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Beringte Fledermaus macht Sommerurlaub "Frau Lübben" fliegt bis in den Spreewald

23.06.2011, 04:26

Von Anett Roisch

Lübben/Calvörde. "Unsere Fledermaus ,Frau Lübben\' ist wieder in ihrem Sommerquartier in Groß Leuthen bei Lübben angekommen. Ich habe die Nachricht von Gabriel Pelz, einem aktiven Fledermausschützer, bekommen, dass sie am 30. April dort gesichtet wurde. Er hat sich natürlich genauso gefreut, dass unsere Fledermaus wieder bei ihm gelandet ist. Inzwischen wird die Fledermaus sicher schon in der Wochenstube ihren Nachwuchs bekommen haben", erklärte Peter Loskarn aus Bülstringen/ Schwarzer Pfuhl, Artenschutzbeauftragter im Landkreis Börde.

"Frau Lübben" ist eine der 273 Tiere, die von den Mitgliedern des Arbeitskreises Fledermaus Sachsen-Anhalt im März dieses Jahres im Wald auf dem Langen Berg zwischen Calvörde und Wegenstedt beringt und registriert wurde (Volksstimme berichtete).

Den Namen "Frau Lübben" bekam sie, denn sie flog von ihrem Winterquartier bis nach Lübben im Spreewald und zum Überwintern wieder zurück.

"Frau Lübben ist von Bernd Ohlendorf, Mitglied des Arbeitskreises Fledermaus aus Stolberg, bereits am 9. März 2009 am Langen Berg bei Calvörde beringt worden", sagte Loskarn beim Blick in seine Unterlagen und ergänzte: "Ein Jahr später - am 17. März 2010 - war sie wieder unser Winterschlafgast. Abgelesen in Groß Leuthen bei Lübben hat Herr Pelz ihre Ringnummer dann wieder am 24. April 2010."

Die Naturfreunde scherzten über ihre seltsame tierische Verbindung und sprachen von Briefen, die sie sich schreiben und per Fledermaus versenden können. "Es wäre natürlich Wahnsinn, wenn wir Fledermäuse mit einem Sender bestücken könnten, um zu sehen, wo die Tiere nun wirklich lang fliegen. ,Frau Lübben\' ist zum Beispiel 193 Kilometer weit geflogen", erklärte Loskarn.

"Die besagte Fledermaus hat ihr Sommerquartier im Landschaftsschutzgebiet Groß Leuthener See. Die Kästen für die Fledermäuse hängen schon über sechs Jahre dort", sagte Gabriel Pelz, der im Fachbeirat des NABU-Kreisverbandes Spreewald organisiert ist.

Pelz erzählte: "Die Kästen waren zuerst sehr spärlich besetzt. Erst nach drei Jahren waren die ersten Fledermäuse dort drin. Aber dann kamen Wald- und Mückenfledermäuse. Im letzten Jahr haben wir einen Kasten für Überwinterung eingerichtet, aber der ist auch noch nicht angenommen. Die Fledermäuse wissen aber, wo und wie sie gut über den Winter kommen. Das ist auch gut so."

Der Fledermausexperte in Lübben weiß, dass in der schnelllebigen Zeit viele Fledermausquartiere bewusst oder auch unbewusst zerstört werden. Er erzählte von Harvestereinsätzen, bei denen in kurzer Zeit ganze Waldstücke abgeholzt wurden. "Dabei schaden sich die Waldbesitzer nur selbst, denn die Fledermäuse fressen die Schädlinge und sind deshalb die wichtigsten Waldarbeiter", weiß Pelz.

Zu den Adressen, wo man im Winter gut "abhängen" kann, gehören die Kästen im Wald von Peter Loskarn. Das weiß auch "Frau Lübben". Mit über 20 Tieren verbringt sie den Sommerurlaub im Schutzgebiet. Bereits jetzt ist Loskarn gespannt, ob seine Freundin wohl den Winter wieder im "Loskarn-Hotel" verbringen wird.