Traditionsreiches Gebäude bietet Wohnungen und einen Raum für Halberstadts Kolpingfamilie Großer Schlüssel für saniertes Kolpinghaus
Nicht nur äußerlich erstrahlt das Kolpinghaus in der Dominikanerstraße in neuem Glanz. Auch innen ist neues Leben eingezogen. Gestern wurde das Haus offiziell übergeben.
Halberstadt l Das Konterfei Adolph Kolpings strahlt von der weißen Fassade herab. Nach zwölf Monaten Bauzeit, 1,1 Millionen Euro und vielen nervenaufreibenden Überraschungen ist das 1671 errichtete Gebäude wieder ein Schmuckstück in der Altstadt. Das Haus, seit 1921 in kirchlichem Besitz, hat eine wechselvolle Geschichte hinter sich. Es war Kaufmannshaus, beherbergte 1870/187 französische Kriegsgefangene, Blumenhändler, Bürstenmacher, Korbmacher, Hebammen, Schuhmacher, Büchsenmacher, Uhrmacher und einen Schiffbauer. Seit 1921 betreuten Karmelitinnen heimatlose Kinder in dem "Josefsheim" genannten Gebäude. Das heute im Kloster nebenan beheimatete St.-Josef-Haus ist heute wieder einer der Nutznießer des sanierten Fachwerkhauses. Acht behinderte Jugendliche haben hier eine Wohnung gefunden, um unter sachter Obhut ihrer Betreuer den Schritt in ein selbstständiges Leben zu wagen. Zwei weitere Wohnungen sind an Privatleute vermietet und zwei Dachgeschosswohnungen harren noch des Ausbaus.
Markus Feußner, Geschäftsführer des Kolpingbildungswerkes Hettstedt, begrüßte gestern zahlreiche Gäste im Gemeinschaftsraum des umgebauten Kolpinghauses. Ihn freute ebenso wie den Bundessekretär des Kolpingwerkes Deutschland, Ulrich Vollmer, dass die Halberstädter Kolpingsfamilie in dem Haus wieder eine Heimstatt haben wird. Seit den 1970er Jahren hatte diese das Haus genutzt und unter großen Mühen versucht, es zu erhalten. Dabei half die katholische Kirche. Ende 1999 wurde das Haus geschlossen, bis 2011 stand es leer.
Mit dem Erwerb des Gebäudes durch das Hettstedter Kolpingbildungswerk bekam es wieder eine Zukunft. "Nur weil Sie ein gutes Konzept entwickelt hatten, konnte ich für das Projekt um Zustimmung werben", sagte Ulrich Vollmer an Markus Feußner gewandt. Vollmer freute sich, dass das Haus wieder im Sinne Kolpings genutzt und die Kolpingfamilie hier wieder aktiv sein werde. "Das Haus hatte über Jahre hinweg eine ganz besondere Bedeutung, es war eine wichtige Anlaufstelle für die Kolpingsfamilien aus der DDR", berichtete Vollmer.
Nach der Einsegnung durch Diözesanpräses Armin Kensbock wurde im Beisein von Oberbürgermeister Andreas Henke (Linke), des stellvertretenden Landrates Martin Skiebe, der CDU-Politikerinnen Heike Brehmer und Frauke Weiß sowie Vertretern der Caritas und der Kolpingfamilien Halberstadt, Aschersleben und Hettstedt die Namenstafel an der Fassade enthüllt. Dazu musste Architekt Oliver Flügel eine Leiter erklimmen - er war schwindelfrei genug.