1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Halberstadt
  6. >
  7. Ferien zwischen Lasergewehr und Bunker: "Sommerabenteurer" besuchen das GÜZ

20 Leser erkunden zum Abschluss der Aktion den Truppenübungsplatz bei Letzlingen Ferien zwischen Lasergewehr und Bunker: "Sommerabenteurer" besuchen das GÜZ

Von André Ziegenmeyer 31.08.2012, 05:32

Als Höhepunkt und Abschluss der Volksstimme-Ferienaktion war das "Sommerabenteuer" gestern im Gefechtsübungszentrum (GÜZ) Heer zu Gast. Fünf Stunden lang lernten die Besucher, was zur modernen Ausbildung von Soldaten dazugehört.

Letzlingen l "Die Technik, die wir hier einsetzen, ist einmalig in Europa", erklärte Hauptmann Thomas Herzog bei der Begrüßung. Zwar ist das GÜZ in der Colbitz-Letzlinger Heide der drittgrößte Truppenübungsplatz Deutschlands - seine Fläche umfasst 23 000 Hektar, das entspricht etwa 25 000 Fußballfeldern - doch auf dem gesamten Areal fällt kein einziger scharfer Schuss.

Sowohl Soldaten als auch Fahrzeuge sind mit dem sogenannten "Ausbildungsgerät Duellsimulator" (AGDUS) ausgestattet. Das bedeutet: Alle besitzen Laser und gleichzeitig Sensoren, die einen feindlichen Treffer registrieren.

Damit die Übungsleiter den Überblick behalten und kein Soldat schummeln kann, werden alle Daten an die Zentrale übertragen. Dahinter verbirgt sich einiges an Aufwand. Denn das GÜZ hat 240 Übungstage im Jahr und pro Übungsdurchgang können bis zu 1500 Soldaten teilnehmen. In der Regel handelt es sich dabei um deutsche Einheiten. Doch niederländische und österreichische Soldaten machen von den Möglichkeiten des GÜZ ebenfalls Gebrauch.

"Durch die relative Nähe zu Berlin kommen auch Gäste des Kanzleramtes und des Verteidigungsministeriums vorbei", so Thomas Herzog. In der Regel legten auch neue Verteidigungsminister ihren Antrittsbesuch beim Heer im GÜZ ab.

Heute kann der Truppenübungsplatz bereits auf eine lange Tradition zurückblicken. Zunächst handelte es sich für mehrere Jahrzehnte um ein Hofjagdgebiet der deutschen Kaiser. 1935 entstand dann die Heeresversuchsstelle Hillers- leben. Bis 1945 wurden dort neue Artilleriegeschütze erprobt - darunter auch das Geschütz "Dora", dessen Geschosse fast acht Tonnen auf die Waage brachten.

1946 übernahm die sowjetische Armee das Gelände unter dem Namen "Poligon Magdeburg". "Rund um den Platz waren damals etwa 15 000 Mann stationiert", verriet Thomas Herzog. Für den Kriegsfall hätte das Areal auch Platz für bis zu 500 000 Mann geboten. Zum Vergleich: Heute arbeiten im GÜZ fast 1200 Personen, darunter etwa 700 Soldaten. Die letzten russischen Verbände zogen erst 1994 ab.

Laut Herzog wurde zu sowjetischer Zeit 363 Tage im Jahr trainiert. "Nur der Jahrestag der Oktoberrevolution und der 1. Mai waren Ausnahmen." Nach umfangreichen Untersuchungen und Verhandlungen nahm die Bundeswehr das Gelände 1997 in Betrieb.

Zur Ausstattung des Platzes gehören mehrere Übungsdörfer. Demnächst soll als Ergänzung die Stadt Schnöggersburg mit mehreren Hundert Gebäuden und einer angedeuteten U-Bahn entstehen. "In Kürze wird der erste Spatenstich erfolgen. 2017 soll der erste Abschnitt fertig sein", so Thomas Herzog.

Die lange Nutzung als Übungsplatz bringt für das GÜZ jedoch einen unangenehmen Nebeneffekt. "Wir haben immer noch das Problem, dass alte Munition aus tieferen Bodenschichten nach oben kommt", so Herzog. Dabei seien in die Beräumung des Geländes bereits 400 Millionen Euro geflossen.

Nach der Einführung konnten die "Sommerabenteurer" zunächst eine Ausstellung zur Geschichte des Übungsplatzes bestaunen. Danach ging es zur Einrüsthalle, wo Fahrzeuge vor einer Übung die nötigen AGDUS-Teile erhalten.

Während der stellvertretende Leiter des Bereichs Gefechtsfeld, Jens T., die Technik erklärte, schauten die teilnehmenden Kinder des "Sommerabenteuers" unter anderem einem Hubschrauber vom Typ CH-53 beim Starten zu.

Nach dem theoretischen Teil und einem Mittagessen folgte eine Rundfahrt per Bus über das Gelände. Dabei konnten die Teilnehmer Exponate aus der Geschichte des GÜZ betrachten. Dazu gehörten unter anderem die Reste einer historischen Bunkerkuppel, alte Kasernen, aber auch Angriffspläne aus der Zeit des Kalten Krieges. Den Abschluss des Programms bildete ein Rundblick vom Teufelsberg über das Gelände.

"Ich fand die Aktion sehr interessant, denn sonst kommt man in das GÜZ ja nicht so einfach rein", erklärte Ingeborg Ulrich aus Süplingen. "Auch die ganze Technik hat mich verblüfft." "Für mich war es spannend, das ganze Areal einmal abzufahren", ergänzte Achim Friedrich aus Haldensleben. "Ich fände es sehr schön, wenn das ¿Sommerabenteuer\' im nächsten Jahr fortgesetzt würde", befand Ingeborg Ulrich zum Abschluss.