Die ersten Antragsteller für das Programm "Jung sucht Alt" haben ihre Fördervereinbarung unterschrieben Gemeinde zahlt Sanierungszuschuss für altes Heim junger Eltern
Niederndodeleben/HoheBörde l "Jung sucht Alt" heißt eine Aktion der Gemeinde Hohe Börde. Sie sucht Partner für leer stehende Immobilien. Erste Interessenten haben sich gemeldet und bekommen sechs Jahre lang Zuschüsse für die Sanierung eines alten Wohnhauses.
Melissa Peine (24) ist in Niederndodeleben aufgewachsen, ihr Freund Erik Hopfgarten (24) im Nachbadorf Irxleben. Ihr sechsjähriger Sohn Niklas ist in der Hohen Börde geboren, besuchte hier den Kindergarten, geht hier zur Schule und ist Torwart beim TSV Niederndodeleben.
Brücke zur Entscheidung für die Sanierung eines Altbaus bauen
Einen Volltreffer hat die junge Familien gelandet und den Zuschlag für das von der Gemeinde aufgelegte Förderprogramms "Jung sucht Alt" bekommen. In dieser Woche haben Gemeinde und Familie den Vertrag unterzeichnet.
Melanie Peine und Erik Hopfgarten waren die ersten Antragsteller für den Bonus, den private Haussanierer von der Gemeinde bekommen. Drei Tage nach der Beschlussfassung durch den Gemeinderat hatten sie die Antragsformulare eingereicht. Acht weitere Anträge sind seither gestellt worden. Ein Vertrag für "Jung sucht Alt" ist bereits unterzeichnet worden. Zwei haben sich nicht wieder gemeldet, ein Antrag musste abgelehnt werden. Das Angebot der Gemeinde gilt nur für Private.
Ziel von "Jung sucht Alt" ist, junge Familien für den Kauf leer stehender Wohnhäuser - vor allem in den alten Dorfkern - und die anschließende Sanierung dieser Häuser zu gewinnen.
Nach Erhebungen der Gemeinde stehen in der Gemeinde derzeit etwa 50 Wohngebäude leer und harren einer Sanierung. Junge Familien braucht jede Gemeinde, Kinder ohnehin.
Das von Melanie Peine und Erik Hopfgarten erkorene zukünftige Heim steht an der Magdeburger Straße in Niederndodeleben. Die Eltern wohnen gleich schräg gegenüber. An der Baustelle wirbelt schon die ganze Verwandtschaft.
Zuvor hat die junge Familie ein Altbaugutachten über den Zustand des Hauses erstellen lassen. Die Gemeinde unterstützt das mit einem Zuschuss. "Damit wollen wir eine Brücke bauen und dazu motivieren, als Alternative zum Neubau vielleicht doch über ein älteres Haus nachzudenken", erklärte Bauamtsleiter Rüdiger Schmidt. Durch ein solches Altbau-Gutachten erfährt der Bauherr, was ihn erwartet - an Kosten, Bauzeit und Aufwand für das alte, neue Heim.
Förderprogramm ist Antwort auf die Demografiestudie
Entschließt sich der Bauherr zur Sanierung bekommt er ab dem Einzugjahr sechs Jahre lang einen jährlichen Zuschuss zwischen 600 und 1500 Euro - je nach Anzahl der im Haushalt lebenden minderjährigen Kinder (Details siehe Kasten).
"Jung kauft Alt" ist eine Antwort der Gemeinde auf die Demografiestudie 2011. Darin hatte das Experten-Team um den Hallenser Wissenschaftler Wolfgang Bock der Hohen Börde empfohlen, nach neuen Wegen zu suchen, die alten Ortskerne durch den Zuzug junger Familien wieder zu beleben und keine neuen Wohnungsbaugebiete auf fruchtbarem Bördeboden auszuweisen.
Die konkrete Konzeptidee stammt aus der Gemeinde Hiddenhausen (bei Herford). Der Wirtschaftsausschuss Hohe Börde hatte noch 2011 Vertreter aus Hiddenhausen eingeladen und sich das dort erfolgreich angewendete Prinzip erläutern lassen. Angepasst auf die Besonderheiten und die finanziellen Möglichkeiten in der Hohen Börde hatte der Wirtschaftsausschuss das Mitte 2012 vom Gemeinderat Hohe Börde beschlossene Konzept entwickelt. Hiddenhausen hat sich den Namen seines Programms "Jung kauft Alt" schützen lassen. "Deshalb heißt das Programm bei uns eben ¿Jung sucht alt\', was ein wenig nach Partnerbörse klingt, nur dass bei uns junge Familien und alte Häuser die Partner sind", meinte Bauamtsleiter Rüdiger Schmidt bei der Vertragsunterzeichnung. Die Gemeinde fungiere als Vermittler für eine junge Liebe in und mit dem alten, neuen Heim.