Unvergessliches, zweiwöchiges Stipendiat für Ludwig Schulze im Blue Lake Fine Arts Camp in Michigan Ein 13-jähriger Hörsinger fliegt allein in die USA
Mit 13 Jahren hat sich Ludwig Schulze in das erste große Abenteuer seines Lebens gestürzt. Als einer der Jüngsten, die bisher eine solche Reise in die USA angetreten haben, war er zwei Wochen lang im Blue Lake Fine Arts Camp zu Gast.
Hörsingen/BlueLake l Mit einem ganzen Rucksack voller Erlebnisse, Erinnerungen und Erfahrungen ist Ludwig Schulze von einer aufregenden USA-Reise zurückgekehrt. Mit gerade mal 13 Jahren machte sich der Hörsinger ganz allein auf, um zwei Wochen im Blue Lake Fine Arts Camp in Michigan zu musizieren und dann auch noch für eine Woche bei einer Gastfamilie in Chicago in den Alltag amerikanischer Familien hineinzuschnuppern.
Wie kam es dazu? Im Sommer 2012 anlässlich der Jubiläumsfeierlichkeiten zum 900-jährigen Bestehen von Hörsingen gastierte das Southern-Winds-Orchester, bestehend aus Jugendlichen aus dem Blue Lake Fine Arts Camp in Hörsingen. Als Dank für die Gastfreundschaft bietet das Camp dann im darauffolgenden Jahr einem Jugendlichen die Chance, selbst in Twin Lake in Michigan zu Gast zu sein.
Diese Chance nutzte der Schlagzeug spielende Ludwig und bewarb sich um den zweiwöchigen Aufenthalt, noch keine so richtige Ahnung, was da auf ihn zukommen würde.
Er war in seinem Durchgang einer von sechs europäischen Jugendlichen unter 1400 vielfältig künstlerisch ambitionierten Amerikanern.
"Wir hatten bald ein Jahr lang jede Menge Schriftwechsel, E-Mails und Telefonate zu führen", erzählt Mutter Ellen Schulze. Sie und ihr Mann hatten verständlicherweise am meisten Sorge und Bedenken, dass Ludwig alles gut übersteht. Doch das Vertrauen in den Sohn und viele beruhigende Kontakte in die USA sollten sich lohnen.
Am 23. Juli startete Ludwig auf dem Düsseldorfer Flughafen seine erste große Reise ganz allein. "Bis dahin haben wir ihn begleitet und in den Flieger gesetzt", sagt Ellen Schulze. Von da an war er auf sich allein gestellt, zu alt, um noch eine Flugbegleitung (bis 12 Jahre) zu erhalten, aber eigentlich noch viel zu jung, um schon ganz allein viele 1000 Kilometer weit von zu Hause in Chicago zu landen.
Für Ludwig begann das erste ganz große Abenteuer seines Lebens. In Chicago traf er auf die Mutter eines Fine-Arts-Studenten, die zufällig den selben Weg nach Blue Lake hatte und ihn schon erwartete, um mit ihm den zweiten, rund einstündigen Flug mit einer viel kleineren Maschine zu absolvieren.
Als Ludwig am Eingang des Blue Lake Camps sein Handy abgeben musste, riss der SMS-Kontakt zu den Eltern ab. Drei Tage ohne Lebenszeichen - länger hielt es Ellen Schulze, die mit Mann und Tochter zeitgleich zu einem einwöchigen Türkei-Urlaub aufgebrochen war, nicht aus. Ein Anruf bei ihrer Kontaktperson in Blue Lake, Sandy, landete auf dem Anrufbeantworter. "Zum Glück kam umgehend ein Rückruf, dass alles in Ordnung ist und Ludwig "has a big time in Blue Lake".
Am beeindruckendsten empfand der Gymnasiast, der inzwischen seinen 14. Geburtstag feiern konnte, die Freundlichkeit der Menschen in Amerika. Auch die immense Disziplin und der strenge Lagerrhythmus waren extrem ungewohnt für den Hörsinger.
Spätestens um 7 Uhr mussten die Studenten im Camp aus den Federn. Ob die Zimmer aufgeräumt sind, wurde streng kontrolliert. Nur, wenn alle aus einer Wohneinheit zusammen an der Frühstückshalle versammelt waren, durfte gefrühstückt werden. Abends war es nicht anders. Wer am besten aufräumte und Tische reinigte, erhielt am Ende der Woche ein Eis zur Belohnung. Zweimal kam Ludwigs Gruppe in den Genuss. Zweimal am Tag wurde geprobt. "Nach einer Art Casting zu Beginn kam ich in die Gruppe der Percussions- instrumente", erzählt Ludwig. Das hieß in dem riesigen Lager hin- und herzulaufen, denn die Proben fanden an unterschiedlichen Stellen statt.
Zusätzlich am Nachmittag wurde den Studenten so etwas wie eine Freizeitbeschäftigung auferlegt. Für den Pfadfinder erprobten Ludwig hieß das, Wandern und Klettern unter Führung erfahrener Leute.
Höhepunkt des zweiwöchigen Camps war das Konzert am 4. August, von dem seine Eltern sich sogar einen Live-Mitschnitt besorgen konnte, der ihnen ganz neue musikalische Welten ihres Sohnes erschließt. Märsche und Filmmusiken spielt er sonst nämlich nicht.
Im Konzert, das für die Eltern der Studenten gegeben wird, stellt der Moderator Ludwig als deutschen Studenten vor. "Wir hatten natürlich auch eine Einladung bekommen", sagt Ellen Schulze, aber mal eben so für ein Konzert in die USA reisen... So musste sich die Familie daheim mit dem Mitschnitt begnügen.
Im Anschluss verbrachte Ludwig eine tolle Woche in Chicago bei einer netten Gastfamilie mit zwei älteren Jungs, hatte Zeit zum Shoppen, zum Sightseeing und war mit seinen Gasteltern im Country-Club. "Ein paar T-Shirts und für meine Schwester Schuhe", sagt Ludwig zu dem, was er sich bei einer Shopping-Tour geleistet hat. Wegen seines Alters, durfte er nicht mehr als Waren im Wert von 150 Dollar einkaufen und mitbringen.
Diese dreiwöchige USA-Erfahrung hat Ludwig reifen lassen, weiß seine Mutter im Nachhinein. Sie ist froh, ihn trotz aller Sorgen ziehen gelassen zu haben, und stolz, wie er all die Herausforderungen gemeistert hat. Auch seine englischen Sprachkenntnisse, meint Ludwig, seien viel besser geworden.