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Harz Leere Kassen in der Gastronomie

Keine Gäste, keine Einnahmen. Wie die Betreiberin einer Gaststätte in Wegeleben versucht, durch die Corona-Krise zu kommen.

Von Stephanie Tantius 24.11.2020, 08:00

Wegeleben l „Ich komme gleich“, ruft Gabriele Feldmann aus der Küche. Ein Stammgast habe zweimal Schnitzel mit Pilzen und Pommes sowie Pommes extra für die Kinder bestellt. Das bereite sie gerade zu. Sie befürchte jedoch, dass das ihre einzige Bestellung für den heutigen Abend sein werde.

Gabriele Feldmann ist selbständig und betreibt die Gaststätte „Zum Mooreck“ in Wegeleben. Seit November wirbt sie mit einem Plakat an der Tür ihres Speisehauses: „Wir sind weiterhin für Euch da.“ Dienstag bis Sonntag von 17 bis 20 Uhr sei sie in der Gaststätte und biete bis auf Weiteres Essen außer Haus per Selbstabholung an.

Der Wegeleber Matthias Poggel betritt die Schankräume, um das Essen abzuholen. „Mindestens einmal die Woche bestelle ich hier“, sagt er. Manchmal auch zweimal. So müsse die Familie zu Hause nicht kochen. Knapp 20 Euro zahlt er dafür.

„Ich bin jedoch etwas mutlos“, sagt die 61-Jährige. Das Angebot werde nicht gut angenommen. Das Geld, welches sie dank des Abholservices einnehme, decke kaum die Kosten für die Ausgaben der vorher eingekauften Lebensmittel, Strom, Miete und Gas. An Rücklagen zu bilden, sei gar nicht zu denken.

Im März sei die Gaststätte, aufgrund der Corona-Auflagen, für zwei Monate komplett geschlossen. „Das war hart“, berichtet Gabriele Feldmann. Zwar habe sie die laufenden Ausgaben wie Miete, Strom und Gas dank der Corona-Hilfen der Bundesregierung erstattet bekommen, dennoch habe sie in dieser Zeit selber keinen Lohn verdient.

Als sie dann am 22. Mai wieder öffnen durfte, sei die Kneipe gut besucht worden. Im Juli habe sie ihr alljährliches Sommerfest veranstaltet. Da sei es voll gewesen, erinnert sie sich.

„Seit 2005 betreibe ich die Gaststätte“, sagt Gabriele Feldmann. Zuvor sei sie mehrere Jahre in Pullmann-City in der Gastronomie tätig gewesen. Als es hieß, das „Mooreck“ in Wegeleben werde frei, habe sie den Schritt in die Selbständigkeit gewagt. Das Gebäude habe sie vom Gartenverein gepachtet. Früher sei es das Vereinshaus der Gartenkolonnie gewesen, welche hinter der Gaststätte beginnt.

„Die ersten drei Jahre waren hart“, sagt Feldmann. Es habe eine Weile gedauert, bis sich ein fester Kundenstamm entwickelt habe. Seit ein paar Jahren laufe das „Mooreck“ aber ganz gut.

Dass sie nun die Speisestätte im November wieder schließen musste, treffe sie schwer. Dennoch wolle sie alles dafür tun, um die Kneipe am Laufen zu halten und biete ihren Kunden an, das Essen zu bestellen und abzuholen. „So kann ich etwas Kontakt zu meinen Gästen halten“, berichtet die gelernte Hotelfachfrau. Aber die Nachfrage sei zu gering.

Sie habe auch noch nicht herausfinden können, an welchen Tagen besonders viel oder wenig bestellt werde. An einem Freitag hätten die Wegeleber relativ viel geordert, an einem anderen fast gar nichts.

Die sonst stattfindende Silvesterparty im „Mooreck“ habe sie bereits abgesagt. „Ich rechne nicht damit, dass wir im Dezember wieder öffnen dürfen.“

Die Monate von November bis Mitte Januar seien in der Vergangenheit ihre umsatzstärksten gewesen, denn zu dieser Zeit würden sonst Weihnachtsfeiern in der Gaststätte veranstaltet, gerne kämen die Wegeleber auch zu den Weihnachtsfeiertagen zu ihr zum Essen. Zum Volkstrauertag seien sonst immer die Reservisten gekommen. Und wenn die Jäger im Herbst ihre Treibjagd machten, ließen sie es sich hinterher bei ihr schmecken. „Das alles fällt in diesem Jahr nun weg“, sagt Gabriele Feldmann traurig.

Zwar habe die Regierung auch für November versprochen, die Gastronomen zu unterstützen, aber in welchem Umfang sei noch unklar, so Feldmann. Wenn sie die Gaststätte wieder für Monate schließen müsste, müsse sie das Mooreck vielleicht bald vollständig zumachen, befürchtet sie.

„Angestellte habe ich keine“, sagt sie. Ihr Mann würde sie oftmals noch nach seiner Arbeit auf dem Bau unterstützen. Was er nicht verstehen könne, so Werner Feldmann, sei, dass die Regierung den Selbständigen mit diesen Auflagen das Leben so schwer machen würde. Sachsen-Anhalt sei kein Corona-Hotspot. „Wieso kann man die Gastronomen hier nicht arbeiten lassen“, fragt sich der 61-Jährige.

Falls die Gastronomen ihre Restaurants im Dezember noch immer nicht öffnen dürfen, möchte Gabriele Feldmann den Abholservice weiterhin anbieten. „Ich will nichts unversucht lassen?“, sagt sie. Sie hänge sehr an der Gaststätte und die Gastronomie sei einfach ihre Leidenschaft.