Technikgeschichte im Vorharz Ein Vorfahr der Handys: 100 Jahre alte Telefonanlage wieder in Betrieb genommen
Diethelm Huth und Winfried Sachs haben eine alte Telefonanlage aus Halberstadt wieder aufbereitet und zum Laufen gebracht. Wo sie herkommt und was nun mit ihr passieren soll.

Badersleben/Schlanstedt. - Heutzutage ist ein Alltag ohne Smartphone für Viele undenkbar. Kaum vorstellbar, wie man früher ohne dieses kleine Wunderding zurechtgekommen ist. Wie Kommunikation vor rund einem Jahrhundert funktioniert hat, zeigt ein Stück Technikgeschichte, dass Winfried Sachs und Diethelm Huth zum Leben erweckt haben.
„Das ist grundsolide Technik“, sagt Winfried Sachs - und die Begeisterung über dieses Schätzchen ist dem Baderslebener anzusehen. Doch wie ist die 1925 entwickelte Nebenstellenanlage, auch Kleinautomat genannt, überhaupt in seiner Werkstatt gelandet?
Anlage stammt aus Halberstädter Energie-Unternehmen
„Ich war vor kurzem bei meinem ehemaligen Kollegen Gerhard Gremmler in Schwanebeck zum 70. Geburtstag“, erzählt der Elektronikmeister, der - bevor er viele Jahre sein eigenes Fachgeschäft in Badersleben betrieb - Anfang der 70er Jahre beim Halberstädter Energieversorger eine Ausbildung zum Fernmeldetechniker machte. Aus diesem Unternehmen stammt auch die Anlage, die zur internen Kommunikation mit insgesamt bis zu 23 möglichen Teilnehmern genutzt wurde. Nachdem sie außer Betrieb genommen worden war, diente sie lange Zeit als Ausstellungsstück - bis sie Anfang der 90er entsorgt werden sollte. Hier kommt Gerhard Gremmler ins Spiel, der die Anlage rettete und mit nach Hause nahm. „Das gute Stück stand etwa 30 Jahre bei ihm auf dem Dachboden“, berichtet Winfried Sachs weiter. „Ich wusste aber, dass mein Freund Diethelm Huth schon lange auf der Suche nach so etwas ist.“
Diethelm Huth wiederum ist Fernmeldemeister und betreibt seit 2022 das Fernmeldekabinett im Schlanstedter Heimatmuseum, wo er alte Fernseher, Telefone und mehr der Öffentlichkeit zugänglich gemacht hat. Winfried Sachs konnte seinen Kollegen Gremmler überzeugen, die historische Nebenstellenanlage als Dauerleihgabe für eben dieses Kabinett zu „spenden“.
Historische Technik funktioniert wieder
„Wir haben sie gemeinsam in Winfrieds Werkstatt nach Badersleben gebracht, wo wir sie gesäubert und aufgearbeitet haben“, erzählt der Eilenstedter Diethelm Huth. Wieviel Spaß sie daran hatten, ist den Beiden deutlich anzusehen. „Wir wollten sie nicht einfach ins Museum stellen - das wär ja langweilig. Sie sollte schon auch funktionieren“, ergänzt Winfried Sachs. Und das tut sie nun, dank der beiden leidenschaftlichen Tüftler. „Wir werden an die Anlage auch Telefone anschließen, so dass man tatsächlich damit im Museum telefonieren kann“, sagt Diethelm Huth. „Bis zu drei Leute können dann gleichzeitig mit drei anderen sprechen.“ Ab wann genau dies möglich sein wird, stehe noch nicht fest. „Ich denke, dass wir sie in etwa zwei Wochen nach Schlanstedt bringen können.“
Zu sehen ist die Anlage dann, gemeinsam mit den anderen Ausstellungsstücken im Fernmeldekabinett, zu den Öffnungszeiten des Heimatmuseum in der ehemaligen Schule: immer sonntags von 14 bis 17 Uhr.
Und Diethelm Huth hat hierfür auch bereits weitere Pläne: „Ich möchte eine Freileitungslinie in den hohen Räumen installieren“ - doch das ist noch Zukunftsmusik.