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Bundestagswahl Verhaltener Jubel bei der CDU

Der Harz ist anders. Gegen den Deutschlandtrend hat die AfD es im Wahlkreis 68 nicht geschafft, mehr Stimmen zu holen als die Linkspartei.

Von Theo Weisenburger 25.09.2017, 01:01

Halberstadt/Wernigerode l Bis 20.40 Uhr ließ sich Heike Brehmer Zeit, um mit den rund 120 Gästen der Wahlparty im Alten E-Werk in Blankenburg auf die erfolgreiche Verteidigung ihres Bundestags-Direktmandats anzustoßen. Über die Hälfte der Wahlbezirke im Harz waren ausgezählt, die CDU-Kandidatin führte mit 36,8 Prozent und über 10.000 Stimmen Vorsprung. „Jetzt kann nichts mehr anbrennen. Ich bin überglücklich über das Ergebnis.“

Dann eine nachdenkliche Heike Brehmer wie den ganzen Abend schon: „Ich bin erschrocken wie viele Stimmen, die rechte Partei AfD bekommen hat.“ Die nun avisierte Koalition mit FDP und Grüne wünschte sie sich nicht. „Ob Kenia wie in Sachsen-Anhalt oder nun Jamaika auf Bundesebene, jede Dreierkoalition ist schwierig.“ Lieber wäre ihr die Regierungsfortsetzung mit der SPD gewesen. „Doch nach dieser Niederlage ist ihr Rückzug zu verstehen.“

„Für die SPD war es deutschlandweit ein enttäuschendes Ergebnis“, sagt der Harzer SPD-Kandidat Eberhard Brecht. Die Entscheidung seines Parteivorsitzenden Martin Schulz zu einem Rückzug der SPD in die Opposition halte er für richtig. Für sich selbst habe er sich ein „Stückchen mehr versprochen“. „Aber man kann den Bundes- oder Landestrend nicht einfach so umdrehen. Deshalb darf man nicht enttäuscht sein“, sagt Brecht.

„Es freut mich, dass im Harz die Linke zweitstärkste Kraft geworden ist“, sagt Evelyn Edler. Die Direktkandidatin der Linkspartei hätte sich persönlich zwar gewünscht, dass der Abstand zu Heike Brehmer „etwas knapper ausgefallen“ wäre, und sagt weiter: „Ich bin schockiert, dass es die AfD geschafft hat, uns den dritten Platz im Bundestag abzujagen, das ist ein verheerendes Ergebnis.“

Denise Köcke (FDP): „Ich bin super erleichtert, dass die FDP zweistellig wieder in den Bundestag einzieht. Ich habe zwar mein persönliches Ziel, den Einzug in den Bundestag, nicht erreicht, aber ich bin stolz, dass mir weit über 6000 Wähler ihre Stimmen gegeben haben. Insofern habe ich allen Grund zu feiern. Ich werde natürlich politisch weiter für die FDP aktiv bleiben.“

AfD-Kandidat Frank-Ronald Bischoff erlebte den Wahl­abend in Magdeburg. Am Telefon kommentierte er sein Abschneiden knapp: „Das ist schön. Ich freue mich darüber.“ Bischoff liegt unter dem Zweitstimmen-Ergebnis seiner Partei. „Das muss ich zur Kenntnis nehmen“, sagt der Kandidat, dem kurz vor der Wahl eine Tätigkeit für die Stasi nachgewiesen werden konnte.

Susan Sziborra-Seidlitz (Bündnis 90/Grüne) sagt zu ihrem Abschneiden: „Das ist das, was ich erwartet habe.“ Das Ergebnis liege im Trend der vergangenen Jahre. Sie habe nie damit gerechnet, in den Bundestag einzuziehen.