1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Halberstadt
  6. >
  7. Modegeschäfte im Harz in Gefahr?

Insolvenzverfahren Modegeschäfte im Harz in Gefahr?

Zwei große Textilketten mussten seit Anfang 2019 Insolvenz anmelden. Sind nun Arbeitsplätze in den Harzer Filialen gefährdet?

Von Sandra Reulecke 05.04.2019, 01:01

Halberstadt l „Letzte Tage ...“ ist auf roten Werbeschildern im Schaufenster zu lesen. Das entbehrt nicht einer gewissen Doppeldeutigkeit – angesichts dessen, dass das Unternehmen, welches so für seiner Rabattaktionen wirbt, Insolvenz anmelden musste: die Vidrea Deutschland GmbH. Das Unternehmen betreibt unter dem Namen Miller&Monroe mehr als 160 Filialen in Deutschland – eine davon in den Halberstädter Rathauspassagen.

Wie soll es für das Geschäft und die Mitarbeiter weitergehen? „Für den Erhalt der Arbeitsplätze tun wir alles“, betont Pascal Mangold von Menold Bezler Rechtsanwälte in Stuttgart, die als Insolvenzverwalter bestellt worden. Zunächst solle der Filialbetrieb fortführt werden. Ob und welche Läden langfristig gehalten werden können, werde derzeit geprüft. „Parallel hierzu führen wir Gespräche mit potenziellen Investoren, welche in der Lage sind, ein großes Filialnetz in Deutschland zu betreiben und damit auch die vorhandenen Arbeitsplätze zu erhalten“, berichtet der Wirtschaftsjurist.

Erst 2018 hat die Vidrea Deutschland GmbH, die zur niederländischen Gruppe Victory & Dreams gehört, die deutschen Filialen der ebenfalls insolventen Kette Charles Vögele übernommen. Ob das Unternehmen sich damit übernommen hat? „Über die Insolvenzgründe beziehungsweise die Entwicklung nach der Expansion können wir derzeit noch keine abschließende Aussage treffen“, teilt Mangold mit.

Konkreter wird da Veit Mathauer von der Sympra GmbH. Die PR-Agentur ist aktuell für die Pressearbeit der Modekette AWG zuständig. Auch dieses Unternehmen hatte im Januar ein Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung beantragt. Der Textilhandel in Deutschland habe derzeit mit mehreren Schwierigkeiten zu kämpfen, sagt Mathauer. Zu nennen seien da die Konkurrenz von Discountern und dem Online-Handel, zudem ein hoher Margendruck und das veränderte Konsumverhalten. „Kunden geben ihr Geld lieber für Reisen und Leben als für Kleidung aus“, mutmaßt der PR-Spezialist.

Besonders negativ habe sich der Herbst 2018 auf die Finanzlage von AWG ausgewirkt. „Die ganze Saison ist quasi ausgefallen“, so Veit Mathauer. Aufgrund der lang anhaltend sommerlichen Temperaturen wurden schlichtweg kaum Strickpullover, Übergangsjacken und Wollmützen gekauft. Der Umsatzausfall sei verheerend gewesen.

Um das Unternehmen finanziell wieder auf sicherere Beine stellen zu können, werden unter anderem 26 der rund 300 Filialen geschlossen. Man habe sich von den umsatzschwächsten getrennt, so Mathauer. Kunden und Mitarbeiter aus dem Harzkreis können trotzdem erst einmal aufatmen. Die Geschäfte in Blankenburg, in Wernigerode (zwei), Quedlinburg und in den Rathauspassagen Halberstadt sind nicht davon betroffen. Sie bleiben geöffnet.

Ob das so bleibt, muss abgewartet werden. Denn, so sagt der Sprecher, „es kann sein, dass noch mehr Filialen geschlossen werden müssen.“ Generell aber sei AWG dank der in den vergangenen Monaten „gefahrenen Sanierungsstrategien auf einem guten Weg“. Hoffnung sei angebracht.

Die hegt auch Enrico Burau. Er ist der Centermanger der Halberstädter Rathauspassagen, in denen die beiden finanzgeschwächten Modeketten Ladenflächen gemietet haben – zwei der größten in dem Einkaufszentrum. Müssten sie schließen, wäre das natürlich ein großer Einschnitt. „Aber so weit sind wir noch nicht“, betont Burau. Deshalb wolle er zum derzeitigen Zeitpunkt nicht viel zu dem Thema sagen. Nur so viel: Beide Geschäfte, so betont der Manager, werden weiter betrieben. „Wir sind in Gesprächen und arbeiten an Lösungen. Wir sind zuversichtlich.“