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Domina Präsentation auf dem Domplatz

Was wird aus der Domina, der größten Glocke des Domgeläuts in Halberstadt?

Von Jörg Endries 03.06.2020, 04:00

Halberstadt l Vor zwei Jahren verstummte die Stimme der Stadt – die größte Glocke im Geläut des Halberstädter Doms, die Domina. Jetzt ist das ­Projekt zur künftigen Präsentation der ausrangierten ­Domina reif für die Umsetzung, informierte Peter Pinkernelle, Vorsitzender des Fördervereins Dom und Domschatz.

Der Schrecken über die ­Hiobsbotschaft war 2018 groß. Fachleute stellten irreparable Schäden an der Glockenaufhängung fest. Die Domina darf seitdem nicht mehr erklingen. Nur 19 Jahre nach ihrem spektakulären Neuguss auf dem Domplatz, der von tausenden Halberstädtern live verfolgt wurde, muss die Glocke aufs Altenteil geschickt werden. Das bedeutet eigentlich, dass die Domina als Materialspende für eine neue Domina wieder eingeschmolzen werden müsste.

Diese Vorstellung jagte vielen Bürgern eine Gänsehaut über den Rücken. Unzählige unterstützten 1999 den vom ehemaligen Oberbürgermeister Halberstadts und Unternehmer Harald Hausmann (parteilos) initiierten Neuguss großzügig finanziell mit Spenden. Die Domina ist deshalb für viele Halberstädter „ihre Glocke“. Die Mitglieder des Fördervereins Dom und Domschatz starteten daraufhin eine Initiative, damit die Halberstädter „ihre“ Domina behalten können und der Dom trotzdem wieder eine neue ­Glocke bekommt. Während der jüngsten Sitzung des Stadtentwicklungsausschusses stellte Peter Pinkernelle, Vorsitzender des Vereins Dom und Domschatz, das vom Verein betriebene anspruchsvolle Projekt zur Präsentation der Domina auf dem Domplatz vor.

Die 1999 gegossene Domina soll nicht eingeschmolzen werden. Für viele Bürger war der Neuguss ein prägendes und emotionales Ereignis, betonte Peter Pinkernelle. Die Identität der Stadt mit der Glocke sei sehr groß. „Wir sind der Kulturstiftung des Landes Sachsen-Anhalt daher dankbar, dass sie uns die defekte Glocke als Dauerleihgabe zur Verfügung stellt.“ Daraus sei im Förderverein die Idee entstanden, die Glocke auf dem Domplatz würdig zu präsentieren. Und das soll nicht irgendwo geschehen, sondern genau dort, wo sie vor 21 Jahren spektakulär gegossen wurde.

Zwei Varianten zur künftigen Präsentation der Domina lagen auf dem Tisch. Eine sah vor, die Glocke in der geöffneten Gussgrube auf einem Gestell stehend zu zeigen, umgeben von einem Geländer. Die über vier Meter tiefe Grube wäre unter der Domina durch ein spezielles Stahlnetz gesichert. Großer Nachteil wäre, dass die Glocke zwar zu sehen aber nicht zugänglich wäre, so der Vereinsvorsitzende. Dieser Aspekt sei letztendlich ausschlaggebend dafür gewesen, dass eine Mehrheit der Vereinsmitglieder die zweite Variante bevorzugte. Obwohl die Variante 1 mit Kosten in Höhe von etwa 41 000 Euro wesentlich günstiger als Variante 2 käme, die immerhin 65 000 Euro kostet.

Sie sieht vor, dass über der Gussgrube eine begehbare Plattform entsteht, auf der die Domina frei zugänglich auf einem Ständerwerk thront. „Aus Richtung der Liebfrauen­kirche hat man den Eindruck, die Domina würde über der Gussgrube schweben“, schwärmte Peter Pinkernelle. Die Plattform besteht aus einer ­Metallkonstruktion, der Boden aus einem dicken ­Spezialglas, das nicht nur das Betreten der Plattform erlaubt, sondern auch den Blick in die Gussgrube ermöglicht, erklärte Peter Pinkernelle. Möglich wäre damit künftig auch eine Beleuchtung der Glocke in den Abend- und Nachtstunden.

Bedenken, dass das Glas zerkratzt werden könnte und damit der Blick in die ­Grube über kurz oder lang nicht mehr möglich wäre, zerstreute der Vereinschef. „Kratzunempfindliches Spezial­glas kommt zum Einsatz.“

Bastian Herbst von der Herbst Plan-Consult GmbH, der das Projekt als Fachmann begleitet, schloss Befürchtungen aus, dass die Glas­konstruktion von innen beschlagen könnte. Die begehbare Fläche würde ringsherum eine Belüftung besitzen, die die Feuchtigkeit wirksam ableitet.

Aus den Reihen der ­Mitglieder des Stadtentwicklungsausschusses wurde die Sorge geäußert, dass mit der frei zugänglichen Variante die Gefahr von Vandalismus steigen würde. Die Befürchtung hat auch Michael Herrmann (CDU), Vorsitzender des Stadtentwicklungsausschusses. „Wenn man direkt an die ­Glocke treten kann, sind Vandalismusschäden vorprogrammiert. Darum plädiere ich für die andere Variante.“ Abgesehen davon unterstützt er das Projekt. „Es ist richtig, dass es auf dem Domplatz umgesetzt wird.“

„Der Charme, an die Glocke herantreten zu können, steht für uns über jeglichen Vandalismusgedanken“, unterstrich ­Peter Pinkernelle. Der Förderverein Dom und Domschatz rechnet damit, dass das Projekt ab 2021 umgesetzt werden kann. Die Kulturstiftung Sachsen-Anhalt plane im kommenden Jahr, die 8,5 Tonnen schwere Domina neu gießen zu lassen. Dann könnte man die beschädigte Glocke vom Turm holen.

Zur Finanzierung des ­Vorhabens startet der Förderverein eine Spendenaktion. Große und kleine Zuwendungen seien gleichermaßen willkommen, so Peter Pinkernelle. 12 000 Euro würden sich bereits auf dem Spendenkonto befinden.

Der Stadtentwicklungsausschuss unterstützt den Favoriten des Fördervereins, die Variante 2, votierte mit einer Gegenstimme dafür.

der Förderverein führt ein Spendenkonto bei der Harzsparkasse. Einzahlungen bitte unter IBAN DE87810520000352006668, Kennwort „Domina“ oder „Glocke“