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Hilfe für deutsche Zuwanderer Traum vom Auswandern: Warum ein Harzer sein Glück in der Schweiz suchte - und über Umwege fand

Matthias Estermann aus dem Harzkreis hat gewagt, wovon viele andere nur träumen. Der Schlanstedter ist in die Schweiz ausgewandert. Ein Schritt, den der 54-Jährige nicht bereut hat.

Von Maria Lang Aktualisiert: 15.11.2024, 09:51
Matthias Estermann lebt seit Ende der 1990er Jahre in der Schweiz, wo er unter anderem als Busfahrer und Reiseleiter tätig ist.
Matthias Estermann lebt seit Ende der 1990er Jahre in der Schweiz, wo er unter anderem als Busfahrer und Reiseleiter tätig ist. Foto: Estermann

Schlanstedt. - „Geboren bin ich ein Weigl, zwischendurch hieß ich dann Groß - und so kennt man mich eigentlich in Schlanstedt auch immer noch“, erzählt Matthias Estermann. Der heute 54-Jährige lebt seit knapp 30 Jahren in der Schweiz, wo er anderen Ausgewanderten hilft. Wie es dazu kam?

Harzer kann Arbeitsangebot aus der Schweiz nicht widerstehen

„Ich habe nach der Schule eine Ausbildung bei Robotron in Halberstadt gemacht, zum Mechaniker für Datenverarbeitung, und danach dort auch gearbeitet“, erzählt er rückblickend. „Im Februar 1990 bin ich nach Hamburg - eigentlich nur übers Wochenende, um einen Onkel zu besuchen, den ich nicht kannte. Und der hat gesagt: Bleib doch einfach hier.“ Genau dies habe er dann kurz entschlossen gemacht: „Ich wollte weg, und die Chance nutzen, etwas Besseres zu machen, auch aus meinem Leben.“

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Innerhalb einer Woche habe er Arbeit gefunden, als Büromaschinenmechaniker. Später sei er als Verkäufer und Immobilienmakler tätig gewesen. „1997 kam ein Angebot aus der Schweiz, als Verkäufer für Blockhütten, auf selbstständiger Basis“, erzählt er. Er habe zugesagt.

Harzer Auswanderer lernt Frau in der Schweiz kennen

Doch bereits drei Jahre später musste er die Schweiz aus verschiedenen Gründen wieder verlassen und kehrte nach Hamburg zurück, wo er unter anderem bei einer Versicherung arbeitete. „Ich habe aber recht schnell für mich festgestellt, dass Arbeit und Ertrag in Deutschland nicht passen, also bin ich 2004, als ein neues Angebot aus der Schweiz kam, wieder zurück, dieses Mal als Angestellter einer Versicherungsgesellschaft“, berichtet der Wahl-Schweizer über den weiteren Werdegang.

Und dieses Mal blieb er. Lernte seine Frau kennen, heiratete und hat sich wieder scheiden lassen. Inzwischen hat er eine neue Freundin - die ihn 2022 auf die Idee gebracht habe, Reisebusfahrer zu werden.

Harzer Auswanderer wird Busfahrer und Reiseleiter in der SChweiß

„Ich war auf der Suche nach etwas Neuem und hatte ja noch meinen Lkw-Führerschein von früher. Dadurch war es einfach, den Busschein zu machen und ich habe innerhalb weniger Wochen umgeschult“, erzählt er. „Ich fahre gern Auto und reise gern - das passte perfekt.“

Und so reist er seitdem durch Europa, mal als Busfahrer, mal als Reiseleiter auf dem Schiff, und hat Freude am Entdecken neuer Gegenden und dem Kontakt mit den Menschen. „Ich hab dabei den Spitznamen Captain bekommen, auch wegen meiner Mütze, die ich bei den Reisen gern trage“, berichtet er schmunzelnd.

Verein für deutsche Auswanderer in der Schweiz gegründet

„Außerdem habe ich den Verein für Deutsche in der Schweiz gegründet, als Unterstützung für deutsche Zuwanderer“, ergänzt er. „Hier gibt es Hilfe beim Bewerbungsprozess und bei der Vernetzung sowie natürlich nützliche Informationen aus allen möglichen Bereichen. Der Wind weht hier schon ein bisschen anders als in Deutschland.“

Er selbst habe am Anfang Lehrgeld zahlen müssen, weil er viele Dinge nicht wusste und nur wenige Informationen bekam. Genau dies wolle er mit dem Verein und der Homepage www.deutsch-schweiz.ch ändern.

Rückblickend bereue er den Schritt keinesfalls - für ihn sei dieser Weg der richtige gewesen und die Schweiz die Heimat seiner Wahl. „Einfach war es nicht immer, vor allem nicht am Anfang, dennoch würde ich es wieder tun“, resümiert er. Trotzdem komme er noch regelmäßig und gern zu Besuch nach Schlanstedt.