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Ermittlungen Angst vor Tierhasser in Harsleben

Harsleber berichten vermehrt über Fälle vermisster Vierbeiner. Die aus dem Teich geborgene Katze wurde wohl ertränkt.

Von Christoph Carsten 12.06.2020, 15:09

Harsleben l Seit dem Fund einer toten Katze im Karpfenteich Mitte Februar sind Tierfreunde in Harsleben beunruhigt. Immer wieder würden im Ort Geschichten von vermissten und plötzlich abhandengekommenen Katzen kursieren, wie die Anwohnerin Kerstin Nagel der Volksstimme berichtet. Auch in den sozialen Netzwerken würden sich die Vermisstenanzeigen verzweifelter Tierhalter häufen, sagt sie.

Die Harsleberin fasst die Ängste vieler Einwohner zusammen: „Viele machen sich gerade Gedanken, die Unsicherheit ist groß“. Kaum verwunderlich, dass sich bei vielen Dorfbewohnern mittlerweile ein schlimmer Verdacht eingestellt hat: Gibt es einen unbekannten Katzenhasser in der Vorharz-Gemeinde?

Weiteres Öl ins Feuer dürften in dieser Hinsicht die ersten Ermittlungsergebnisse gießen, die im Fall der im Dorfteich gefundenen Katze nun vorliegen.

So bestätigt Polizeisprecher Uwe Becker gegenüber der Volksstimme die Befürchtungen vieler Samtpfoten-Liebhaber: „Nach Aussage des zuständigen Sachbearbeiters wurde die Katze mit Wahrscheinlichkeit ertränkt“.

Zur Vorgeschichte: Am 12. Februar dieses Jahres fanden Polizeibeamte den Tierkadaver im Wasser schwimmend im besagten Weiher in Harsleben. Zuvor soll ein Mann die Katze in einem Käfig zum Teich gebracht und sie anschließend dort hineingeworfen haben. Nach der Bergung übergab die Polizei den Kadaver zwecks weiterer Untersuchungen an die Verantwortlichen beim Veterinäramt der Kreisverwaltung.

Wie es von dort aus weiterging, weiß Franziska Banse, Sprecherin der Landkreis-Verwaltung: „Das Veterinäramt des Landkreises hat zum damaligen Zeitpunkt den Transport der Katze zum Landesamt für Verbraucherschutz nach Stendal zur pathologischen Untersuchung organisiert“.

Das Ergebnis der Stendaler Analyse des Kadavers liegt nun vor. Damit findet sich bestätigt, worauf die Indizien kurz nach dem Fund bereits hindeuteten: Denn – so fragten sich damals viele – warum hätte der Mann das Tier auf dem Weg zum Teich in einem Käfig unterbringen sollen, wenn es zu dem gegebenen Zeitpunkt schon tot gewesen wäre?

Mit dem Vorliegen des Obduktionsberichts ist damit wohl auch die für das etwaige Strafmaß entscheidende Frage, ob die Katze bei ihrer Ankunft am Teich bereits tot war oder noch lebte, die die Behörden seinerzeit am dringlichsten beschäftigte, abschließend geklärt.

Da es sich, wie die pathologische Untersuchung nahe legt, um einen gewaltsamen Tod gehandelt hat, konnte der Verdacht der illegalen Entsorgung eines Kadavers ausgeräumt werden. Stattdessen müsste sich der Täter, sollte er denn gefasst werden, vor Gericht dem Vorwurf des Verstoßes gegen das Tierschutzgesetz stellen. Nach Paragraph 17 des Landesgesetzes hätte er bei Verurteilung mit einer Freiheitsstrafe von bis zu drei Jahren oder einer Geldstrafe zu rechnen.

Hier allerdings liegt nach gegenwärtigem Ermittlungsstand auch die Krux der ganzen Sache. Denn bislang fehle vom Täter jede Spur, wie Uwe Becker mitteilt. „Hinweise zu einem Tatverdächtigen liegen bislang nicht vor. Die polizeilichen Ermittlungen in dem Fall sind mittlerweile abgeschlossen und das Verfahren an die Staatsanwaltschaft Magdeburg, Zweigstelle Halberstadt, übergeben“, so der Polizeisprecher.

Nach Aussage des Oberstaatsanwalts Hauke Roggenbuck würden die Untersuchungen von Seiten der Staatsanwaltschaft gegenwärtig noch andauern. Um einer Einstellung des Verfahrens zu entgehen, dürften die Beamten über sachdienliche Hinweise zum Tod der Katze dankbar sein. Diese wurde seinerzeit als ein ausgewachsenes Exemplar mit weiß-grauer Fellzeichnung beschrieben.

Bis dahin bleibt den Harslebern lediglich die Hoffnung, dass es sich beim gewaltsamen Tod des Vierbeiners und bei den anderen vermissten Samtpfoten lediglich um Einzelfälle und nicht – wie vor einigen Jahren in Wegeleben geschehen – um eine Reihe von planmäßigen Vergehen an Tieren handelt.

Damals erschütterte eine spektakuläre Serie von gewaltsam herbeigeführten Todesfällen, vor allem von Katzen, die Vorharz-Stadt. Wie Anwohner berichteten, wurden damals im Laufe weniger Jahre mehr als 30 Katzen in der Umgebung der Wegeleber Mühlenstraße vergiftet oder anderweitig misshandelt aufgefunden (die Volksstimme berichtete am 18. Mai 2015).

Dass nicht in jedem Fall, in dem ein Haustier nicht zurückkehrt, gleich Panik angebracht ist, weiß hingegen Andrea Cornelius vom Tierschutzverein Halberstadt. So kann sie im Fall eines ehemaligen Katzenhauses in Harsleben die Sorgen einiger Anwohner beschwichtigen, denen die stückweise Dezimierung des Tierbestandes aufgefallen war. So hätten hier ganz natürliche Gründe eine Rolle beim Verschwinden der Vierbeiner gespielt.

Die stellvertretende Vorsitzende erzählt: „In diesem Fall war die Hausherrin verstorben und hatte eine große Anzahl an Katzen hinterlassen. Um diese hat sich in der Folge der allgemeine Tierhilfsdienst gekümmert“. So seien die Tiere kastriert und mit Futter versorgt worden – bis sie schließlich selbst an Altersschwäche verstarben. Dennoch, so räumt Cornelius ein, sei es problematisch, dass heute kein Tierschutzverein mehr in Harsleben aktiv, sondern bei Problemen lediglich das Ordnungsamt zuständig sei.

Auch Waltraud Hammer, Leiterin des Halberstädter Tierschutzvereins, ist der Fall bekannt. „Das war wirklich eine sehr schlimme Geschichte in Harsleben“, sagt die Tierschützerin bedauernd. Und findet: „Es ist wichtig, dass solche Geschichten an die Öffentlichkeit gelangen“.

Obwohl ihr in Halberstadt zuletzt keine so „bösen Fälle“ zu Ohren gekommen seien, mahnt sie die Harsleber in Hinblick auf ihre Haustiere zur Vorsicht: „Es ist wichtig, dass Tierhalter auf ihre Freigänger achten. Vielleicht wäre es momentan sogar besser, wenn die Katzen nachts im Haus bleiben würden“.