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Jagd Werden Füchse ein Problem in Halberstadt?

Füchse streifen immer wieder durch Halberstadt. Doch dem Stadtjäger sind im Moment sprichwörtlich die Hände gebunden.

Von Sandra Reulecke 26.01.2021, 00:01

Halberstadt l Um Wildtiere zu sehen, müssen Bodo Rhein und seine Nachbarn nicht in den Halberstädter Tiergarten gehen. „Seit September 2020 wurde sehr oft abends ein ausgewachsener Fuchs in den Gärten im Haselweg beobachtet. Dafür gibt es Augenzeugen“, berichtet der Volksstimme-Leser der Redaktion. Von seinem Balkon aus könne er das Tier bei seinen Streifzügen erspähen, die auch schon mal durch Rheins Garten führen. „Nach den aktuellen Schneefällen konnten wir wieder frische Fuchsspuren, auch in unserem Hausgarten und Nachbargärten, feststellen“, so der Halberstädter weiter.

Ein Raubtier in unmittelbarer Nähe – dabei möchte es der Leser nicht belassen. Er habe deshalb schon vor Monaten bei der Jagdbehörde im Landratsamt angerufen und von den Mitarbeitern die Telefonnummer des neuen Halberstädter Stadtjägers übermittelt bekommen. Diesem schilderte Bodo Rhein das Problem. „Daraufhin antworte er mir freundlich, dass er von der Behörde noch keine Genehmigung erhalten habe. Ich sollte mich später bei ihm melden.“

Dabei, so erinnert Rhein, wurde schon im August darüber berichtet, dass David Neubert, amtierender Tiergartenchef, ehrenamtlich als Stadtjäger tätig sein wird. Eine Premiere in Halberstadt – bisher gab es eine solche Funktion in der Kreisstadt nicht. Doch als sich Rhein nun im Januar erneut bei David Neubert erkundigte, erhielt er zu seiner großen Verwunderung eine ähnliche Antwort wie bereits im Herbst. „Es erklärt sich jemand bereit, den Bürgern zu helfen und dann so etwas?“, echauffiert sich Rhein.

Auf Volksstimme-Nachfrage zum Thema Stadtjäger informiert die Halberstädter Verwaltung: „Eine Genehmigung der Jagdbehörde des Landkreises liegt vor.“ Der Haken an der Sache: Es fehle noch eine Genehmigung der Waffenbehörde. „Seitens der Waffenbehörde des Landkreises sind im Dezember neue Auflagen erteilt worden, die seitens der Stadt noch nicht in Gänze erfüllt werden konnten“, heißt es von der Stadt.

Wie David Neubert sagt, ziehe sich die Genehmigung nicht zuletzt deshalb in die Länge, weil sein Hauptwohnsitz noch Weimar ist. Dort hatte er 2016 auch die Jagdscheinprüfung abgelegt, bevor er zwei Jahre später als Tiergartenchef nach Halberstadt zog. So seien aktuell mehrere Behörden unterschiedlicher Bundesländer in den Sachverhalt involviert.

Größter Knackpunkt, berichtet Neubert, sei aktuell ein adäquater Waffenschrank. Einen solchen habe er in seiner Halberstädter Wohnung nicht. An seinem Arbeitsplatz im Tiergarten existiere zwar ein Waffenschrank, jedoch erfülle dieser aktuell nicht die für einen Stadtjäger geltenden Voraussetzungen. „Jedoch arbeitet Tiergartenleiter David Neubert gemeinsam mit der Ordnungsabteilung daran, diese Auflagen, die sich auf Sicherheitsaspekte (Alarmanlage/Waffenschrank) beziehen, schnellst möglich umzusetzen“, heißt in der Mitteilung der Stadt weiter.

Auch David Neubert ist optimistisch, dass er sein Ehrenamt bald ausüben kann. Der Bedarf dafür sei groß. „Nach dem ersten Beitrag in der Volksstimme hatte ich zwei bis fünf Anfragen in der Woche“, berichtet der 33-Jährige.

Wer von den Anrufern hofft, dass sein Wildtierproblem schnell mit einem Schuss aus der Welt geschafft wird, den muss der Biologe enttäuschen. „Schießen ist die aller-, allerletzte Option“, betont er. „Meine Aufgabe liegt darin, Aufklärung zu betreiben und Lösungen mit den Bürgern zu finden.“

Zwar gebe es punktuell tatsächlich Schwierigkeiten mit Wildtieren – etwa auf den Friedhöfen im Stadtgebiet oder mit Waschbären im Sonntagsfeld – doch nicht selten seien Wildtierprobleme hausgemachte. Essensreste in ungeschützten Mülltonnen zum Beispiel wirkten auf Tiere wie ein Büffet. Auch die Wahl der Pflanzen im eigenen Garten spiele eine Rolle. Wer pflanzt, was für Waschbären eine Delikatesse sei, muss sich nicht wundern, wenn diese sich daran bedienen. Wird die Pflanze entfernt, erledige sich das Problem oft von selbst.

Ähnlich einfach zu lösen: „Wer einen Marder auf seinem Grundstück hat, muss herausfinden, wie das Tier dahin gekommen ist und zum Beispiel das Loch verschließen.“ Das sei sinnvoller und auch effektiver als das Tier zu fangen oder gar zu erschießen.

Sind Tiere offensichtlich krank, sei die Situation eine andere. „Ein räudiger Fuchs muss erlöst werden“, sagt David Neubert. Ein gesunder Fuchs, der durch die Stadt streift, sei dagegen grundsätzlich kein Problem. „Das gehört dazu, dass sie mit uns koexistieren“, sagt Neubert.

Es gebe Ausnahmen. „Auf einem Schulgelände hat ein Fuchs nichts zu suchen.“ Über ihre Exkremente im Sandkasten etwa könnten Krankheiten verbreitet werden. Vor Monaten wurden etwa auf dem Gelände Miriam-Lundner-Grundschule in den Abendstunden immer wieder junge Füchse gesichtet. Dank des Abdichtens defekter Zäune konnte diesen Streifzügen ein Ende gesetzt werden – ohne die Tiere zu verletzen.