Mitglieder des Aller-Ohre-Vereins besichtigen in Calvörde bauhistorisch wichtige Gebäude Geschichtsfreunde erkunden Region
Unter dem Motto "Die Heimat lebendig erleben" haben Mitglieder des Aller-Ohre-Vereins den historischen Kern vom Flecken Calvörde erkundet. Die Geschichtsfreunde nutzen ihre Zusammenkünfte, um einzelne Orte zu besuchen, denn überall gibt es Besonder- und Eigenheiten zu erkunden.
Calvörde l Dieter Bollmann, Vorsitzender des Aller-Ohre-Vereins, begrüßte 16 Teilnehmer aus acht Orten auf dem Calvörder Marktplatz zur Besichtigungstour, die für die Mitglieder des Geschichtsvereins ein willkommener Saisonabschluss darstellte.
Der Aller-Ohre-Verein hat den Zweck, Haldensleben und dessen Umgebung geschichtlich, urgeschichtlich und naturgeschichtlich zu erforschen. Sie wollen Altertümer und Naturalien sammeln und sich zu zwanglosen Versammlungen in Haldensleben und Umgebung treffen, um Vorträge über historische, prähistorische und naturhistorische Gegenstände zu halten. Außerdem wollen die Geschichtsfreunde für die Erhaltung der im Vereinsgebiet vorhandenen Kunst- und Naturdenkmale wirken.
In Calvörde galt es nun, bauhistorisch wichtige Gebäude zu besichtigen.
Zu Beginn der Erkundungstour in Calvörde stellte Christa Merker, Vorsitzende des Heimatvereins Calvörde, die evangelisch-lutherische Georgskirche vor. "Das Gotteshaus wurde 1704 errichtet. Es gab aber schon einen Vorgänger aus der Zeit um 1200", erzählte Christa Merker. Der Calvörder Reinhard Rücker berichtete von einem Nebengebäude des Hauses Neustadtstraße 7, das seit 1781 als Synagoge von der damals blühenden jüdischen Gemeinde benutzt wurde. Im Gemeindesaal der evangelisch-lutherischen Kirche führte der Calvörder Jürgen Schrader die Gäste in die baugeschichtliche Entwicklung der Bürger- und Bauernhäuser zwischen dem 18. Jahrhundert bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts ein. "In den Jahren 1688, 1700 und 1745 haben Großbrände den Ort weitgehend zerstört", erzählte er. Nach den Ausführungen von Schrader haben sich danach fünf Bauphasen herausgebildet. Das waren der Fachwerkbau bis Ende des 19. Jahrhunderts. Es folgte die Verputzung von Fachwerkhäusern. Eine verbesserte örtliche Wirtschaftslage habe dann den Bau höherwertiger Häuser möglich gemacht. "Davon profitierte die Errichtung der bäuerlichen Backsteinhöfe im 19. Jahrhundert und die Errichtung der Gründerzeithäuser in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. In der fünften Bauphase sind Häuser im Stil der Neuen Sachlichkeit nach dem Ersten Weltkrieg am Rande des Ortes entstanden", berichtete Schrader. Die anschließende Besichtigung führte zu typischen Gebäuden der einzelnen Bauweisen. Der Gänsemarkt und der Marktplatz sind Repräsentanten des Fachwerkbaues, die Häuser Neustadtstraße 5 und 27 stehen für verputztes Fachwerk. Repräsentative Backsteinhöfe - rote Ziegelbauten -sind an der Geschwister Scholl Straße 7 bis 10 zu finden. Als herausragendes Gründerzeithaus gilt die Apotheke. Das Haus Kirschweg 2, früher als Villa Wallstab bezeichnet, ist dem Stil Neue Sachlichkeit zuzuordnen.