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Wirtschaftsstandort boomt Neues Industriegebiet in Halberstadt geplant

Halberstadts Wirtschaft soll wachsen können. Um auf Investoren vorbereitet zu sein, plant die Kreisstadt die Erschließung eines neuen großen Industriegebietes.

Von Jörg Endries Aktualisiert: 09.09.2023, 12:57
Für die jüngste große Industrieansiedlung an der B 81 in Halberstadt, dem Daimler-Truck-Logistikzentrum, haben die Erschließungsarbeiten bereits im Frühjahr (Foto) begonnen. Für neue Ansiedlungsanfragen will die Stadt nun ein weiteres Industriegebiet an B 81 ausweisen.
Für die jüngste große Industrieansiedlung an der B 81 in Halberstadt, dem Daimler-Truck-Logistikzentrum, haben die Erschließungsarbeiten bereits im Frühjahr (Foto) begonnen. Für neue Ansiedlungsanfragen will die Stadt nun ein weiteres Industriegebiet an B 81 ausweisen. Foto: Jörg Endries

Halberstadt - Halberstadt boomt als Wirtschaftsstandort. Die vorhandenen fünf Gewerbegebiete und das Industriegebiet Ost sind fast vollständig ausgelastet. Der Platz für neue Ansiedlungen wird knapp, die Anfragen nach freien Flächen reißen nicht ab, betont Thomas Rimpler, Wirtschaftsförderer der Stadt Halberstadt. Daher präsentierte die Verwaltung während der Sitzung des Stadtentwicklungsausschusses am Donnerstagabend einen Plan, wie die Kreisstadt sich auf das Wachsen der Wirtschaft einstellen will.

Die Gerüchteküche brodelte bereits, dass das neue Halberstädter Wirtschaftsareal so groß wie die Fläche der Stadt Quedlinburg sein soll. Thomas Rimpler informierte, dass die Stadt derzeit von etwa 450 Hektar ausgeht. Dafür lag dem Stadtentwicklungsausschuss ein entsprechender Aufstellungsbeschluss vor. Danach würde sich das neue Industriegebiet laut Papier südlich der Bundesstraße 81 und östlich der Ortsumfahrung Bundesstraße 79 erstrecken (siehe Karte).

Bislang galt das Industriegebiet Ost als strategische Reserve für mögliche Ansiedlungen. Mit dem Bau des Daimler-Truck-Logistikzentrums auf einer Fläche von 100 Hektar sind mittlerweile die Wachstumsmöglichkeiten in Halberstadt fast ausgereizt.

Etwa 2,5 Milliarden Euro seien seit 1990 in den Halberstädter Gewerbegebieten investiert worden, informierte Thomas Rimpler 2022 in einem Volksstimme-Gespräch. Insgesamt 205 Unternehmen hätten sich bislang angesiedelt. Damals war die 650-Millionen-Euro-Investition von Daimler Truck noch nicht in trockenen Tüchern.

Unternehmensanfragen schon abgelehnt

„Wir mussten in jüngster Zeit bereits Ansiedlungsanfragen von Unternehmen ablehnen, die jenseits der 30 Hektar liegen. Aus diesem Grund haben wir entschieden, ein weiteres Industriegebiet auszuweisen“, sagte Thomas Rimpler während der Ausschusssitzung. Die auf der Karte dargestellte Fläche ist erstmal der Raum, den die Stadt als geeignet ansieht. Inwieweit dieses Areal oder nur Teile davon letztendlich ausgewiesen werden, steht derzeit noch nicht fest, so der Wirtschaftsförderer. Das Verfahren könne insgesamt bis zu drei Jahre dauern.

So lange bräuchte man nicht nur für die Anträge, Bebauungsplan und die Erschließung. Steht schlussendlich fest, wie groß das neue Industriegebiet werden soll, muss die Stadt Halberstadt das Areal noch von den jetzigen Eigentümern erwerben. „Wir wollen dafür jetzt die Grundlagen schaffen.“

Der Bedarf an großen Flächen sei da, so der Wirtschaftsförderer. Laut Thomas Rimpler würden derzeit unter anderem Gespräche mit einem weiteren großen Unternehmen laufen, das sich in Halberstadt auf einer Fläche von 70 Hektar (fast so groß wie Daimler Truck) ansiedeln möchte. Die Firma will sich 2026 entscheiden, ob sie nach Halberstadt kommt. Die Stadt beteilige sich am Rennen um den Zuschlag und hoffe, dann etwas anbieten zu können. Wer hinter der Anfrage steckt, dazu äußerte sich der stellvertretende Oberbürgermeister nicht.

Forderung nach politischer Debatte

Die weitere Ansiedlung von Unternehmen würde positive Effekte für die Stadtentwicklung haben. „Über neue Arbeitsplätze kann man Zuzug generieren, um den Bevölkerungsverlust in der Kreisstadt einzudämmen und die Infrastruktur in der Stadt, angefangen von Kitas, Schulen bis hin zur Energieversorgung, widerstandsfähiger zu gestalten“, so Thomas Rimpler.

Mitglieder des Stadtentwicklungsausschusses fordern angesichts der Entwicklung Halberstadts zum Industriestandort in Sachsen-Anhalt eine große politische Debatte über den richtigen Weg in den nächsten Jahren. Das könne man nicht versteckt über einen Flächennutzungsplan führen. Thomas Rimpler erinnerte daran, dass der Stadtrat natürlich jederzeit ein Mitspracherecht habe.

Stadtrat Jens Müller (SPD): „Ich vermisse eine Strategie zur Entwicklung der Stadt. Wir haben zwar das Integrierte Stadtentwicklungskonzept, aber das muss aktualisiert und angepasst werden.“ Frage sei, wo die Neuinvestoren die Menschen für die neuen Arbeitsplätze herbekommen. Kommen sie von außerhalb, wollen sie vielleicht hier wohnen, dann muss genug Wohnraum da sein, so der Abgeordnete. „Das Ganze muss mit einer Strategie für Halberstadt einhergehen“, betont der Sozialdemokrat. Das fordert auch Hans Joachim Nehrkorn, Linke-Fraktionschef im Stadtrat. „Im Stadtentwicklungsausschuss muss über die Frage erst einmal diskutiert werden, ob die Stadt 450 Hektar ankauft. Wir müssen Konzepte entwickeln, um die Stadt weiterhin für die Bürger lebenswert zu gestalten.“

Thomas Rimpler informierte, dass Halberstadt schon Gespräche mit Intel führt, um Halberstadt als Wohnstandort für Intel-Mitarbeiter anzubieten. Der US-amerikanische Konzern baut in Magdeburg eine große Chipfabrik.