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Corona-Krise Im Wirtshaus ist der Teufel los

Das Telefon bei Peter und Oliver Freff steht nicht still. Die Halberstädter wollen ihre neue Freiheit nach Lockerung der Pandemieregeln genießen und ins Gasthaus gehen.

Von Jörg Endries 09.07.2021, 10:33
Begehrt sind die Plätze im ?Wirtshaus am Park? in Halberstadt. Nach der langen Zeit der Schließung können sich die Betreiber vor Gästen nicht retten.
Begehrt sind die Plätze im ?Wirtshaus am Park? in Halberstadt. Nach der langen Zeit der Schließung können sich die Betreiber vor Gästen nicht retten. Foto: Oliver Freff

Halberstadt - Bei Freffs ist der Teufel los. Ein Platz in der wohl kleinsten Gaststätte Halberstadts, dem „Wirtshaus am Park“, ist in diesen Tagen sehr begehrt und schwer zu bekommen. Die Halberstädter leben ihre neu gewonnene Freiheit nach dem langen Corona-Lockdown aus. Nach einer mehrmonatigen Durststrecke der Zwangsschließung wegen der Corona-Pandemie konnten Peter und Sohn Oliver Freff ihr Gasthaus wieder öffnen. „Am 30. Mai war das wieder möglich und wir starteten sofort an diesem Tag neu durch“, freuen sich die beiden heute noch.

„Anfangs mussten die Gäste für drinnen und draußen noch negative Tests mitbringen, um Einlass zu finden. Doch davon ließen sich viele nicht abschrecken“, berichtet Oliver Freff. Mittlerweile sind auch diese Schranken gefallen.

Lästiger Papierkrieg ist noch nicht überstanden

Tests sind derzeit nicht mehr erforderlich. Ohne Auflagen geht es trotzdem nicht. Beim Betreten der Gaststätte und beim Weg zum WC muss noch immer eine Maske getragen und Abstand gehalten werden, so die beiden Gastronomen. Und der lästige Papierkrieg ist noch nicht verschwunden. Jeder Gast muss nach wie vor seine Kontaktdaten hinterlassen. „Damit im Fall einer Infektion die Behörden die Personen jederzeit zurückverfolgen können“, so Oliver Freff. Das sorge hin und wieder bei den Gästen noch für Diskussionen. Allerdings sei die Testpflicht ihrer Meinung nach schlimmer gewesen.

„Wir können uns seit der Neueröffnung vor Gästen nicht retten. Wer nicht vorher reserviert, muss damit rechnen, abgewiesen zu werden. Wir mussten leider schon Gäste wieder wegschicken“, sagt Peter Freff. Der Platz sei in dem kleinen Familienbetrieb eben mit fast 20 Plätzen im Wirtshaus und fast 30 draußen vor der Gaststätte begrenzt. Das Telefon würde tagsüber nicht stillstehen. „Es rufen immer noch Leute an und fragen, ob Test erforderlich seien oder ob wir schon wieder auf haben. Die Verunsicherung ist teils noch groß.“

Der kleine Familienbetrieb hat allerdings Vorteile in der Corona-Pandemie, so die beiden Gastronomen. „Wir müssen keine Mitarbeiter aus der Kurzarbeit zurückholen. Viele Gaststätten haben große Probleme überhaupt Personal zu finden, weil Mitarbeiter sich während der Pandemie andere Jobs gesucht haben“, sagt Oliver Freff. Er selbst habe sich während der Schließung in Kurzarbeit befunden. „Wir sind nur zu zweit, da funktionierte das Hochfahren des Unternehmens ruck zuck“, ergänzt Peter Freff, der selbst bereits Rentner und finanziell damit abgesichert ist.

Wie sich Zeiten schnell ändern können, zeigt der Fakt, dass im März noch Krisenstimmung im „Wirtshaus im Park“ herrschte. Die kleine, aber feine Gaststätte an der Halberstädter Plantage war zu diesem Zeitpunkt aufgrund der Corona-Pandemie seit fast fünf Monaten wie alle anderen gastronomischen Betriebe geschlossen. Peter und Oliver Freff betreiben den Betrieb im Erdgeschoss ihres Wohnhauses seit 1990. Vater Freff backt täglich frischen Kuchen und kümmert sich um den Service, der Sohn verwöhnt die Gäste mit Kreationen aus seiner Küche. Peter Freff berichtet, dass ihm das Kuchen backen große Freude bereitet. Er erlernte den Beruf des Konditors, arbeitete aber bis zur politischen Wende als Fliesenleger. Dann bot sich 1990 die Gelegenheit, den Schritt in die Selbständigkeit zu wagen und in seinem Traumberuf zu arbeiten. Daraufhin baute die Familie das Fachwerkhaus aus dem Jahr 1865 aus, das seit dem Bau im Familienbesitz ist und am Park Plantage im Herzen Halberstadts liegt. Die Lage gab dem Haus schließlich seinen Namen.

Derzeit würde sich vor allem der Fakt bemerkbar machen, dass Restaurants noch nicht wieder geöffnet seien. So unter anderem der „Schwejk“ am Halberstädter Schlachthof. Es hieße, dass die Einrichtung die Corona-Pandemie nicht überlebt habe.

„Schwejk“ geschlossen, öffnet aber wieder

Eine Nachfrage der Volksstimme bei der Geschäftsführung des Halberstädter Schlachthofes löste das Rätsel um den „Schwejk“.

„Es ist soweit richtig, dass wir den 'Schwejk ' im Zuge der Corona-Problematik zunächst einmal schließen mussten. Allerdings bestehen in unserem Hause bereits recht genaue Vorstellungen für eine Wiedereröffnung, wenn auch mit veränderter Ausrichtung und angepasstem Umfang“, informierte Geschäftsführer Dennis Looff.

Der Gaststättenbetrieb als Bestandteil der Landwurst GmbH werde nach gegenwärtigen Überlegungen also nicht für immer verschwinden. Ein abschließendes Konzept werde Anfang September stehen.

Kommentar

Peter Freff und Sohn Oliver freuen sich, dass sie wieder neu durchstarten können.
Peter Freff und Sohn Oliver freuen sich, dass sie wieder neu durchstarten können.
Foto: Jörg Endries