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  7. Einblick in die "Asservatenkammer"

Im Fundbüro der Stadt wartet so manch kurioser Gegenstand auf Abholung Einblick in die "Asservatenkammer"

Von Claudia Labude 23.07.2011, 04:29

Simone Groß und Miriam Täger arbeiten nicht nur im Bürgerbüro der Stadtverwaltung. Die beiden Frauen sind gleichermaßen auch die Chefinnen der städtischen "Asservatenkammer". Und was bei ihnen so für Fundsachen abgegeben werden, das sorgt manchmal für Schmunzeln - manchmal aber auch für großes Staunen.

Haldensleben. Noch reicht eine Ecke im Keller des Bürgerbüros für die Fundsachen. Ein schwarz-lila-farbener Einkaufstrolley ist dabei, verschiedene Rucksäcke, ein Luftgewehr und ein Autoradio. Alles, was bei ihnen von aufmerksamen Haldenslebern oder der Polizei abgegeben wird, müssen die Mitarbeiterinnen des Bürgerbüros für mindestens ein halbes Jahr aufheben. Das sei gesetzliche Vorschrift.

"Wenn niemand die Fundsache abholt, geht sie mit in die Versteigerung, die wir regelmäßig durchführen", erklärt Miriam Täger das Prozedere. Im vergangenen Jahr sei erst eine Auktion gewesen, deswegen würde man momentan erst einmal wieder Fundsachen sammeln, bis sich eine Versteigerung lohnt.

Aus Erfahrung wissen die beiden Frauen, dass es oft ältere Bürger sind, die Fundsachen abgeben und dann mit ihrem Namen als Finder registriert werden. "Bei Geldfunden ist es vorgeschrieben, dass fünf Prozent Finderlohn zu zahlen sind", klärt Simone Groß auf. Sie erinnert sich an einen Fall, als mal eine Geldbörse mit mehr als 4000 Euro gefunden und abgegeben worden war. Der Besitzer war mehr als glücklich, als er alles wieder in den Händen hielt. Oft sei es aber heutzutage so, dass gefundene Portemonnaies leer seien.

Neben den Bürgern ist es oft auch die Polizei, die Sachen ins Fundbüro bringt. Das Luftgewehr, das gerade im Keller liegt, war so ein Fall. "Auch Räder oder Sturzhelme, die in der Ohre oder im Kanal gefunden wurden, hat uns die Polizei schon übergeben", erinnert sich Miriam Täger.

In den zehn Jahren, seit sich das Fundbüro mit dem Bürgerbüro direkt neben dem Rathaus befindet, wurden neben den "Klassikern" wie Schlüsselbunden, Brillen und Uhren auch außergewöhnlichere Gegenstände abgegeben. Kettensägen zum Beispiel - oder eine hölzerne Sitzgarnitur für Kinder. Außerdem Angeln, Funkgeräte, Fotoapparate, Videokameras, Werkzeugkoffer, Jacken oder gar ein kompletter Koffer mit Inhalt.

Eine Jahreszeit, in der man besonders viele Fundsachen hätte, gibt es laut Auskunft der Sachbearbeiterinnen nicht. Auffallend sei aber, dass die meisten Gegenstände im Gebiet der Innenstadt beziehungsweise in Einkaufsmärkten gefunden werden.

Zu den kuriosesten "Asservaten" gehört übrigens derzeit ein Rollstuhl. Wie man so etwas verliert, darüber können auch Simone Groß und Miriam Täger nur spekulieren. Eine spontane Wunderheilung, die einen Gehbehinderten wieder laufen und so den Rollstuhl vergessen ließ, nein, so etwas schließen sie kategorisch aus.