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Ein kleines Dorf will sich riesig-groß präsentieren Athenstedter begehen in wenigen Tagen 825-Jahr-Feier mit einer Festwoche und einem klaren Motto

Von Dennis Lotzmann 13.08.2012, 05:29

Nicht nur die Schwanebecker, Harsleber und Anderbecker sowie die Einwohner weiterer Jubiläumsorte rund um den Huy können feiern und sich als tolle Gastgeber präsentieren: In einem Monat wollen ihnen die Athenstedter nacheifern. Sie begehen ihr 825-jähriges Dorfjubiläums mit einer Festwoche.

Athenstedt l War da was? Natürlich war - oder besser: ist - da was. Ein großes Jubiläum, das in wenigen Tagen in Athenstedt starten und möglichst viele Gäste und Besucher aus nah und fern anlocken soll. Die Athenstedter - alles in allem rund 400 Einwohner - wollen den 825. Geburtstag ihrer kleinen Gemeinde feiern. Und zwar ganz groß.

Das verrät allein schon der Slogan, den die Athenstedter eigens dafür kreiert haben: "Nichts ist so klein wie es scheint". Ein Motto, das quasi Programm und Herausforderung gleichermaßen ist. Und das die Athenstedter deshalb Hand in Hand gemeinsam mit Leben erfüllen. Allein 22 aktive Mitglieder zählt das eigens für die Feier gebildete Festkomitee. Im besten Sinne des Wortes also "breite Schultern", die das Jubiläum tragen sollen. Hier laufen alle Fäden rund um die Party und die achttägige Festwoche zusammen.

"Nichts ist so klein wie es scheint"

Motto der 825-Jahr-Feier von Athenstedt, die vom 16. bis zum 23. September gefeiert wird

Im Gremium selbst wird seit vielen Monaten an den kleinen und großen Höhepunkten gefeilt. "Geräuschlos und sehr effizient", wie ein Mitstreiter augenzwinkernd betont. Schließlich gehe es um einen Ort und ein Jubiläum, das man gemeinsam feiern wolle. Streit sei da nur kontraproduktiv und reine Energievergeudung.

An der Spitze des Gremiums wirkt Helmengard Ledderbohm. Die Wahl scheint gut überlegt, schließlich war die gelernte Bankkauffrau nach der Wende vier Jahre lang - von 1994 bis 1998 - Bürgermeisterin und wechselte anschließend ins Amt der früheren Verwaltungsgemeinschaft "Harzvorland-Huy". Erfahrungen und Koordinationsgeschick, auf das die Macher nun setzen wollen und auch können.

Dass natürlich auch der heutige Ortsbürgermeister Ralf Barthel (ptl.) im Gremium mitwirkt, versteht sich quasi von selbst. Barthel erinnert an die Gründungsurkunde, in der das kleine Dörfchen "Athenstedt" einst erstmals offiziell Erwähnung fand. Bischof Dietrich zu Halberstadt schlug Athenstedt damals, als Dörfer noch per Federstrich wie Handelsware hin und hergetauscht wurden, dem Kloster Drübeck zu. "Das war im Jahr 1187, also vor exakt 825 Jahren", erinnert Barthel und lässt durchblicken, "dass wir mit Sicherheit älter sind". Allein beweisbar sei das nicht. Und die Athenstedter wollen nicht mogeln, sondern - grundehrlich - nun mit ihrem Programm überzeugen und punkten.

Besagtes Programm hält - wie der nebenstehenden Auflistung zu entnehmen ist - binnen Wochenfrist viele Höhepunkte bereit. Angefangen bei der feierlichen Eröffnung nebst Enthüllung eines Gedenksteins über einen bildlichen Rückblick in die Vergangenheit und zum 800. Geburtstag vor 25 Jahren bis hin zum quasi obligatorischen Festumzug. Dafür haben die Athenstedter 14 Bilder geplant - man darf gespannt sein, was die Einwohner auf die Beine stellen und am 22. September präsentieren werden.

Im Festprogramm finden sich aber nicht nur beliebte und bewährte Highlights wie der Mittelaltermarkt - die Athenstedter integrieren auch weitere Höhepunkte und Jubiläen in ihre große Woche. So beispielsweise die mittlerweile 80-jährige Existenz der Kinderbetreuung im Dorf. Dieser Fakt wird nun ebenso ins Wochenprogramm eingeflochten wie ein Höhepunkt, dem insbesondere die Kirchengemeinde entgegenfiebert: Nach jahrelangem Ringen und unendlich vielen Spendenaktionen soll am 18. September mit unüberhörbarem Glockenschlag der restaurierte Glockenstuhl eingeweiht werden. Quasi als Geburtstagsgeschenk für Dorf und Kirchengemeinde.

Besonders stolz sind die Athenstedter auch auf ihr Vereinsleben, das einmal mehr das auserkorene Festmotto bestätigt. Nichts ist so klein, wie es auf den ersten Blick erscheint. Ein eigener Vereinstag mit Sportvereinen, der Kunstradgruppe, den Seniorentänzern sowie dem Männergesangsverein, der Kirchengemeinde und der Feuerwehr soll zeigen, dass Athenstedt trotz (oder gerade wegen) der heute gerade mal noch rund 400 Einwohner einen echte Wucht ist.

Wobei Ortsbürgermeister Barthel an dieser Stelle schon etwas melancholisch wird. "Vor 25 Jahren zur 800-Jahr-Feier hatten wir noch exakt 564 Einwohner - heute sind wir noch 400", erinnert er. Gut 25 Prozent Negativsaldo schlagen entsprechend zu Buche und stimmen das Ortsoberhaupt nachdenklich. Schließlich haben der Einwohnerrückgang - und letztlich die jüngste Gebietsreform - dafür gesorgt, dass Athenstedt vor zweieinhalb Jahren den Status als eigenständig verwaltetes Dorf verloren hat und als Ortsteil Halberstadt zugeschlagen wurde. Das lässt Erinnerungen an bischöfliches Handeln vor gut 800 Jahren aufkommen.

Gleichwohl: Barthel und die Athenstedter hadern nicht mit den Realitäten, die sie ohnehin nicht wirklich mit bestimmen konnten. Sie nehmen die Fakten so, wie sie sind und blicken nach vorn: Geradewegs auf ihr Jubiläum und freuen sich darauf. Der Countdown läuft...

Die Volksstimme wird in den nächsten Wochen bis zum Jubiläum in loser Folge über die geplanten Höhepunkte berichten.