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Heiraten Corona-Knick bei Hochzeiten in der Einheitsgemeinde Osterwieck

Die Pandemie hat viele Hochzeitspläne durchkreuzt. In der Stadt Osterwieck nimmt das Hochzeitsgeschäft erst langsam wieder Fahrt auf. Dabei hat die Einheitsgemeinde einiges zu bieten.

Von Vera Heinrich 21.07.2021, 14:11
Anja Aßmann hat in der Kapelle Suderode schon viele Paare getraut. Als Nächstes steht ihre eigene Hochzeit hier an.
Anja Aßmann hat in der Kapelle Suderode schon viele Paare getraut. Als Nächstes steht ihre eigene Hochzeit hier an. Vera Heinrich

Osterwieck/Suderode/Zilly - Die historischen Mauern der Dorfkapelle ragen hoch in den Himmel. Eine Glocke am höchsten Punkt der Kirche wartet darauf, das nächste Brautpaar mit seinem hellen Läuten anzukündigen. Das doppeltürige Portal gibt den Blick frei auf den Gang, der vorbei an den dunklen Kirchenbänken rechts und links zum Altar führt. Hiervor können die Brautleute in der Raummitte auf einer Holzbank Platz nehmen, um staunend nach oben zu schauen und den nachtblauen Sternenhimmel an der Gewölbedecke zu bewundern.

Keine Frage: Die Kapelle in Suderode ist ein verstecktes Kleinod in der Einheitsgemeinde Osterwieck. „Es ist der perfekte Ort für Heiratswillige, die in kirchlicher Atmosphäre Ja sagen möchten, selbst aber keine Kirchenmitglieder sind“, erklärt Anja Aßmann.

Die Teamleiterin Ordnung der Stadt Osterwieck freut sich, dass sie die entwidmete Kapelle seit 2018 für Trauungen nutzen dürfen. „Das Team Ordnung hat sich damals dafür eingesetzt, die geschlossene Kapelle endlich wieder zu öffnen“, erinnert sie sich.

2021 bisher 16 Trauungen in der Einheitsgemeinde

Anja Aßmann sagt von sich selbst, sie sei mit Leib und Seele Standesbeamtin. Das ist deutlich zu spüren im Gespräch, wenn sie mit Begeisterung über ihren Beruf und die vier Trauorte in der Einheitsgemeinde spricht. „Nach einer Eheschließung fahre ich immer mit guter Laune nach Hause“, erzählt sie. Besonders schätze sie daran, mit den Paaren ins Gespräch zu kommen. Bis zum Ja-Wort habe sie schon einige Zeit mit den Brautleuten verbracht aufgrund der Anmeldung der Eheschließung und der Vorabsprachen. „Es ist immer wieder schön, die Geschichten der Leute anzuhören, wie sie sich gefunden haben“, findet sie.

Die Leidenschaft für den Beruf teilt sie mit Julia Neckham, die hauptsächlich als Standesbeamtin für die Eheschließungen in Osterwieck zuständig ist. „Man macht etwas Positives für die Leute. Das ist schön. Die Menschen kommen mit einer positiven Einstellung zu uns“, schätzt die 32-Jährige.

Sie bedauert es, dass es wegen der Pandemie so wenige Eheschließungen gebe. Bisher haben sich in diesem Jahr in der Einheitsgemeinde 16 Paare das Ja-Wort gegeben. Im Vorjahr gab es 49 Trauungen, während 2019 52 Paare geheiratet haben.

Standesbeamtin vermutet viele Nachholer im nächsten Jahr

„Es läuft momentan noch recht verhalten an“, teilt Anja Aßmann mit. Sie könne das verstehen, da die meisten bei ihrer Hochzeit gern mit vielen Gästen zusammenfeiern möchten. Julia Neckham stimmt ihr zu: „Ich kann es nachempfinden, dass viele den Termin verschieben, da die Planungssicherheit fehlt.“ Sie vermutet, dass 2022 viele ihre Hochzeit nachholen möchten. „Das kriegen wir dann auch hin“, sagt die Standesbeamtin.

Neben der Kapelle in Suderode bietet die Stadt noch drei weitere Möglichkeiten für Heiratswillige. Das Trauzimmer auf dem Schäfershof, einem historischen Ackerbürgerhof in der Osterwiecker Altstadt steht kostenfrei zur Verfügung. Bei den übrigen Orten fällt dagegen eine Nutzungsgebühr an. Anja Aßmann empfiehlt den Schäfershof für alle, die sich in einem kleinen und stilvollen Rahmen das Ja-Wort geben möchten. Platz gibt es hier für bis 25 Personen. Der Schäfershof hat einen besonderen Vorzug, wie Julia Neckham mitteilt: „Sehr beliebt bei den Brautpaaren ist der anliegende Garten, in dem wundervolle Fotos zur Erinnerung an einen tollen Tag festgehalten werden können.“

Ebenfalls in Osterwieck liegt der Bunte Hof. „Der Rittersaal ist die richtige Wahl für große Hochzeitsgesellschaften“, rät sie, weil er bis zu 70 Personen Platz bietet.

Außerdem haben Brautpaare in der Wasserburg Zilly die Möglichkeit, in den Bund der Ehe zu treten. „Der mit Liebe zum Detail restaurierte Raum besticht durch seine wunderschönen Malereien der Spätrenaissance“, sagt Julia Neckham. „Das Besondere ist hier zudem, dass die Trauleute mit ihren engsten Angehörigen an einem runden Tisch Platz nehmen können.“ Bis zu 30 Gäste haben im Trauzimmer der Wasserburg Platz.

Inspiration für die eigenen Hochzeitspläne

In der Dorfkapelle Suderode finden 50 Personen Platz. Da diese nicht beheizt werden kann, steht sie nur von Juni bis August zur Verfügung.

Standesbeamtin Neckham hat festgestellt, dass alle vier Orte gleichermaßen gefragt seien. „Jede der vier Möglichkeiten hat ihr eigenes Flair“, findet Kollegin Aßmann. „Welche in Frage kommt, liegt an den Interessen des Paares.“

Diese kommen nicht nur aus der Einheitsgemeinde, sondern aus der näheren Umgebung wie Wernigerode, dem Nordharz oder Huy, berichtet Julia Neckham. „Aber auch von weiter weg. Ich habe einmal ein ganz tolles Pärchen aus Hamburg getraut“, erinnert sie sich an die Hochzeit zweier Bräutigame. Gleichgeschlechtliche Trauungen seien bisher selten in Osterwieck vorgekommen, erzählt sie.

Jede Eheschließung ist etwas Besonderes

„Jede Eheschließung ist etwas Besonderes“, findet Anja Aßmann. Besonders in Erinnerung geblieben sei ihr beispielsweise eine Hochzeit in Schwarz mit einem Brautpaar im Gothic-Look, schildert sie.

Bei der Vielzahl an Eheschließungen, die sie seit Aufnahme ihrer Standesbeamtentätigkeit im Jahr 2013 erlebt hat, lasse sie sich auch gern selbst inspirieren. So steht die eigene Hochzeit der 35-Jährigen unmittelbar vor der Tür. Am 24. Juli werden sie und Stötterlingens Ortswehrleiter Uwe Ahrens sich in der Kapelle in Suderode vermählen.

„Es ist aufregend, einmal selbst den Platz der Braut einzunehmen“, gibt sie offen zu und freut sich besonders, dass ihre Chefin, die Bürgermeisterin Ingeborg Wagenführ (Buko) sie trauen wird. Die Vorbereitungen für Anja Aßmanns großen Tag sind fast abgeschlossen, bis auf ein winziges Detail, wie sie augenzwinkernd verrät: „Wir müssen noch den Hochzeitstanz üben.“

In der Wasserburg Zilly findet sich die Hochzeitsgesellschaft am runden Tisch zusammen.
In der Wasserburg Zilly findet sich die Hochzeitsgesellschaft am runden Tisch zusammen.
Foto: Stadt Osterwieck
Standebeamtin Julia Neckham traut hier ein Paar im Schäfershof in Osterwieck.
Standebeamtin Julia Neckham traut hier ein Paar im Schäfershof in Osterwieck.
Foto: Stadt Osterwieck