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Einwohner aus Glindenberg und Heinrichsberg evakuiert - Vor Wolmirstedt steht das Wasser. Von Burkhard Steffen und Thomas Junk Hochwasser: 1000 Helfer kämpfen an den Deichen

10.06.2013, 01:51

1770 Menschen mussten am Sonnabend ihre Häuser in Glindenberg und Heinrichsberg verlassen. Der Katastrophenschutzstab hatte die Evakuierung für 21 Uhr angeordnet. Wolmirstedt kommt um eine Evakuierung wahrscheinlich herum. Mehr als 1000 Helfer waren am Sonntag in den Krisengebieten im Landkreis aktiv.

Landkreis Börde l Um 21 Uhr heulten die Sirenen in Glindenberg und Heinrichsberg auf. Die Einwohner wurden durch den Katastrophenschutzstab des Landkreises Börde dazu aufgefordert, ihre Häuser umgehend zu verlassen. Zwei Stunden Zeit blieb den 1770 Menschen, ihre wichtigsten persönlichen Unterlagen sowie eine Ausrüstung für mehrere Tage zusammenzupacken. Der Grund: Die Straße in Richtung Wolmirstedt droht zu überfluten. Ohne diese Straße wären die Orte Glindenberg und Heinrichsberg von der Außenwelt abgeschlossen.

Die Menschen wurden bei Bekannten und Verwandten aufgenommen. "Die für die Heinrichsberger und Glindenberger Bürger ausgewiesenen Notunterkünfte in Zielitz und Wolmirstedt wurden bisher nicht in Anspruch genommen", sagte Kreis-Sprecher Uwe Baumgart am Sonntag. Die vorbereitete Unterkunft in Zielitz wurde deshalb geschlossen, die Wolmirstedter Notunterkunft in der Sporthalle der Johannes-Gutenberg-Schule bleibt bis auf Weiteres aufnahmebereit.

Durch das Überströmen des linken Ohredeiches hat sich mittlerweile die Fläche zwischen dem Rand der Kreisstraße von Wolmirstedt nach Glindenberg und dem Bahndamm Stendal/Magdeburg bis an die Ohre in Richtung Zielitz mit Wasser gefüllt. "An der Sicherung der Straße zwischen Wolmirstedt und Glindenberg wird festgehalten. Wir sind optimistisch, dass wir das schaffen", sagte Wolmirstedts Bürgermeister Martin Stichnoth (CDU) gestern. Die Sicherung des Gewerbegebietes am Handwerkerring in Wolmirstedt läuft derweil noch auf Hochtouren. Immer wieder sickert hier das Wasser durch. "Es gibt keine Aussage zur Evakuierung Wolmirstedts zum jetzigen Zeitpunkt", so Stichnoth am Abend.

Bundeswehrsoldaten sicherten auch gestern die südliche Stadtrandlage Wolmirstedts westlich der seit Freitag wegen zu vieler Katastrophentouristen gesperrten Kreisstraße nach Glindenberg. Darüber hinaus wurden der nördliche Elbedeich und der rechte Ohredeich intensiv beobachtet. Nur noch amtlich registrierte Personen dürfen sich den Deichanlagen nähern. Kleinere Sickerstellen wurden bereits verbaut.

In Loitsche kämpfen die Feuerwehrleute weiterhin rund um die Uhr um die Trafostation und damit um die Stromversorgung. Mitten im Ort hat sich in der Magdeburger Straße ein riesiger See gebildet. Einige Grundstücke stehen unter Wasser.

Noch schlimmer ist die Situation in der Heinrichsberger Straße. Hier ist das Wasser in die tiefer gelegenen Häuser eingedrungen. Kritik an den Behörden übt Anwohner Dietmar Neubauer: "Wir können unsere Toiletten nicht mehr benutzen, das Abwasser drückt schon heraus. Ich habe sämtliche Notfalltelefone angerufen und darum gebeten, uns ein Dixi-Klo zur Verfügung zu stellen. Aber bisher ist keine Reaktion erfolgt."

Trotz der angeordneten Evakuierung harren einige Heinrichsberger im Ort aus. "Wir kontrollieren weiterhin im Zweistunden-Rhythmus die Deiche", informierte Bürgermeisterin Bettina Seidewitz aus dem von Wassermassen eingeschlossenen Ort. Mit einem Sandsackverbau haben die Feuerwehrleute ein Überschwappen der Elbe an der Damm-Überfahrt verhindern können.

Spontane Hilfe kam aus Burgstall. Bürgermeister Sigurd Heimann hatte im Radio gehört, dass die Feuerwehr Loitsche Lebensmittel und Getränke benötigt. Er setzte sich ins Auto kaufte ein und brachte 120 Flaschen Wasser, vier Pfund Kaffee, 60 Brötchen sowie zehn Packungen Käse und Salami in den Ort. "Doch dort war zwischenzeitlich schon soviel angekommen, dass ich die Spende nach Zielitz brachte, wo sie dankbar angenommen wurde", so Heimann. Fred Stoike, Vorsitzender der Burgstaller Schützen erklärte, dass der Verein sein Vereinsgelände und das Schützenhaus für Hochwasseropfer zur Verfügung stellt.