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Coronavirus Grundschüler lernen vorerst zu Hause

Klassenleiter, Kinder und Eltern im Landkreis Harz geben Einblicke in den außergewöhnlichen Alltag beim Fernunterricht.

Von Ramona Adelsberger 25.03.2020, 13:02

Badersleben l Seit über einer Woche arbeiten die Schulkinder der Grundschule „Albert Klaus“ Badersleben wegen der Corona-Pandemie nun bereits im sogenannten Home-Office. Dies wird von Klasse zu Klasse unterschiedlich gesteuert.

„In der Klasse 3b nutzen wir die App ‚SchoolFox`“, berichtet Klassenleiter Jörg Zimmermann. „Mit diesem Programm bin ich als Lehrer ständig in Kontakt mit allen meinen Schülern und deren Eltern. Täglich bekommen die Kinder Aufgaben zugeschickt, auch Arbeitsblätter zum Selbstausdrucken sind möglich. Wenn etwas unklar ist, können direkt Rückfragen gestellt werden, diese kann ich sofort beantworten.“ Praktisch sei auch das zügige Versenden von Formblättern an die Eltern, zum Beispiel zur Notbetreuung oder wichtigen Informationen.

Zusätzlich arbeiten fast alle Schüler regelmäßig mit der ANTON Lernapp, in der sie auch passende Aufgaben zum aktuellen Lernstoff vorgeschlagen bekommen. „Das Feedback ist überwiegend sehr positiv. Die Kinder lernen fleißig. Viele schicken Fotos ihrer Arbeiten im Home Office an mich zurück“, berichtet Zimmermann erfreut, weiß aber auch, dass es mitunter nicht einfach ist, zu Hause Schularbeit und Beruf unter einen Hut zu bekommen.

So berichtet Maria Lohmann, deren gesamte Familie im Home Office arbeitet, über den Alltag: „Wir versuchen, den täglichen Kampf in den Griff zu bekommen, denn das Verstehen, dass man zu Hause auch fleißig arbeiten muss, ist bei den Kindern doch noch nicht in den Köpfen angekommen. Zu Hause ist eben zu Hause. Eigentlich die Insel der Entspannung und zum Spielen.“ So gut es geht, versuche sie mit Engelszungen den Alltag schulisch zu gestalten und doch irgendwo auch kindgerecht zu bleiben. „Neue Herausforderungen in dem Nebeneinanderarbeiten entstehen dadurch natürlich auch.“ Sie habe Glück, dass ihre Firma Home-Office eingerichtet hat und sie ihren Sohn Vincent optimal betreuen könne.

Trotzdem sei es manchmal nicht so einfach, dem Kind verständlich zu machen, dass Mama jetzt mal Ruhe braucht und telefonieren oder eine E-Mail schreiben und sich dabei konzentrieren muss. „Ich denke, wir haben inzwischen einen guten Mittelweg gefunden.“ Irgendwie sei durch Corona gerade zwar alles anders, aber nicht unbedingt schlecht. „Wir spielen Gesellschaftsspiele, widmen uns gemeinsam der Gartenarbeit und rücken als Familie zusammen. Für Uroma und Uropa gehen wir einkaufen. Und irgendwie wird uns als Eltern auch bewusst, dass es für die Lehrer nicht immer leicht ist, die Kinder von ihren Arbeiten zu überzeugen.“

Gemeinsam mit seiner Mutter Katja Geling hat Aryan zu Hause ein Experiment umgesetzt und mit Seife, Wasser und Pfeffer demonstriert, wie wichtig das Händewaschen mit Seife ist. Das Ergebnis war eindeutig:„Bei ungewaschenen Händen bewegt sich der Pfeffer nicht. Bei mit Seife gewaschenen Händen weicht der Pfeffer sofort zurück“, berichtet Katja Geling über den Selbstversuch. Ansonsten vermisse Aryan die Schule sehr und freue sich tatsächlich täglich auf die Nachricht des Lehrers mit den Aufgaben.

Sabine Meyer, die Mutter von Louis, bedankt sich bei Jörg Zimmermann: „In dieser besonderen Situation bin ich jetzt sehr dankbar, dass wir über diese App kommunizieren und Aufgaben empfangen können.“

Heidi Häbecke, die Mutter von Lucas, beschreibt ihren häuslichen Alltag so: „Neben den Aufgaben für die Schule wird auch mal kreativ gearbeitet.“ Auch Bewegung zwischendurch dürfe nicht fehlen. Als Mutter legt sie Wert auf Strukturen und führt, gemeinsam mit Lucas, ein Tagebuch für die wichtigsten Dinge des Tages. „Für die Kinder auch ganz wichtig ist die Aufklärung zum Thema Coronavirus, schon die Kleinen müssen viel verarbeiten und haben ebenso große Sorgen. Wir müssen, gerade jetzt, Ausgleich und positive Erinnerungen schaffen.“

Die Mutter von Jannis beschreibt den Spagat zwischen dem lernenden Kind, einem weiteren, das alle zehn Minuten fragt „was können wir spielen“ und nicht zuletzt auch der Verpflegung der Kids. Als Mutter sei sie sehr froh, dass sie die Möglichkeit habe, über die SchoolFox App mit dem Klassenleiter zu kommunizieren und Jannis dadurch nicht allzuviel vom Unterricht versäumt. „Vielen Dank, dass Sie uns so gut mit Unterrichtsmaterial versorgen.“

Als Jörg Zimmermannn diese App SchoolFox zu Beginn dieses Jahres entdeckt hat, war Corona noch weit weg. Trotzdem hatte er sofort allen Eltern seiner Klasse vorgeschlagen, diese Anwendung zu installieren, um einen schnellen und unproblematischen Kontakt zu haben. Das zahlt sich nun aus. „Ich habe als Lehrer den Überblick, bin in ständigem Kontakt mit den Schülern und kann bei Unklarheiten sofort reagieren.“ Die App sei zugelassen, leicht verständlich und entspreche den aktuellen Datenschutzstandards. Als Endgeräte genügen ein Computer, Tablet oder ein Smartphone.