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Portait Zwischen Bühne und Brandenburger Tor

David Barnigeroth tanzt auf vielen Hochzeiten. Der 23-Jährige aus Bühne macht Musik. Für eine Familienfeier oder vor Millionenpublikum.

Von Mario Heinicke 13.03.2018, 00:01

Bühne l Die vergangenen zwei Monate hat es David Barnigeroth etwas ruhiger angehen lassen. Er war länger als sonst daheim in Bühne. Ansonsten steht er eher auf einer Bühne oder zumindest in deren Nähe. Als DJ Banjo, Fahrer von Promis oder Sicherheitsmann.

Mit seinen 23 Jahren hat Barnigeroth schon einiges erreicht und viele Leute aus Funk und Fernsehen kennengelernt. „Schule“, sagt er, „war nie mein Ding. Musik stand immer an erster Stelle.“

Mit 13, 14 Jahren fing er an, zu Geburtstagen, Hochzeiten und anderen Feiern als DJ Musik aufzulegen. Auch seinen ersten öffentlichen Einsatz hat er nicht vergessen, das war in „Ackis Disco“ in Osterwieck. Einem Partyort, mit dem er bis heute eng verbunden ist.

Mit seinen Verbindungen konnte er nun auch Ex-Dschungelkönigin Melanie Müller für einen Auftritt bei „Acki“ gewinnen. Nächsten Freitag, 16. März, wird sie hier ab 21 Uhr mit Ballermann-Hits auf einer „Malle-Party“ auftreten.

Melanie Müller polarisiert beim Publikum. David Barnigeroth kennt das von sich selbst. „Vielleicht verstehen wir uns deshalb so gut.“ Mit der Leipzigerin traf er schon öfter zusammen, nennt sie „eine gute Freundin.“

Dass Barnigeroth oft unter Promis – Schauspielern und Sängern – ist, sieht er als Grund, dass ihn der eine oder andere auch mal als „abgehoben“ bezeichnet. In Kommentaren der sozialen Netzwerke liest er das. Er selbst weist das aber von sich, denn Promis sind nach seinen Worten auch nur Menschen. „Die kochen auch nur mit Wasser.“

In die Szene gekommen ist der junge Mann aus Bühne durch Zufall. „Ich war zur richtigen Zeit am richtigen Ort.“

Mit 16 Jahren lernte er bei einem Konzert, bei dem er als Fan war, Stephan Weidner kennen. Einen Musikproduzenten, Bassist, Sänger und Songwriter, bekannt geworden durch die Band „Böhse Onkelz“. Weidner war auch Produzent von „Eschenbach“. Barnigeroth ging schließlich mit dieser Rockband auf Tournee. „Vom Fan zum Roadie“, sagt er.

Eine Berufsausbildung hat David Barnigeroth nicht absolviert. „Ich könnte mir auch nicht vorstellen, dass ich bei VW an einem Band arbeite.“ Die persönliche Freiheit sei ihm wichtig. So ist er heute Selbstständiger, auch bei seiner Arbeit für eine Securityfirma und eine Filmproduktionsfirma, beide im Harz ansässig und miteinander vernetzt.

So arbeitete David Barnigeroth oft als Fahrer bei Film-Dreharbeiten, chauffierte Schauspieler über Hunderte Kilometer von ihren heimischen Theatern zum Harzer Drehort und zurück. Der Bühner sieht sich bei diesen Einsätzen als „Mädchen für alles“. Auch für Fernsehaufnahmen der Après-Ski-Hits in Österreich waren seine Dienste gefragt. „Meist als Fahrer und Helfer.“ So kam er mit vielen Künstlern in Kontakt. Ihn überrascht es dabei heute noch, wie klein diese Welt eigentlich ist. „Man kennt sich einfach.“

Über die Wernigeröder Produktionsfirma kam David Barnigeroth auch zu seinem bisher größten Einsatz. Nicht hinter, sondern auf der Bühne.

Am Silvesterabend schaute er sich in Bühne mit Freunden im Jugendklub die Silvesterparty aus Berlin an, als ihn um 22 Uhr der Anruf erreichte, ob er spontan eben dorthin ans Brandenburger Tor kommen könnte, um als DJ Musik zu machen. Barnigeroth sammelte seinen Laptop und die Musik-Sticks ein und flog förmlich in die Hauptstadt. Mitternacht war er da.

„Ich dachte, ich sollte irgendwo am Rande in einem Zelt Musik für eine Aftershowparty im kleinen Kreis machen.“ Sollte er nicht, seine Dienste waren auf der Hauptbühne, direkt im Anschluss an die Fernsehübertragung gefragt. Also für eine Million Menschen.

Dort legte Barnigeroth für zwei Stunden seine Musik, seinen Musikgeschmack auf. „Zu Hause weiß ich ja, was das Publikum hören möchte.“ In Berlin war es für ihn ungewiss. Aber er freute sich, dass Berliner Zeitungen danach die Musik lobten.

Für seine Karriere als DJ bedeutete das Brandenburger Tor einen Sprung nach vorn. Vorige Woche erhielt Barnigeroth gerade die Zusage, nächstes Silvester wieder in Berlin auflegen zu dürfen.

Unterdessen ist er im Raum Osterwieck auch schon selbst als Veranstalter aufgetreten. Die Rockband „Eschenbach“ war dadurch in Rimbeck und Osterwieck zu Gast. Im Sommerbad Osterwieck organisierte er voriges Jahr eine große Party. Nicht alles war allerdings so gelaufen wie geplant, räumt er ein. In Rimbeck habe seinerzeit ein Gast erheblichen Schaden am Schützenhaus fabriziert, im Sommerbad sorgte ein Unwetter dafür, dass das Gelände ziemlich ramponiert hinterlassen wurde. „Eine Party im Sommerbad werde ich nicht wieder machen“, ist seine Lehre daraus.

„Ackis Disco“ aber will David Barnigeroth treu bleiben, hier fing für ihn alles so richtig an. Das Brandenburger Tor bringt ihm nun auch Engagements weiter weg von der Heimat. So soll er nächsten Winter in Österreich selbst Apres-Ski-Partys gestalten.

„Ich mag das Reisen“, sagt er. Doch aus seinem Heimatort Bühne wegzugehen, sei zumindest bisher kein Thema. Beruflich will Barnigeroth, der nächsten Monat 24 Jahre alt wird, als DJ Banjo weiter durchstarten. „So lange wie es geht.“