Unbekannter schießt in Wegeleben offenbar mit Diabolo-Geschossen auf freilaufende Stubentiger Kater "Lino" wird mit Luftgewehr verletzt
Verletzt durch ein Luftgewehr - so kam Kater "Lino" eines Tages nach Hause. Nicht nur Besitzerin Brunhild Buhtz ist geschockt. Auch Wegelebens Bürgermeister Hans-Jürgen Zimmer ruft dazu auf, die Augen bei Tierquälereien nicht zu verschließen.
Wegeleben l Der Tag von Kater "Lino" beginnt stets gleich. Jeden Morgen um halb Sechs geht Frauchen Brunhild Buhtz aus Wegeleben zu ihrer Tochter, dann darf das zweijährige Tier mit hinaus. Morgens öffnet die Rentnerin auch die Katzenklappe. "Die ist nachts zu. Dann soll ,Lino\' lieber drin bleiben, damit ihm nichts passiert", sagt sie.
Den Rest des Tages stromert der Kater durch angrenzende Gärten und kommt nur zum Fressen zwischendurch nach Hause.
"Wer tut einem wehrlosen Tier so etwas an?"
Brunhild Buhtz (70),
betroffene Katzenbesitzerin
Als das Tier der 70-jährigen Wegeleberin an einem Wintertag wie üblich gegen zehn Uhr durch die Katzenklappe hinein huscht, fällt Brunhild Buhtz sofort das Blut hinter seinem rechten Ohr auf. "Ich dachte, er hat wieder sein Revier verteidigt und mit anderen Katzen gekämpft", sagt sie. Nach ein paar Tagen fängt die Wunde an zu eitern.
Brunhild Buhtz macht sich auf den Weg zum Tierarzt nach Oschersleben. "Herr Dr. Meyer hat ziemlich schnell erkannt, dass die Verletzung so gleichmäßig ist, dass sie nicht von einer anderen Katze stammen kann." Der Arzt vermutet, dass dem Tier die Wunde durch ein Luftgewehr-Geschoss - einen sogenannten Diabolo - zugefügt wurde. "Wir haben hin und wieder solche Fälle. Häufig bleiben Diabolos im Körper von Katzen auch stecken und werden erst entdeckt, wenn die Tiere wegen anderer Verletzungen geröntgt werden müssen", erklärt Tierarzt Dr. Hendrik Meyer. Brunhild Buhtz schockt die Diagnose. "Wer tut denn einem wehrlosen Tier so etwas an?", fragt sie sich und wendet sich an die Polizei. Sie erstattet Anzeige gegen Unbekannt und erwähnt auch, was sie von einer Nachbarin erfahren hat. Bei deren Katze wurden kurz vorher fünf bereits verkapselte Diabolos im Körper entdeckt.
Die Beamten ermitteln noch, konnten bislang jedoch keinen Schuldigen finden. Folglich ist es sehr wahrscheinlich, dass die Staatsanwaltschaft das Verfahren über kurz oder lang wohl einstellen wird.
"In den meisten Fällen verlaufen solche Geschichten im Sand, weil niemand etwas gesehen hat", sagt Polizeisprecher Uwe Becker. Doch Tierquälereien seien für die Beamten keine Bagatelle. Nach Paragraph 17 des Tierschutzgesetzes könne ein Mensch, der einem Wirbeltier länger anhaltende oder wiederholte Schmerzen zufügt oder es gar tötet, mit einer Freiheitsstrafe von bis zu drei Jahren oder einer Geldstrafe zur Rechenschaft gezogen werden. Laut Becker wird in jedem Fall ermittelt. "Sobald auch nur der Verdacht einer Straftat vorliegt, gehen wir dem nach", sagt der Polizeihauptkommissar. Auch wer nach seinem eigenen Hund trete, begehe eine Straftat.
"Mit einem Luftgewehr auf ein Tier zu schießen, ist kein Kinderkram", sagt auch Veterinär Meyer. "Trifft man sie an Brustkorb, Auge oder in Kopfnähe mit einem Diabolo, kann man Katzen im schlimmsten Fall tödlich verletzen", weiß der Tierarzt.
Nachdem Kater "Lino" ein weiteres Mal mit kreisrunder Wunde - diesmal an der Vorderpfote - heimkommt, wendet sich Brunhild Buhtz an Bürgermeister Hans-Jürgen Zimmer (CDU). Der ist entsetzt: "Ich finde es unmöglich, dass sich in unserem Ort jemand an hilflosen Tieren vergreift. Falls jemand irgendetwas weiß, oder einmal sieht, wie ein Tier gequält wird, sollte er sich unbedingt melden." Wer auf bewegliche Ziele schießen wolle, der sei im ortseigenen Schützenverein willkommen, aber nicht auf Wegelebens Straßen.
Brunhild Buhtz und ihre Nachbarn rätseln, ob der Katzenhasser im eigenen Viertel wohnt. Nachdem ihr Mann vor fast sieben Jahren gestorben ist, seien die Tiere der tägliche Ansprechpartner für sie geworden. Sie hänge an ihren Hühnern und Meerschweinchen und eben auch an Kater "Lino". "Wenn so etwas nicht noch mal passiert, bin ich schon zufrieden", sagt sie.