So wie es jetzt ist, fällt man oft hin". In diesen Tenor stimmen weitere, vor allem ältere Bürger ein. Aber auch jüngere Halberstädter, wie die 28-Jährige Corinna Grube, bezeichnen die Steine als Stolperfallen: „Meine Mutter ist bereits gestolpert. Der Fußweg hätte eine Erneuerung wirklich nötiger." Anstatt den Weg für den Auto-Verkehr zu öffnen, wünscht sie sich viel mehr, dass es mehr Bäume auf dem Weg geben sollte. „Und mal etwas anderes an Geschäften wäre schön", bringt sie ein, „oder wenn der Weihnachtsmarkt hier stattfinden würde".

Andreas  Printky, ein 24-Jähriger Student aus Halberstadt, hält die Idee, den Breiten Weg für den  Autoverkehr frei zu geben, für die schlechteste Idee, den Breiten Weg zu beleben. „Die Kräutergärten waren eine gute Idee. Insgesamt nimmt das große Einkaufszentrum dem Breiten Weg aber den Raum. Der Markt soll auf jeden Fall erhalten bleiben".

Auch die Geschäftsleute rund um den Breiten Weg sind im Moment vom bunten Treiben rund um den Markt noch positiv betroffen. An Markttagen ist das Eiscafé „Twin Bells" zum Beispiel gut gefüllt. Inhaberin Nguyen Thi Hoa Trang freut sich, dass es vor allem an den Markttagen, dienstags und freitags gut läuft. Sonst ist es so ruhig, dass sie in den Wintermonaten ihr Café am Sonnabend schließen wird. Deshalb findet sie es viel besser, wenn der Fußgänger-Verkehr an diesen Tagen bleibt. „Mehr Geschäfte wären auch gut, dann hätte ich mehr Kunden, sagt die gebürtige Vietnamesin.

Ähnlich sieht das der Inhaber des Geschäftes „A&V - Technik-Shop", Mike Balster. „Der Breite Weg soll Fußgängerzone bleiben. So könnte er sogar in das Weihnachtsgeschäft eingebunden werden. Alle hätten was davon, die Leute würden dann Geld in der Stadt ausgeben". „Hier kann man nicht zufrieden sein", sagt dagegen Frank Döhlert, Angestellter im Reisebüro Horizonte in Halberstadt. „Es sollte eine vorrangige Aufgabe von Stadtentwicklung und -planung sein, den Breiten Weg zu beleben. Ich habe zum Beispiel nie verstanden, warum die Straßenbahn hier nicht fährt", sagt der Verkäufer leicht erzürnt. „Auch die Blöcke im Breiten Weg könnten attraktiver gestaltet werden. So ein paar Kräuterbeete helfen doch auch nicht. Allerdings ist es in Halberstadt generell schwer, weil die Kaufkraft nicht so groß ist". Von dem Vorschlag, Autos durch den Breiten Weg fahren zu lassen, hält er dagegen nichts: „Es muss auch eine verkehrsberuhigte Zone geben". Eine vernünftige Beleuchtung würde ihm für sein Geschäft allerdings schon helfen.

Allerdings profitiert er genauso wie Gritt von Kielpinski von vielen Stammkunden, die die Geschäfte rund um den Breiten Weg so oder so aufsuchen. Die Inhaberin vom „Singer-Fachgeschäft" ist allerdings ebenfalls davon überzeugt, dass die Fußgängerzone verkehrsbefreit bleiben soll, denn auch ihr kommt gerade an Markttagen mehr Laufkundschaft zugute. In einer Pressemitteilung hatte Szarata Anfang November mitgeteilt, dass er sich mit dem erneuten Vorschlag pro Autos auf dem Breiten Weg am gewünschten Meinungsbildungsprozess zur Umgestaltung des Wegs beteiligen möchte. Die Stadt hat vor, 1,2 Millionen Euro für die Umgestaltung der Einkaufsstraße auszugeben. In die Planungen sollen Gewerbetreibende und Bürger miteinbezogen werden.