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Spuren führen nach Bad Kreuznach - Drei Gefahrgutpakete sichergestellt Chemieunfall in Barleben: Staatsanwaltschaft ermittelt

Von André Ziegenmeyer 26.05.2012, 05:15

Vier Menschen befinden sich nach dem schweren Chemieunfall beim Kurierdienst GLS in Barleben weiter in stationärer Behandlung. Ersten Ermittlungen zufolge kam das nicht gekennzeichnete Gefahrgut-Paket aus Rheinland-Pfalz.

Barleben l "Der Verdacht lautet auf fahrlässige Körperverletzung und Verstoß gegen das Chemikaliengesetz", erklärt Polizeisprecher Joachim Albrecht. Von Amts wegen seien zwei Strafanzeigen gegen den Absender erstellt worden. Laut Silvia Niemann von der Staatsanwaltschaft Magdeburg führt die Spur dabei nach Bad Kreuznach in Rheinland-Pfalz.

Aus einem nicht speziell gekennzeichneten Paket war am Donnerstag bei GLS die Chemikalie Triethylphosphit ausgetreten. 82 Mitarbeiter kamen daraufhin zur Untersuchung in Krankenhäuser der Region, 18 von ihnen waren verletzt. Die Symptome: starke Kopfschmerzen, Hustenreiz und Atemnot. Mehr als 80 Feuerwehrleute und Rettungshelfer waren im Einsatz.

Triethylphosphit wird unter anderem zur Herstellung von Insektiziden genutzt. Nach ersten Ermittlungen waren einige Flaschen in dem Paket nicht mit einem Schutzmantel versehen.

Betrieb im betroffenen Barleber Depot läuft seit gestern wieder

"Insgesamt gab es vier solcher Pakete", sagt Joachim Albrecht. Eines davon habe den Empfänger, eine Firma in Kiew, erreicht. Die drei übrigen habe man sichergestellt. "Ein Teil des Materials dient als Beweismittel. Der Rest wurde fachgerecht entsorgt", so Joachim Albrecht. "Die Gewerbeaufsicht klärt derzeit, ob der Transport sachgemäß erfolgte." In einer Pressemitteilung von GLS heißt es dazu: "Das Paket wurde über einen Paket-Shop ins System eingespeist und vom Versender in keiner Weise als Gefahrgut deklariert." Das Postgeheimnis verbiete Paketdiensten, "über das Einlieferformular hinaus Auskunft über den Inhalt von Sendungen zu verlangen oder sich Einblick in die Pakete zu verschaffen".

Der Betrieb im betroffenen Barleber Depot läuft seit gestern wieder. "Fahrer aus vielen anderen Standorten sind vor Ort, um den Rückstau abzubauen", so eine Sprecherin der Agentur Stroomer PR, die GLS vertritt.

Lobend hervorzuheben ist laut der leitenden Notärztin Katrin Baier die Zusammenarbeit von Rettungshelfern und Krankenhäusern: "Alle Einsatzkräfte haben großartige Arbeit geleistet."

Die 82 betroffenen Mitarbeiter wurden auf Kliniken verteilt

Die 82 Betroffenen wurden verteilt auf das Sana Ohre-Klinikum Haldensleben, die Uni-Klinik und die Pfeifferschen Stiftungen in Magdeburg sowie die Krankenhäuser in Olvenstedt und Neindorf. In allen diesen Einrichtungen gebe es für Notfälle einen Krankenhausalarmplan. "Trotzdem muss man es den Menschen hoch anrechnen, dass die Versorgung zusätzlich zum normalen Betrieb so wunderbar geklappt hat", erklärt Katrin Baier.

Erstmals im Einsatz gewesen ist auch das mobile Lazarett des Landkreises, der sogenannte "Behandlungsplatz 50" (BHP 50). "Er umfasst vier Zelte sowie Material und hat die Versorgung und den kontrollierten Abtransport der Patienten in die Krankenhäuser enorm erleichtert", betont Katrin Baier.