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Leer stehende Häuser Drei Osterwiecker Problemhäuser weniger durch Abriss

Etliche Gebäude der historischen Altstadt liegen brach. Den Gründen und Aussichten auf der Spur (4. und letzte Folge).

Von Mario Heinicke 29.07.2025, 18:00
Für die drei über einen langen Zeitraum leer stehenden Häuser Tralle 4 bis 6 war Ende vergangenen Jahres der Abriss die letzte Option gewesen.
Für die drei über einen langen Zeitraum leer stehenden Häuser Tralle 4 bis 6 war Ende vergangenen Jahres der Abriss die letzte Option gewesen. Foto: Mario Heinicke

Osterwieck. - Über die laufende Sanierung und überhaupt Rettung der wertvollen Fachwerkhäuser Rosmarinstraße 7 bis 10, dem früheren Gasthaus zur Tanne, ist schon in der ersten Folge berichtet worden. Eigentlich ist es schon die zweite Rettung des Hauses, denn im Januar 1884 wütete auch in der Rosmarinstraße der große Stadtbrand, der seinen Ausgangspunkt in der Schützenstraße hatte und 44 Wohnhäuser und Nebengebäude vernichtete.

An Leerstand bleibt nach Neubezug der Tanne Anfang 2026 in der Rosmarinstraße nur noch die Nr. 6, die frühere Bäckerei Dobus beziehungsweise das Café Reiche, wie an der Fassade noch zu lesen ist. So oder so – es sind keine Sanierungsabsichten durch den Eigentümer bekannt.

Bauen im Sonnenklee

In der Sackstraße ist, seit die Nr. 8 saniert ist, kein Leerstand mehr bekannt. Auf dem Schreiberhof steht nur die Nr. 8 leer, früher eine Bäckerei. Kontakt zur Eigentümerin hat das Bauamt nicht. In der Schützenstraße wird die Nr. 2, historisch ein Brauhaus, zum Verkauf angeboten, wie auch auf einem Schild am Tor zu lesen ist.

Im Sonnenklee tut sich so einiges. Beim Eigentümer der Nr. 10 ist Bauamtsmitarbeiterin Katrin Löhr zuversichtlich, dass es über kurz oder lang zur Sanierung kommen wird. Für die Nr. 12 sind bereits Fördermittel reserviert zur umfassenden Modernisierung, während die Arbeiten an der Nr. 13 mittendrin sind.

Auch gegenüber an der Nr. 33 wird gebaut. Aus der Sanierung wird allerdings ein Fast-Neubau. Weil das alte Holz voller Schädlinge steckte und nicht zu retten war, wie Katrin Löhr schildert. Hier werde ohne Fördermittel gebaut. Ebenso wie nach einem Eigentümerwechsel im Sonnenklee 38.

In der Stephanikirchgasse sind mehrere Häuser unbewohnt, auch wenn es äußerlich nicht den Anschein hat. Kontakt zu einem Eigentümer gibt es aber nicht.

Die Stobentwete 1 wird als leer stehend aufgeführt. Hier ist der Eigentümer aber in kleinen Schritten dabei, das Haus mit dem Zauberknoten im Fachwerk zu sanieren.

Zynisch betrachtet: In der Tralle ist der Leerstand der Häuser 4, 5 und 6 seit Ende vorigen Jahres Geschichte. Sie wurden, nachdem plötzlich Steine herabgefallen waren, wegen Baufälligkeit abgerissen. Zwei der Häuser gehörten jenem unerreichbaren Iren von der Kapellenstraße 11/12. Der Landkreis übernahm daher den Abriss als Ersatzvornahme.

In der Wallstraße zeigt sich die Nr. 25 unbewohnt. Aber nur das Vorderhaus, im Garten ist es bewohnt. Bleibt im Alphabet der Straßenzüge der Wietholz mit seinen kleinen Häuschen. Von der Nr. 4 ist bekannt, dass sie momentan zum Verkauf angeboten wird. Die Nr. 8 hatte einer Erbengemeinschaft gehört. Nach dem Verkauf ist aber noch nichts passiert.

Leerstand ist schon weniger geworden

Die Übersicht über die Gebäude ist nicht vollzählig gewesen. Die genaue Zahl, wie viele Häuser heute leer stehen, ist ohnehin nur schwer zu ermitteln. Aber es sind sehr wahrscheinlich keine 70 mehr – und in einigen Jahren, wenn die begonnenen und angestrebten Bauvorhaben Realität werden sollten, noch weniger. „Ich denke, es hat sich schon einiges getan“, schätzt daher Katrin Löhr.

Dass die Stadt Eigentümer per Anordnung über ein Modernisierungs- und Instandsetzungsgebot nach Baugesetzbuch zum Handeln verpflichtet werden soll, wie es der Stadtrat erst im Juni per Beschluss aufgeschrieben hat, sieht die Bauamtsmitarbeiterin als nicht zielführend an. Eine wirkliche Handhabe besitze die Stadt ohnehin nur, wenn Gefahr im Verzug wäre. Also etwa Teile des Hauses herabzufallen oder einzustürzen drohten. In Osterwieck sei bei Problemen mit Eigentümern dann auch schon der Landkreis eingeschritten und habe derartige Maßnahmen vorgenommen und sich die Kosten als Sicherungshypothek ins Grundbuch eintragen lassen. Nicht nur in der Tralle 4/5.

Fördermittel brauchen Zeit

Katrin Löhr gibt zu bedenken: Modernisierung und Instandsetzung muss vom Eigentümer bezahlt werden können. Ein Fachwerkhaus zu sanieren, ist durch den denkmalpflegerischen Mehraufwand teurer als anderswo. Und Schlange stehen Bauwillige nicht. Eigentümern bauliche Aktivitäten mit Fördermitteln schmackhaft zu machen, ist indes schwieriger geworden. Seit der Neuausrichtung der Städtebauförderung vom Städtebaulichen Denkmalschutz zum Programm Lebendige Zentren vor fünf Jahren hat die Stadt nicht nur weniger Sanierungsgeld zur Verfügung, sondern die Bewilligung ist auch bürokratischer und zeitaufwändiger geworden.

Konnten Sanierungsmittel früher recht flexibel auf ein baureifes Vorhaben umgeleitet werden, muss es heute konkret mit dem jährlichen Antrag eingereicht werden. Heißt in der Praxis: Der Antrag der Stadt ans Land wird zum Jahresende gestellt, die Bewilligung kommt Ende des folgenden Jahres. Die Auszahlung der Mittel wird jetzt auf sieben statt früher fünf Jahre gestreckt. Hinzu kommen diverse Prüfungen von Vorhaben und Kosten. „Ich kann heute keinem Bauherrn sagen, ob und wann er Fördermittel bekommt. Das Prozedere kritisieren wir auch immer wieder gegenüber dem Land“, betont Katrin Löhr.

Die Schützenstraße 2 steht zum Verkauf.
Die Schützenstraße 2 steht zum Verkauf.
Foto: Heinicke
Rosmarinstraße 6, ein prägenden Gebäude auch für die Tralle.
Rosmarinstraße 6, ein prägenden Gebäude auch für die Tralle.
Foto: Heinicke
Für die Sanierung im Sonnenklee12 (vorn) sind schon  Fördermittel reserviert.
Für die Sanierung im Sonnenklee12 (vorn) sind schon Fördermittel reserviert.
Foto: Heinicke
In die Sackstraße reicht das Haus Gartenstraße 9. Es wird fremdverwaltet.
In die Sackstraße reicht das Haus Gartenstraße 9. Es wird fremdverwaltet.
Foto: Heinicke