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Einbruchserie Halberstädter Laubenpieper in Aufruhr

Rätselhaft sind die Lauben-Einbrüche in der Kleingartensparte Süd in Halberstadt. Die Täter stehlen nichts.

Von Jörg Endries 28.02.2018, 00:01

Halberstadt l Die 111 Kleingärtner in der Gartenanlage Süd an der Alten Blanken­burger Heerstraße in Halberstadt sind entsetzt. Unbekannte Einbrecher haben ihre Idylle zu Füßen der ­Spiegelsberge zerstört. Die Angst geht um. 15 Gartenlauben sind im Zeitraum von nur ­wenigen Tagen in der vergangenen Woche aufgebrochen worden, berichtet Gerhard Pförtner, zweiter Vorsitzender des Kleingartenvereins Sparte Süd.

Zuletzt war in der Nacht zum Sonntag das Vereinshaus an der ­Reihe, das aus der Gründungszeit der Laubenkolonie in den 1920er Jahren stammt, informieren Rüdiger Helm, Jürgen Henke und ­Gerhard Pförtner. Obwohl die Fenster und Türen entweder mit ­Metallgittern oder massiven Holzläden geschützt sind, konnten Täter eindringen. „Sie öffneten gewaltsam einen Holzladen und hebelten ein Fenster auf. Die stabile Eingangstür war den Dieben scheinbar zu aufwendig“, vermutet Gerhard Pförtner. Innen zerstörten sie einen Stahlschrank, der leer war.

„So etwas habe ich in den 45 Jahren, in denen ich hier meinen Garten habe, noch nicht erlebt“, ist Rüdiger Helm entsetzt. Einen Anreiz zum Einbruch gebe es in den allermeisten Fällen in den Garten­häuschen nicht. Gerade zur Wintersaison, wenn die Gärten meist verwaist sind, würden sich keine Wertgegenstände wie teure Unterhaltungselektronik in den Gebäuden befinden. „Da achten eigentlich fast alle Gartenfreunde drauf“, sagt Rüdiger Helm.

Die Einbrüche der vergangenen Tage waren nicht die ersten in der Anlage, aber so viele am Stück habe es noch nicht gegeben, betont Jürgen Henke, der dort seit 1973 einen Garten bewirtschaftet. „In den vergangenen drei Jahren haben wir Ruhe gehabt. Jetzt geht das wieder los,“ ist Gerhard ­Pförtner verärgert. Fast täglich sei in der vorigen ­Woche eingebrochen worden. „Mysteriös ist, dass nichts aus den Lauben entwendet wurde. Das Innere ist auch nicht durchwühlt worden. Im Bungalow meines Bruders stand ein Flachbild-Fernsehgerät, selbst das haben die Einbrecher nicht mitgenommen“, so Gerhard Pförtner. In einer anderen Laube stand ein Kasten Bier, der unberührt geblieben ist.

Die Opfer sind meist ­Rentner, die weit über 70 sind. „Auch wenn nichts entwendet wird, auf den Kosten für die zu ­reparierenden Türen und Fenster und die damit verbundenen Rennereien bleiben die Gartenfreunde sitzen. Das ist ärgerlich.“

Zur Prävention hat der Vorstand des Kleingartenvereins bereits allen Mitgliedern em­pfohlen, die Türen ihrer Lauben nicht zu verschließen. „Zu holen gibt es eh nichts. Wir hoffen, dass dann wenigstens Türen und Fenster nicht aufgebrochen werden“, so Gerhard Pförtner. Allerdings fällt es einer Reihe von Gartenfreunden schwer, diesen Ratschlag zu befolgen. Immerhin ist die geliebte Laube ein Stück Privatsphäre, die man mit Fremden beziehungsweise mit Kriminellen nicht teilen möchte.

Ob das die Lösung ist, dass muss jeder für sich selbst entscheiden, sagt Uwe Becker, Sprecher des Polizeireviers Harz in Halberstadt. Er empfiehlt, in der Wintersaison alles von Wert aus den Lauben herauszuholen. Bei langer Abwesenheit sollte man in unregelmäßigen Abständen nach dem Rechten schauen oder jemanden damit beauftragen. Eine solide sichtbare Absicherung von Fenstern und Türen kann potenzielle Täter von ihrem Vorhaben abbringen. Fenster sollten nach Möglichkeit durch von innen verschraubte oder verschließbare Fensterläden gesichert werden. Türen sollten eine massive Bauweise haben. Zusätzlich erweisen sich verschließbare Querriegel als sehr wirksam.

Auf alle Fälle sei es wichtig, wenn ein Einbruch festgestellt wird, sofort die Polizei zu verständigen, damit Spuren gesichert werden können. „Es hift nicht, alles zu reparieren und dann Tage später eine Online-Anzeige zu stellen, wie es in einigen Fällen in der Gartenanlage passiert ist“, so Uwe Becker.