Abschied von Nosa-Geschäftsführer Dietz Kagelmann Ein Porsche zum Abschied für einen, der sich Respekt verdiente
Ein Mann, dessen Arbeit unübersehbare, angenehme Spuren im Gesicht der Stadt hinterlassen hat, wurde am Dienstag verabschiedet. Dietz Kagelmann, Chef der städtischen Holding Nosa, beginnt seine Ruhephase der Altersteilzeit.
Halberstadt. Gleich vier Redner teilten sich die Aufgabe, einen Mann zu würdigen, den manche als "graue Eminenz" von Halberstadt bezeichneten, als "heimlichen Oberbürgermeister". Andere wiederum schätzten seine offene, gerade Art, seine Zuspitzungen, seine Kreativität und Entscheidungsfreude. Oberbürgermeister Andreas Henke, Stadtratspräsident Dr. Volker Bürger, Bauplaner Olaf Herbst und Rainer Schöne blickten in ihren teils sehr launigen Reden auf das Wirken von Dietz Kagelmann zurück.
42 Jahre aktiver Dienst liegen hinter Kagelmann, der nun mit 60 ruhiger treten und sich mehr seiner Rinderzucht widmen will. Als er 1991 für sechs Monate von der Wolfsburger Stadtverwaltung nach Halberstadt abgeordnet wurde, begann für ihn eine äußerst spannende Zeit, nicht nur, weil das Kämmerei-Team jeden Nachmittag nach Schöningen fahren musste, um auf den Rechnern dort die wichtigsten Finanzdinge für Halberstadt zu erledigen, sondern auch, weil er hier mit seiner Erfahrung und mit seinen Ideen viel gestalten konnte.
Kagelmann polarisierte, er war eine "Führungskraft, an der sich viele reiben konnten", sagte Henke, manchen war er mit seiner Art suspekt, andere hatten viel Lob für ihn. Aber bei allen, betonte Henke, hat sich Kagelmann Respekt verdient. Seine Art der Kommunikation sei beispielhaft - immer zielstrebig auf Erfolg ausgerichtet, permanent im Dialog mit Verwaltung und Rat, immer klare Worte wählend und nie etwas schönredend. "Sie haben immer mit offenem Visier gekämpft und wenn Sie drastisch formulierten, geschah es immer um der Sache wegen, immer im Interesse der Stadt. Sie waren nie ein Handschmeichler, aber immer loyal, ehrlich und absolut zuverlässig."
Henke gestand, etwas neidisch auf Kagelmanns Fähigkeit zu sein, "aufs Stichwort chronologische Abfolgen und Zusammenhänge mit Jahreszahlen und Finanzvolumina zu unterlegen". Das zeichne wahrscheinlich einen cleveren Strategen aus. Auch deshalb gab es ein Buch über das Schachspiel Karls des Großen für Kagelmann und den Dank Henkes für alles, was Kagelmann geleistet habe für die Stadt, "von A wie Altstadtfest ausrichten bis Z wie zum schönsten Bahnhof Deutschlands gewählt werden".
Kagelmanns Fähigkeit zu klaren Worten griff auch Ratspräsident Dr. Volker Bürger in seiner humorvollen Rede auf. Er begann mit einem Zitat, was viele als auf die Nachwendezeit zugeschnitten empfanden, aber, wie Bürger am Ende aufklärte, von Theodor Storm stammte, als 1867 Schleswig und Holstein zum Königreich Preußen kamen. Von "vielen kleinen Möchtegern-Eroberern" war da die Rede - Dietz Kagelmann zählte nicht zu dieser Sorte Mensch, betonte Bürger.
Er sei nicht als Besserwessi gekommen, sondern als offener, ehrlicher Helfer. Und er habe, wenn sich in Ratssitzungen die Emotionen hochschaukelten, sehr beruhigend gewirkt, wenn er auf Fragen immer mit folgenden Worten reagierte: "Dazu sage ich gern etwas." Oder "Gern, wenn ich etwas zur Aufklärung des Sachverhalts beitragen kann." Launig merkte Bürger noch an, das Kagelmann vom Stamme der Niedersachsen "reich beladen mit Beute heimkehre - einer Frau als Lohn und Beute aus unseren Reihen."
Olaf Herbst und Rainer Schöne gingen auf die baulichen Spuren ein, die das Wirken Kagelmanns hinterlassen habe - was dieser konterte mit "nur mit einer fleißigen Mannschaft kriegt man das hin". Aber Freizeit- und Sportzentrum, sanierter Petershof, die Hochschule Harz, der sanierte Bahnhof - sie alle wären nicht entstanden, gäbe es die Nosa nicht und nicht den entscheidungsfreudigen und kreativen Kopf an der Spitze. Die ihm zugeschriebene Zielstrebigkeit sah Kagelmann selbst eher als das "Gestalten aus Zufällen heraus". Mag sein, aber auch das muss man können.