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Hohe Preise Sanierungskosten explodieren

Preissteigerungen treiben die Kosten für die Sanierung der Diesterweg-Grundschule in Halberstadt in die Höhe. Bislang um 750 000 Euro.

Von Jörg Endries 23.11.2019, 03:00

Halberstadt l Die Sanierungsarbeiten an der Diesterweg-Grundschule in der Sargstedter Siedlung Halberstadts beschäftigten am Donnerstagabend die Mitglieder des Stadtentwicklungsausschusses. Das betreuende Ingenieurbüro und die Stadtverwaltung gewährten Einblick in die Kostenentwicklung der Bauarbeiten. Und die hat es in sich. Mit der ursprünglichen Berechnung aus dem Jahr 2017 haben die vorliegenden Zahlen mittlerweile nichts mehr zu tun.

5,5 Millionen Euro umfasste einst das Sanierungs-Budget der Diesterweg-Grundschule – von denen das Land Sachsen-Anhalt 3,1 Millionen Euro fördert, den Rest zahlt die Stadt Halberstadt. Diese einst gesetzten finanziellen Grenzen sprengt die Realität – die der Preisentwicklung im Baugewerbe. Den Stadträten wurde während der Ausschusssitzung eine Liste des Grauens präsentiert. Die Kosten für die Sanierung der Grundschule sind explodiert.

Kurt Fümel, Projektverantwortlicher der Stadtverwaltung Halberstadt, verdeutlichte den Wahnsinn der Preisspirale mit Zahlen. Allein bei der Ausschreibung des Rohbaus lag die Differenz zwischen dem preiswertesten und teuersten Angebot bei 500 000 Euro. „Und das für ein und den selben Leistungsumfang“, betonte der Baufachmann. Die Kostenberechnung in dieser Rubrik lag vor der Ausschreibung ursprünglich bei 571 000 Euro, der Auftrag wurde letztendlich für 778 000 Euro vergeben. Ein ­ähnliches Bild zeigt sich im Bereich Elektrotechnik. Dort betrug die Differenz zwischen dem billigsten und teuersten Angebot 215 000 Euro. Ursprünglich wollte die Stadt dafür 450 000 Euro ausgeben. „Wir schrieben den Auftrag sogar noch einmal neu aus, weil die Angebote viel zu hoch waren. Leider brachte das überhaupt nichts“, bedauerte Jens Klaus, Fachbereichsleiter Stadtentwicklung. Die Firma, die den Zuschlag erhielt, arbeitet für 668 000 Euro.

Der einzige Posten, der tatsächlich erst während der Arbeiten teurer wurde, war die Bauwerksabdichtung. Dafür wollte man nur 137 500 Euro ausgeben. Unterm Strich stehen jedoch 415 117 Euro. Kurt Fümel lieferte die Begründung: „Bei den Arbeiten im Fußbodenbereich stieß man auf viele Überraschungen. Unter anderem auf Schlacke, die beim Bau des Gebäudes wohl als Dämmung Verwendung fand, und entsorgt werden musste.“

Die ursprünglich geplanten Investitionen in Höhe von 5,5 Millionen Euro werden bislang um insgesamt 750 000 Euro überschritten. Darin enthalten ist ein Sicherheitsaufschlag von 150 000 Euro. „Bei der Kostenermittlung im Jahr 2017 ist diese Preisentwicklung nicht vorhersehbar gewesen“, so Jens Klaus.

Der Sicherheitsaufschlag ist für weitere Steigerungen in weiser Voraussicht mit eingepreist worden, so Kurt Fümel. Nach seiner Einschätzung sei man damit vor weiteren bösen Überraschungen wohl sicher, hofft er. Denn 84 Prozent aller Bauaufträge seien ausgeschrieben.

Doch wer kommt für die 750 000 Euro Mehrkosten auf? „Sind sie förderfähig?“, fragte Stadtrat Kai Fünfhausen ­(Linke). „Die Förderung durch das Land Sachsen-Anhalt ist fix. Das Geld muss in den Haushalt der Stadt eingearbeitet werden“, antwortete Jens Klaus. Angesichts der angespannten Haushaltslage belastet die Kostensteigerung die Stadt noch mehr. Das Ende der Fahnenstange ist noch lange nicht erreicht. Es warten weitere ungeklärte Finanzfragen auf eine Lösung.

Michael Herrmann (CDU), Vorsitzender des Stadtentwicklungsausschusses, fragte nach den Außenanlagen der Diesterweg-Grundschule und nach dem Mobiliar. Diese Kosten sind nicht Bestandteil des Finanzierungspakets. Das bedeutet, bislang ist unklar, woher die Stadt bis zu 300 000 Euro für den Kauf der Schulmöbel und die auf etwa eine Million Euro geschätzten Kosten für die notwendige Herstellung der Außenanlagen nehmen will.

„Was passiert, wenn wir bis zur Inbetriebnahme der Schule im August 2020 kein Geld dafür haben? Laufen die Kinder über Bretter zur Schule?“, bohrte ­Michael Herrmann nach. „Es wird eng, das wissen wir“, entgegnete Kurt Fümel. Um die Gestaltung der Außenanlagen bezahlen zu können, habe die Stadtverwaltung Halberstadt bereits 2018 einen Fördermittelantrag eingereicht. Der sei bislang nicht beantwortet worden.