Dorfkirche Göddeckenrode Einsatz für die Glocken

Vermisste Klänge sind in Göddeckenrode wieder zu hören. Denn beide Kirchenglocken können wieder geläutet werden. Ein Stadtratsmitglied leistete dazu einen Beitrag.

Von Mario Heinicke 30.06.2021, 16:24
Auch die große Göddeckenröder Kirchturmglocke kann wieder geläutet werden. Von links: Jens Kiebjieß, Bettina Grünewald, Sebastian Beutel und Saskia Kampe.
Auch die große Göddeckenröder Kirchturmglocke kann wieder geläutet werden. Von links: Jens Kiebjieß, Bettina Grünewald, Sebastian Beutel und Saskia Kampe. Foto: Mario Heinicke

Göddeckenrode - Über 300 Jahre alt ist die Göddeckenröder Dorfkirche. 2018 wurde das runde Jubiläum gefeiert. Auch die beiden Glocken im Turm stammen aus dem 18. Jahrhundert. Das große Exemplar wurde jedoch zuletzt nicht mehr in Bewegung gebracht. Zu schwer ließ es sich mit dem Seil ins Schwingen versetzen. Stattdessen wurde die kleine Glocke, die ganz oben in der Turmdachspitze hängt, zu Anlässen wie Gottesdiensten und Trauerfeiern geläutet. Bis im vorigen Jahr ein Sachverständiger kam und feststellte, dass es um die Aufhängung der kleinen Glocke schlecht bestellt ist. Saskia Kampe und Bettina Grünewald aus der Kirchengemeinde berichteten, wie überrascht sie gewesen waren, als sie erfuhren, dass die regelmäßig genutzte kleine Glocke in noch schlechterem Zustand war als die geschonte große Glocke.

Ein neues hölzernes Aufhängejoch musste her. Reparaturarbeiten, mit denen die Kirchengemeinde nicht gerechnet hatte. Sie hatte sich eher auf ein anderes Problem fokussiert: Feuchtigkeitsschäden am Gemäuer, die auch auf den Altar übergegriffen haben.

Eigentlich sollten die Glocken, einschließlich neuer Klöppel, schon bis zum vergangenen Weihnachten repariert und gewartet sein. Doch durch Corona verzögerte sich das Vorhaben ins Frühjahr.

Rund 4000 Euro kosteten die Arbeiten. Knapp die Hälfte übernahm der Kirchenkreis, 850 Euro kamen von der Landeskirche aus einem Glockenfonds. 450 Euro hatte der Osterwiecker Kirchenführer Matthias Hoffmann gesammelt, und die danach noch offene Finanzierungslücke von exakt 806 Euro übernahm Stadtrat Jens Kiebjieß (Bündnisgrüne) aus Osterwieck. Das Geld stammt aus seinen Aufwandsentschädigungen, die er seit 2019 als Vorsitzender der Fallstein-Fraktion erhält und komplett spendet. In der Vergangenheit war schon der Förderverein Schäfers Hof Nutznießer gewesen. „Das Geld kommt aus der Gemeinschaft, und ich möchte es ihr auch zurückgeben“, erklärte er.

Vortrag erregt Aufmerksamkeit

Kiebjieß ist in Osterwieck selbst Kirchgänger, dass er aber auf das Göddeckenröder Glockenproblem aufmerksam wurde, führte er auf einen Vortrag von Matthias Hoffmann zurück. Der Gästeführer in der Stephanikirche hatte voriges Jahr zum Tag des offenen Denkmal einen Vortrag über seine Leidenschaft gehalten, die Erforschung der Kirchenglocken in der Einheitsgemeinde. Der Vortrag und die Arbeit von Hoffmann habe Kiebjieß sehr beeindruckt, so dass er den Göddeckenrödern seine Spende anbot.

Die beiden Glocken in der Dorfkirche werden noch von Hand in Bewegung versetzt. Jetzt, wo sie wieder leicht und sicher schwingen, sind sie oft sogar beide gemeinsam zu hören. Voraussetzung natürlich, dass dann zwei Glöckner aus der Gemeinde vor Ort sind. So beteiligt sich auch Göddeckenrode an der Läute-Aktion des Kirchenkreises sonntags um 15 Uhr für die Corona-Verstorbenen.

Pfarrer Sebastian Beutel aus Osterwieck weiß in Göddeckenrode die starke, engagierte Gemeinde zu schätzen. Rund 80 der 200 Einwohner sind Kirchenmitglieder, eine in der Region außerordentlich hohe Quote. Einige von ihnen betreuen regelmäßig das Heimatcafé der Senioren. Und seit vielen Jahren organisiert der mit Wülperode verbundene Frauenkreis federführend ein Sommerferienprogramm für die Kinder. Wenngleich dieses seit Corona pausieren muss.