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Heutzutage verschlossen Mit Video: DDR-Grenzturm im Harz - So sieht es im  früheren Kommandoturm aus

Die innerdeutsche Teilung veränderte die Landschaft. Auch in Rhoden, wo 1975 ein Grenzturm gebaut wurde. Was sich im Inneren des Gebäudes verbirgt.

Von Matthias Distler Aktualisiert: 13.12.2023, 08:22
Ulrich Köhler arbeitete mit anderen Chronisten die Geschichte des Ortes und des Kommandoturms in Rhoden auf.
Ulrich Köhler arbeitete mit anderen Chronisten die Geschichte des Ortes und des Kommandoturms in Rhoden auf. Foto: Matthias Distler

Rhoden. - Schon von weitem sieht man den Turm, der oberhalb der Ortschaft Rhoden auf einer Anhöhe steht. Heute sind der Weg dorthin und die umliegenden Felder für jeden frei zugänglich. Noch vor mehr als 33 Jahren war der Bereich aber Sperrgebiet, der Turm ein Kommandoturm der DDR. Er diente dazu, den knapp 250 Meter entfernten Grenzzaun zu Westdeutschland zu sichern und DDR-Bürger von der Flucht abzuhalten.

 
DDR-Grenzturm in Rhoden: So sieht es im Inneren des früheren Kommandoturms aus (Kamera: Matthias Distler, Schnitt: Torsten Grundmann)

Einer, der die Geschichte des Grenzortes Rhoden hautnah miterlebte, war Ulrich Köhler. Der 76-Jährige wuchs in der Ortschaft auf, sah, wie die Sperrzone eingerichtet wurde. „1975 wurde dann der Kommandoturm gebaut“, berichtet er.

Dieser Kommandoturm nahe Rhoden diente in der DDR der Grenzsicherung.
Dieser Kommandoturm nahe Rhoden diente in der DDR der Grenzsicherung.
Foto: Matthias Distler

Acht Meter hoch, drei Etagen, vier mal vier Meter Grundfläche. Von hier aus beobachteten Offiziere die Grenze, gaben den Bereitschaftstruppen bei einem entsprechenden Signal am Grenzzaun, das bei Kontakt mit diesem ausgelöst wurde, Bescheid. Als Kommandoturm sei dieser, anders als Wachtürme, immer besetzt gewesen. „Vier Leute waren bestimmt immer hier“ vermutet Köhler.

Rhoden: Bäume um Turm herum wurden damals gefällt

Damit die Offiziere, die in der obersten Etage saßen, eine freie Sicht auf das Sperrgebiet hatten, wurde der gesamte Baumbestand mit Planierraupen gefällt, erklärt Köhler. Er selbst war zu dieser Zeit technischer Leiter bei der Landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaft (LPG). Blieb etwa ein Mähdrescher auf dem Feld unterhalb des Grenzturms liegen, sei er geholt worden, um sich das Problem anzuschauen.

Die erste Etage im Kommandoturm Rhoden war der Bereitsschaftsraum für die Alarmtruppen.
Die erste Etage im Kommandoturm Rhoden war der Bereitsschaftsraum für die Alarmtruppen.
Foto: Matthias Distler

Nach dem Mauerfall arbeitete der geschichtsinteressierte Rhodener mit anderen in einer Gruppe die DDR-Geschichte des Ortes auf. Sie stellten etwa Schautafeln mit einer Chronologie der Ereignisse dort auf, wo früher einmal der Zaun mit den Selbstschussanlagen stand.

Gruppe in Rhoden setzte sich für Erhalt des DDR-Grenzturms ein

Während andere Wachtürme abgebaut und der Zaun demontiert wurde, setzte die Gruppe sich mit einem Antrag für den Erhalt des zentralen Turms als Erinnerung und Mahnmal an die deutsche Teilung ein.

Der Eingang des Grenzturms in Rhoden.
Der Eingang des Grenzturms in Rhoden.
Foto: Matthias Distler

Heute erinnert nur wenig an die Zeit von damals: Es stehen wieder Bäume in dem Gebiet und die Einrichtung im Inneren des Gebäudes gibt es nicht mehr.

Grenzturm in Rhoden: Wegen Vandalismus heute ständig zugeschlossen

Im Erdgeschoss befanden sich etwa die Toiletten und Elektroschaltkästen.

Die oberste Etage im Grenzturm Rhoden. Hier überwachten die Offiziere früher die Grenze.
Die oberste Etage im Grenzturm Rhoden. Hier überwachten die Offiziere früher die Grenze.
Foto: Matthias Distler

In der ersten Etage waren die Bereitschaftstruppen untergebracht. Dort standen auch die Betten. Die kleinen Einlässe in der Mauer, von denen sich je zwei an jeder Seite des Turms befinden, waren früher Schießscharten, aus denen heraus der Grenzturm bei einem Angriff aus sicherer Position verteidigt werden konnte. Heute zeigen dort Fotos die Zeit vor und nach dem Mauerfall.

Eine Etage höher saßen – mit Blick auf die Grenze – die Offiziere im Beobachtungsraum mit entsprechender Kommunikationstechnik. Die Alarmgruppe kam dort in der Regel nicht hinein, erklärt Köhler. Mit einem Rollboden konnten die Offiziere die restliche Gruppe von dieser Etage ausschließen, denn „keiner traute dem anderen“, sagt er. Heute ist der Raum leer, lediglich eine Figur mit Regenumhang und einer DDR-Uniform steht dort. Verbunden sind die Etagen mit geradläufigen Stahltreppen. Auf dem Flachdach befand sich noch ein 1.000 Watt Suchscheinwerfer.

Heute ist der ehemalige Grenzturm immer zugeschlossen. Der Grund „ist ausschließlich Vandalismus“, sagt Köhler.