Initiativen Bürger mischen sich ein

Die Diskussion über die Zukunft des Bürgerhauses in Schachdorf Ströbeck geht in die zweite Runde.

Von Jörg Endries 20.09.2017, 13:00

Schachdorf   Ströbeck l Hat das Bürgerhaus im Schachdorf Ströbeck eine Zukunft? Und wenn ja, wie soll es sie aussehen? Über diese für das Dorf wichtigen Fragen diskutierten am Montagabend 25 interessierte Bürger mit Ortsbürgermeister Jens Müller (SPD) und weiteren Gästen. Etwa eine bis 1,5 MillionenEuro sind notwendig, um das Gebäude Am Schachplatz nachhaltig zu sanieren (mit Einzug des Schachmuseums). Geld, das im Stadthaushalt derzeit nicht zur Verfügung steht. Wollen die Ströbecker das historische Gebäude retten, bietet sich jetzt die einmalige Chance an eine 90-prozentige Förderung durch Bund und Land zu gelangen. Dafür gilt es jetzt die Weichen zu stellen, appellierte Jens Müller im Vorfeld der Bürgerversammlung.

Der Ortsbürgermeister stellte eine Projektskizze vor, die von ihm und der zuständigen Fachabteilung der Stadtverwaltung Halberstadt favorisiert wird. „Danach ist eine Integration des Schachmuseums als barrierefreies Museum im Gebäude möglich. Neben den Räumen der ehemaligen Volksbank könnten das Lager und die Diensträume des Ortsbürgermeisters mit dem Kostüm­fundus der Theatergruppe des Schachvereins genutzt werden“, sagt Jens Müller. Die Fläche würde in etwa der Ausstellungsfläche des jetzigen Schachmuseums entsprechen. „Alle anderen bestehenden Nutzungen werden festgeschrieben und optimiert.“ Der Ortsbürgermeister würde mit dem Büro auf den Dachboden ziehen, in das auch das Trauzimmer integriert werden kann. Stuhl und ­Tischlager wären auf dem Boden möglich, wie auch ein Raum für den Kostümfundus. Zur Gewährleistung der Barrierefreiheit führt ein Aufzug vom Erdgeschoss bis in das Dachgeschoss, stellte Jens Müller vor. Als Lager für Bierzeltgarnituren, Hochsitze und andere Gegenstände wäre der Keller unter der ehemaligen Kneipe optimal geeignet.

Vom Kulturdorfverein lag ein weiterer Vorschlag auf dem Tisch. In diesem Konzept wird ohne Schachmuseum geplant. Die Räume sollten für Tauschbörsen und als Begegnungsstätte Verwendung finden. „Leider konnte der Kulturdorfverein noch kein niedergeschriebenes Konzept vorlegen“ bedauerte der Ortsbürgermeister. Beide Nutzungskonzepte würden aber kaum voneinander abweichen. Jens Müller hofft, dass der Verein bis zum heutigen Mittwoch einen Plan vorlegen kann, weil er es mit dem Projekt in der Dienstberatung des Oberbürgermeisters vorstellen möchte. „Sofern wirklich das Museum in das Bürgerhaus integriert wird, schlägt der Verein vor, im alten Museum Raum für Unterkünfte zu schaffen, um zum Beispiel Gäste aus den Kulturdörfern unterbringen zu können.“

Bedenken gegen einen Umzug des Schachmuseums äußerte in der Bürgerversammlung Armin Schulze, Direktor des Städtischen Museums Halberstadt. Mit dem Schachmuseum könne man nicht einfach nur umziehen. Ohne ein zukunftsweisendes Konzept für das Museum könnte man hier die einmalige Chance verpassen, mithilfe eines perfekt geeigneten Förderprogramms ein Museum einzurichten, das den Anforderungen der heutigen Besucher gerecht wird. Schulze gab zu bedenken, auch wenn dieses Projekt nicht verwirklicht wird und das Museum in seinen angestammten Räumen verbleibt, muss auch dort langfristig investiert werden. Ein wichtiger Aspekt, die Barrierefreiheit, sei dort nicht gewährleistet. Die Ausstellungsräume sind nur über Treppen zu erreichen.

Im Raum stand auch die Frage, inwieweit die Verwaltung und der Stadtrat bereit wären, den bei einer 90-prozentigen Förderung übrigbleibenden Eigenanteil in Höhe von zehn Prozent zu übernehmen. Immerhin sei das eine Summe von 100.000 bis 150.000 Euro. Den Fakt will Jens Müller erst einmal mit der Verwaltung ausloten. „Nur wenn ich dort nicht vorankomme, spreche ich direkt mit dem Stadtrat.“

Derzeit werde der Stadtetat 2018 vorbereitet, mit der Vorschau auf 2021, sodass vor 2020/2021 mit keiner Aufnahme des Projektes in den Haushaltsplan zu rechnen sei. Dafür muss aber bis November 2018 ein Förderantrag gestellt werden. Dann könnte man für den Haushalt 2020 das Projekt Sanierung Bürgerhaus mit einbringen. „Darüber hinaus muss bedacht werden, dass aus der Sanierungsgewinn­abschöpfung noch ca. 105.000 Euro nach Schließung des Sanierungs-Gebiets in den Halberstädter Haushaltes fließen werden. Zwar erst nach 2021, aber das ist sicher“, betont Jens Müller. Sofern das Gebäude des jetzigen Museums doch verkauft werden sollte, fließt dieser Erlös ebenfalls in den Stadtetat, sodass mindestens buchhalterisch das Eigenkapital ausgeglichen sei. „Damit sollten sich die Verwaltung und die Stadträte überzeugen lassen“, ist Jens Müller überzeugt.

An der Bürgerversammlung nahm auch Stadtratspräsident Volker Bürger (CDU) teil und erklärte, dass die Stadträte sehr wohl die Belange der Ortsteile beachten und bereit sind, gute Projekte zu unterstützen. ­Darüber hinaus stellte er klar, dass er nicht nur als Präsident, sondern auch als Vorsitzender des Geschichtsvereins Halberstadt gekommen sei. Er bewertet die Entwicklungen in Ströbeck als sehr positiv. Volker Bürger gefällt, dass im Schachdorf gemeinsam mit Bürgerinnen und Bürgern nach Konzepten gesucht wird. Hinsichtlich der Förderung gab er zu bedenken, dass der Fördermittelgeber oftmals nach Zusagen die umgehende Umsetzung erwartet. Dann komme es auf ein gut durchdachtes Projekt auch hinsichtlich der Realisierung an. Genau aus diesem Grund nehme man sich in Ströbeck im Vorfeld die Zeit, um gemeinsam die optimalste Lösung zu finden. „Nur dann kann das Projekt vollständig und hinsichtlich möglicher Unwägbarkeiten ausgelotet sein.“

Die anwesenden Bürger beauftragten den Ortsbürgermeister, Oberbürgermeister Andreas Henke (Linke) zu überzeugen, beim Fördermittelgeber die Konzepte zur künftigen Nutzung des Bürgerhauses auf Förderfähigkeit prüfen zu lassen.