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Die Besten im Harz Aufstieg zur Trauung in luftige Höhen

Die Volksstimme stellt die besten Sehenswürdigkeiten im Harz in einer losen Serie näher vor. Heute: Der Baumwipfelpfad in Bad Harzburg.

Von Holger Hadinga 03.03.2016, 11:00

Bad Harzburg l Am 8. Mai 2015 wurde in Bad Harzburg der Baumwipfelpfad eröffnet. Innerhalb von einigen Monaten hat er sich bereits zu einem Publikumsmagneten entwickelt.

„Wir haben mit rund 100 000 Besuchern pro Jahr gerechnet. Mittlerweile sind es schon 200 000“, berichtet Eva-Christin Ronkainen, die Leiterin der Einrichtung. Weiter sagt sie: „Wegen des großen Andrangs wird derzeit ein weiteres Ticketcenter mit Gastronomiebetrieb gebaut. Im Mai ist es fertig. An Spitzentagen kamen bis zu 3000 Leute, die lang wegen Eintrittskarten anstehen mussten.“ Grund für diesen Boom sind nicht nur 33 originelle Informationsstationen auf dem Baumwipfelpfad, sondern auch viele kulturelle Veranstaltungen.

Der Pfad ist rund einen Kilometer lang und hat eine Höhe von acht bis 22 Meter. Bauherr sind die Kur-, Tourismus- und Wirtschaftsbetriebe der Stadt Harzburg GmbH, Betreiber das Dienstleistungsunternehmen HarzVenture GmbH. Der erste Baumwipfelpfad Niedersachsens führt durch alte Kronen im Kalten Tal des Harzes und garantiert einen herrlichen Ausblick.

Die barrierefreie Strecke beginnt an der gigantischen Einstiegskrone, die insgesamt 30 Meter groß ist und eine 26 Meter hohe Aussichtsplattform besitzt. „Bei der Konstruktion der Krone wurden 750 Tonnen Stahl verwendet. Dieses Material ist sehr robust und haltbar. Damit sind demnächst keine Reparaturen beziehungsweise Umgestaltungen nötig, was Eingriffe in die Natur vermeidet“, erklärt Eva-Christin Ronkainen. Der Pfad besteht übrigens aus Lärchenholz.

Die interessanten Stationen stellen unter anderem das heimische Holz vor. „In der Region gibt es nämlich 30 verschiedene Baum- und Straucharten“, erklärt Eva-Christin Ronkainen. So können die Besucher an der Station „Erkennst du die Bäume?“ das heimische Gehölz auch in die Hand nehmen. Hier stehen Proben von beispielsweise Lärche oder Esche bereit.

Beim „Duft des Waldes“ wird der Geruchssinn inspiriert. Entsprechende Kästen enthalten Originalextrakte von Waldmeister, Fichten- sowie Kiefernnadeln. Ein Blickfang sind mit einer Motorsäge riesige geschnitzte Waldfrüchte der Harz-Bäume.

Wie sieht es in einer Spechthöhle aus? Auch dieses Geheimnis wird an einer Station mit einem Nachbau gelüftet. „Obwohl die Eier im Nest aus Gips sind, wurden sie hin und wieder von kleinen Räubern gestohlen“, sagt die Leiterin des Baumwipfelpfades. Sie vermutet einen Marder oder Wiesel. „Denn für einen Waschbär ist die Spalte im Baum zu klein.“

Wer auf dem weiteren Weg genau in den Wald schaut, entdeckt Attrappen vom heimischen Wild. Dazu gehören zum Beispiel das Reh sowie der Hirsch. Natürlich darf bei den Stationen auch der im Harz wieder angesiedelte Luchs nicht fehlen.

Per Knopfdruck sind typische Laute dieser Raubkatze zu hören. Ebenfalls mit Akustik ist der Haltepunkt an einer typischen Harzer Kiepenfrau ausgestattet, welche früher im Wald unterwegs war. So erzählt die aus Holz gestaltete Frau aus ihrem harten Alltag. „Ihre Arbeit war sehr schwer. Sie brachten unter anderem Lebensmittel in den Oberharz und legten pro Tag 20 bis 40 Kilometer zurück. Die Last in den Kiepen betrug dabei 20 bis 40 Kilogramm“, weiß Ronkainen.

Ein weiterer Höhepunkt auf dem Pfad ist die Geologiestation mit Blick auf einen typischen Harzer Felsen. Außerdem können die Besucher hier heimische Gesteinsproben betrachten. Dazu zählen vor allem Granit, Muschelkalk, Magnetgestein sowie Grauwacke. Besonders beliebt ist diese Plattform besonders von Mai bis Oktober.

Der Grund: Paare können sich hier das Ja-Wort geben. „2015 waren es drei Trauungen, für dieses Jahr liegen bereits fünf Anmeldungen vor“, sagt die Leiterin. Zudem verrät Eva-Christin Ronkainen, dass sie sich hier im August trauen lassen wird.

Abwechslungsreiche kulturelle Veranstaltungen sind in diesem Jahr zum Beispiel eine Lesung des Krimiautors Helmut Exner am Freitag, 17. Juni, oder am Freitag, 1. Juli, der Auftritt von Liedermacher Stefan Solo.

In besonderem Glanz erstrahlt der Pfad samt Einstiegskrone am 20. und 21. August. Dann findet wie bereits 2015 das Wipfelleuchten statt. Im Rahmen des Salz- und Lichterfestes wird die originelle Beleuchtung eine Augenweide sein. Dazu gibt es eine Cocktailbar und Lounge. Ebenfalls warten in diesem Jahr auf die Besucher erneut etliche Erlebnisführungen bei Tag sowie in der Abenddämmerung.

Am 16. Dezember letzten Jahres hat die Anlage gewissermaßen einen kleinen Bruder erhalten: Der 700 Meter lange Wurzelpfad öffnete seine Pforten. Er hat sieben Stationen und befindet sich unterhalb des Baumwipfelpfades. Träger sind die Niedersächsischen Landesforsten. „Das ist eine tolle Ergänzung, denn ohne Böden gibt es keine Wipfel“, sagt Eva-Christin Ronkainen. Unter anderem zeigt ein so genannter Totholzstamm, welche Lebewesen sich in diesem Gehölz befinden. Höhepunkt auf diesem Pfad ist sicherlich der Wurzeltunnel. Hier können sich die Besucher das verzweigte Geflecht von unten ansehen.