875-Jahr-Feier in Nienhagen: 1500 Menschen sind am Sonntag auf den Straßen der Gemeinde unterwegs Historischer Festumzug begeistert die Besucher
Der große Festumzug zur 875-Jahr-Feier in Nienhagen hat alle Dimensionen gesprengt. Etwa 700 Teilnehmer haben dafür gesorgt, dass er auf eine Länge von knapp zwei Kilometern angewachsen ist. Auf den Gehwegen tummelten sich noch einmal gut 800 Zuschauer, die die vielen bunten historischen Kostüme und die liebevoll gestalteten Themenbilder zur Geschichte des Ortes bewunderten.
Nienhagen l Etwa anderthalb Stunden schlängelte sich der Umzug durch die Straßen von Nienhagen. Drei Kapellen sorgten für die musikalische Untermalung. Immer wieder wurden Blütenblätter und Bonbons von den Wagen geworfen. Letzteres sehr zu Freude der Kinder. In den Festzug hatten sich die Vereine des Ortes ebenso eingereiht, wie die Gäste von der Partnergemeinde Nienhagen-Celle. Besonders freute sich das Festkomitee über die Teilnahme der Schwanebecker Vereine. "Wir sind ein Ortsteil und gehören einfach dazu", sagt Benno Liebner, der Vorsitzende des Komitees. "Es liegt uns sehr viel daran, die Kontakte in der Zukunft weiter zu vertiefen."
Die Spitze des Zuges führte ein Dudelsackspieler an, gefolgt von der Stadtwache aus "Egelen". Die Traditionsgruppe des Schützenvereins Bleckenburg aus Egeln kam schwerbewaffnet mit Musketen, einer Armbrust und einer Feldkanone daher. Den Tross zog ein Pony. Die herausgeputzten Soldaten machten keinen Hehl daraus, dass entsprechendes "Mannsvolk" schon einmal zwangsgepresst würde, um als Landsknecht zu dienen. Der Hauptmann verkündete lauthals "der Bagage", dass sie es nun mit Söldnern im Dienste des Schwedenkönigs zu tun hätten. Das sorgte für Erheiterung und Beifall.
Die Besucher sahen danach eine Abfolge der Geschichte Nienhagens. Pferdefuhrwerke und historische Fahrzeuge wechselten sich ab. Besonders gelungen im Themenpunkt "Handwerk" die Wagen des Schusters und des Schneiders. Bunte Kostüme und auffällige Haartrachten waren beim Frisör zu beobachten. Die alten Traktoren ließen so manches Männerherz höher schlagen. Da surrte ein Hanomag vorbei, dem ein blubbernder Lanz-Bulldog folgte. Selbst historische Militärfahrzeuge fanden sich im Zug. Dem deutschen Motorrad mit Seitenwagen folgte ein russischer Jeep. In ihm saßen zwar vornehmlich Soldatinnen, aber sie hielten historisch korrekt die rote Fahne in der Ernst-Thälmann-Straße hoch.
Das DDR-Thema erfüllten eine Lehrerin und ihre Schüler mit Leben. Sie präsentierten sich in kompletter Pionierkleidung. Das rief bei so manchem Festgast ein verschmitztes Lächeln hervor.
Ein waschechter Volkspolizist überwachte indes die Geschwindigkeit des Festzuges mit einem Blitzer und drohte so manchem Fuhrwerk mit einer Verwarnung. Das aber wohl nur, weil die Genossin Leutnant direkt neben ihm stand. Spontan reihten sich beide in das DDR-Bild mit ein und ließen ihren originalen Polizei-Wartburg für eine Weile am Straßenrand stehen.
Verbandsgemeinde-Bürgermeisterin Ute Pesselt (Buko) staunte nicht schlecht über das Treiben. "Das ist mal alle Achtung wert", meint sie anerkennend. "Da haben die Nienhagener etwas auf die Beine gestellt, was ihnen im Vorfeld nicht jeder zugetraut hätte. Ich bin beeindruckt."
Auch Schwanebecks Bürgermeisterin Christian Brehmer (Die Linke) äußerte sich anerkennend. "Wenn man einmal bedenkt, wie wenig Vorlaufzeit das Festkomitee hatte, dann kann man zu der Umsetzung einfach nur gratulieren", sagt sie. "Mir fehlen fast die Worte." Der Umzug kam nach anderthalb Stunden Marsch durch den Ort auf dem Festplatz am Dorfgemeinschaftshaus an. Hier sorgten die Kapellen für den musikalischen Schlusspunkt.
"Da hat noch einmal ordentlich Trubel geherrscht", berichtet Benno Liebner. "Viele Besucher haben bis zum frühen Abend durchgehalten. Wir bekamen insgesamt eine sehr positive Resonanz von unseren Gästen."