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Kolpingsfamilie bringt ausgediente Sehhilfen in ein Krankenhaus ins afrikanische Benin Harzer sammeln Brillen für Afrika

Von Dennis Lotzmann 11.12.2013, 02:10

Die Kolpingsfamilie in Halberstadt sammelt alte Brillen für ein Krankenhaus im afrikanischen Benin. Binnen kürzester Zeit sind 700 Sehhilfen zusammengekommen. Und die Sammelaktion geht wegen der großen Resonanz weiter.

Halberstadt l Welche Halbwertzeit hat in Deutschland eine Brille, bis sie vom Nachfolger ersetzt wird und in der Ecke oder gar im Müll landet? Spätestens wenn die Glaswerte nicht mehr stimmen, entscheiden sich viele Menschen mit Sehschwäche gleich für ein neues Gestell. Und mitunter bedarf es nicht einmal geänderter Werte. Denn für viele Brillenträger ist das "Nasenfahrrad" längst auch modisches Accessoire, das regelmäßig ersetzt werden will. Deshalb dürfte die Zahl der abgelegten Brillen, die irgendwo in Schubläden und Schränken schlummern und vom Besitzer wohl nie wieder benutzt werden, bundesweit in die zig Tausenden gehen.

"Viele Afrikaner können sich eine Brille schlichtweg nicht leisten."

Willy Hübler, Mitglied der Kolpingsfamilie Halberstadt

Ein Umstand, mit dem sich die Mitglieder der Halberstädter Kolpingsfamilie nicht abfinden wollen. Wissen sie doch von der Not in Sachen Sehhilfe auf dem afrikanischen Kontinent. "Viele Afrikaner können sich eine Brille schlichtweg nicht leisten", sagt Willy Hübler von der Kolpingsfamilie. Zusammen mit dem Diozösanverband des Kolpingwerks Magdeburg haben die Halberstädter deshalb die Aktion "Sehen schenken" angeschoben.

Die Idee ist einfach: "Brillenträger geben ihre ausgedienten Sehhilfen einfach bei uns ab und wir sorgen dafür, dass damit Menschen im zentralafrikanischen Benin sprichwörtlich einen besseren Durchblick bekommen", erklärt der Vorsitzende der Kolpingsfamilie Halberstadt, Rolf Lange. Genau genommen, wandern die Brillen in ein vom katholischen Sozialverband betriebenes Krankenhaus in Agbanto in Benin.

Damit der Durchblick dort punktgenau auf die Bedürftigen zugeschnitten wird, prüfen vorab Optiker kostenlos jede Brille, ziehen Schrauben nach und messen die jeweiligen Stärken. "Diese Werte werden anschließend auf den Gläsern notiert, sodass die Helfer in Afrika optimal helfen können", präzisiert Kolpingmitglied Willy Hübler.

Bei Willy Hübler - einem niedergelassenen Chirurgen in Halberstadt - laufen bei der Aktion die Fäden zusammen. In dessen Praxis in der Woort 4 in Halberstadt können die Brillen abgegeben werden. Weil viele Harzer mithelfen wollen, dass Bedürftige in Afrika wieder normal sehen können, hat der Flur der Praxis mitunter schon mal Ähnlichkeit mit einem Augenoptiker-Geschäft. Gleich kartonweise stapeln sich die generalüberholten Brillen und gerade gespendete und warten auf den Weitertransport gen Afrika.

"Wir haben das Fahrrad nicht neu erfunden, sind aber über den Schwung begeistert."

Rolf Lange, Vorsitzender der Kolpingsfamilie Halberstadt

Willy Hübler ist von der Resonanz auf den Spendenaufruf förmlich überwältigt. "Ich hätte nicht gedacht, dass so viele Leute darauf reagieren", sagt der Mediziner. "Ganz besonders haben mich ältere Frauen beeindruckt, die bei ihren Nachbarn angeklopft haben und anschließend einen ganzen Karton mit Brillen abgegeben haben", erzählt Hübler. Und Lange weiß von Leuten zu berichten, die ihre Arbeitskollegen angesprochen hätten und später einen Beutel mit Brillen und Etuis am Praxistresen abgaben.

Mit der Sammlung sind die Halberstädter indes nicht allein. Auch in anderen Kolpingsfamilien laufen vergleichbare Aktionen. "Wir haben das Fahrrad also nicht neu erfunden, sind aber begeistert, mit wie viel Schwung es unterwegs ist", sagt Rolf Lange und ist sich mit Willy Hübler in einem einig: Die Aktion wird fortgesetzt, so lange die Resonanz so groß ist.

Wer die Sammlung unterstützen möchte, kann alte Brillen direkt in Willy Hüblers Praxis - Woort 4 in Halberstadt - abgeben. Details können unter Telefon (0 39 41) 60 02 95 geklärt werden.