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Exponate aus dem Haldensleber Bäckereimuseum sollen Ausstellung in Barleben schmücken Haldensleber Verlust könnte zum großen Gewinn für die Regionalgeschichte werden

Von Sebastian Prill 19.02.2013, 01:20

In Haldensleben steht Sachsen-Anhalts einziges Bäckereimuseum. Was als Leidenschaft eines Bäckers begann, ist längst zu einer umfangreichen Sammlung gewachsen. Noch in diesem Jahr soll das Museum nach Barleben umziehen.

Haldensleben l Das Haldens- leber Bäckereimuseum ist das einzige seiner Art in Sachsen-Anhalt. Zahlreiche Exponate künden von der stolzen Bäckereitradition im Landkreis Börde und ihrer Geschichte. Angefangen hat alles mit der Sammelleidenschaft von Hannes Bleßmann. Der Bäcker begann im Jahr 1995 damit Exponate zu sammeln, die er in seiner Bäckerei in Uthmöden ausstellte. Später kamen zahlreiche Maschinen, Formen und Pressen von Bäckereien aus der Umgebung zu der Sammlung dazu. 2006 zog das Museum von Uthmöden nach Haldensleben.

"Ich weiß gar nicht mehr, was das erste Stück war, dass ich angeschafft habe", sagte Hannes Bleßmann. Bei der Menge an Exponaten ist es nicht leicht den Überblick zu behalten. Zu jedem Werkzeug weiß er eine Geschichte zu erzählen. Zum Beispiel zu einem ungewöhnlichen Waffeleisen. Auf dem Stück aus Gusseisen steht das Rezept für den Waffelteig. Außer Mehl, Butter, Eiern und Milch soll der Waffelbäcker auch Hefe dazugeben. "Das ist etwas ganz Besonderes", erklärte Bleßmann. "Backpulver wurde erst um die Jahrhundertwende bei den Hausfrauen richtig beliebt. Vorher ist Hefe als Triebmittel genommen worden, damit der Teig schön aufgeht."

Andere Exponate im Museum zeugen vom Ideenreichtum der Bäcker. Formen für Spekulatius und Marzipan sind liebevoll aus Holz geschnitzt worden. Eine Maschine zum Entkernen von Kirschen oder Apfelschälmaschinen stehen ebenfalls in den Museumsräumen. Bilder zeigen, wie stolz die Bäcker waren, wenn sie eine neue Maschine gekauft haben. "Sehen sie mal wie dreckig der Beruf einmal gewesen ist", sagt Bleßmann und zeigt auf das Bild einer alten Bäckerei. Meister und Geselle sitzen lächelnd neben einer riesigen Rührmaschine. Ihre Schuhe und Kleidung sehen schmutzig aus. "Bei solchen Zuständen würde ihnen heute die Bäckerei geschlossen werden", sagt er und schmunzelt.

In diesem Jahr muss das Museum aus den Räumen in der Magdeburger Straße ausziehen. Der Verkauf des Hauses ist schon länger geplant. Da sich in Haldensleben keine neuen Räume finden ließen, ist der Umzug nach Barleben vorgesehen. Die Gemeinde bei Magdeburg hatte eine alte Bäckerei aufgekauft und aufwändig renovieren lassen. "Der Umzug ist vielleicht auch eine Chance", hofft Hannes Bleßmann. Nicht nur, dass in der Barleber Bäckerei noch ein 200 Jahre alter Ofen steht, dort könnte ein Café für die Besucher eingerichtet werden. "Das lädt zum Verweilen ein und ist ein tolles Ausflugsziel", sagt Bleßmann. Gespräche mit dem Bürgermeister Barlebens, Franz-Ullrich Keindorff, sind für Donnerstag geplant. Der Verlust in der Haldensleber Kulturlandschaft könnte so ein Gewinn für die Bäckereigeschichte der Region werden.