Großes Fest Doppeljubiläum im Volksbad bei Osterwieck
Schauen feiert sein Freibad. Seit 70 Jahren in Betrieb, wird es seit 20 Jahren von einem Förderverein verantwortet. Wie es dazu kam.

Schauen. - Heute ist es fast Normalität, dass Freibäder in finanziell klammen Gemeinden von Vereinen betrieben werden. Vor zwei Jahrzehnten aber war das noch Neuland, ein Weg ins Ungewisse. Die Gemeinde Schauen war die erste im Landkreis Halberstadt, die ihr Freibad in die Selbstständigkeit schickte, noch ein Jahr vor Aderstedt. Ein Dorf, das gerade all sein Geld in die geförderte Dorferneuerung gesteckte hatte. Die Straßen waren neu, eine Kaufhalle zur Kindertagesstätte umgebaut. Doch auf der Kehrseite plagten die Gemeinde 2003 massive Haushaltsprobleme. Schon in dem Jahr sollte eigentlich das Freibad geschlossen bleiben. Eine zweckgebundene Großspende ermöglichte dann doch letztmals den kommunalen Freibadbetrieb.
2004 aber war das Bad ganz aus dem Haushaltsplan gestrichen worden. Dass es mit den Badefreuden im „Volksbad Tünnekenbrunnen“ dennoch nahtlos weiterging, lag an damals vielen jungen Leuten, die zunächst eine Interessengemeinschaft gründeten und im Herbst 2004 einen Förderverein. Übrigens damals wie heute von Thomas Prygodda geleitet.
Die Schauener hatten eigentlich schon immer ein besonderes Verhältnis zu ihrem Freibad. Denn es war keine Baufirma, die das Schwimmbecken baute, sondern es waren die Männer des Dorfes. Sie waren 1952 sogar dazu verpflichtet worden.
Und das kam so. In jenem Jahr hatte eine Maul- und Klauenseuche das Dorf heimgesucht. Das Dorf durfte wegen der damit verbundenen Quarantäne nicht verlassen werden, auch nicht zur Arbeit im anderen Ort. In der Gemeinde besann man sich des alten Freibad-Projekts. Denn schon in den 1930er Jahren war mit dem Bau der Seitenwände begonnen worden. Als der Zweite Weltkrieg begann, musste der Bau eingestellt werden. Das Gelände am Dorfrand verkam mit den Jahren zum Mülllagerplatz.
Während der Quarantänezeit also legten die Männer, die nicht auswärts zur Arbeit fahren durften, los. Die Anlage wurde entrümpelt, die Giebelwände, Fußboden und Umkleidekabinen wurden fertig gestellt. Sanitäranlagen und ein Kiosk kamen ab 1990 hinzu. Eine eigentlich notwendige Modernisierung konnte sich die Gemeinde nach der Wende nicht leisten.
Ein richtiges Schmuckstück ist das Schauener Freibad erst unter der Regie des Fördervereins geworden. In ungezählten Arbeitsstunden der Mitglieder über die 20 Jahre. So bekam das Wasserbecken einen neuen Boden, um endlich der großen Wasserverluste Herr zu werden. Über eine Filteranlage verfügt das Freibad heute. Neuerdings sogar über eine Solaranlage. Das Schauener Volksbad gilt als echter Geheimtipp, was die Anwesenheit auswärtiger Badegäste unterstreicht.
Finanzen und technische Anlagen sind aber nur die eine Seite des Badbetriebes. Ohne Aufsichtspersonal ist alles nichts. Schon mit der Gründung des Fördervereins ließen sich die ersten Mitglieder zu Rettungsschwimmern ausbilden. Aktuell verfügt der Verein über ein Pool von gut 15 Frauen und Männern, die nach einem Plan die täglichen Öffnungszeiten über den Sommer absichern. Über die Osterwiecker DRK-Wasserwacht werden sie ausgebildet beziehungsweise halten sich im Training fit.
Schon vor 20 Jahren war es eine wesentliche Motivation für die Ini-tiatoren gewesen, dass die Kinder des Dorfes weiterhin in Schauen das Schwimmen erlernen sollten. Der Verein strebt auch heute noch an, dass zur Einschulung jedes Mädchen und jeder Junge über das „Seepferdchen“ als Schwimmnachweis verfügt.
Über etwa 75 Mitglieder verfügt der Verein heute. Das ist nahezu jeder sechste Schauener und dokumentiert, wie tief das Freibad im Ort verwurzelt ist. Wenn der Verein alljährlich zum Schwimmbadfest einlädt, ist das daher auch immer ein kleines Dorffest.
Diesmal zum doppelten Jubiläum ist alles etwas größer, sogar über zwei Tage. Am Freitag, 9. August, wird um 19 Uhr zur „Tropischen Nacht“ mit Goodfellas Deejay eingeladen. Am Sonnabend, 10. August, geht es um 15 Uhr weiter mit Neptunfest, Bootswettbewerb, Comedy-Modenschau sowie musikalischer Begleitung durch Steffi Lüttgau, Dietmar Hartwig und DJ Carsten.
