Wohnungsbaugesellschaft zieht auf dem Süplinger Berg die Notbremse "Katzenmuttis" dürfen Lieblinge nicht mehr füttern
Haldensleben. Renate Arnold und Rita König verstehen die Welt nicht mehr. Seit gut 25 Jahren schon kümmern sich die beiden Frauen um herrenlose Katzen auf dem Süplinger Berg, füttern sie regelmäßig und bringen im Notfall die Tiere auch zum Tierarzt. Doch damit soll nun Schluss sein, die Wohnungsgesellschaft (Wobau) Haldensleben hat den "Katzenmuttis" ein offizielles Fütterungsverbot ausgesprochen.
"Es sind ja nicht nur Frau Arnold und Frau König, die die herrenlosen Katzen füttern, sondern auch noch andere Bewohner vom Süplinger Berg. Doch mittlerweile hat die Zahl der Tiere Überhand genommen, da müssen wir jetzt mal einen Strich ziehen", sagt Nicole Heinrichs, Bestandsbetreuerin bei der Wobau.
Das Unternehmen habe die Fütterungen der schnurrenden Vierbeiner jahrelang toleriert, doch nun ist das Ende der Fahnenstange erreicht. "Es riecht zum Teil richtig übel in einigen Hauseingängen, weil die Katzen im Hausflur leben. Das verschreckt natürlich potenzielle Neumieter", meint Nicole Heinrichs.
Auch Renate Arnold hält eine Katze im Hausflur, hat ihr extra eine Katzentoilette in den Keller gestellt. "Ich würde sie ja mit in die Wohnung nehmen, doch sie verträgt sich nicht mit meiner anderen Katze", erzählt sie. Und sie einfach ins Tierheim zu geben, das wolle sie nicht. "Das Peterchen zum Beispiel ist so zahm, dass ich vermutete, dass er ein Herrchen oder ein Frauchen hat", zeigt sie auf den kleinen gestreiften Stubentiger, der ihr prompt auf den Schoß springt. "Den kann ich doch nicht einfach so ins Tierheim bringen."
Zumal auch das Tierheim die Aufnahme der Katzen ablehnt."Die Tiere leben schon ewig draußen. Wenn wir sie jetzt fangen und einsperren, dann gehen sie uns kaputt. Das wäre Tierquälerei", macht Tierheimleiterin Kathrin Behrends deutlich. Allerdings übernimmt der Tierschutzverein Haldensleben die Kosten, wenn die "wilden" Katzen vom Süplinger Berg entwurmt, sterilisiert, kastriert oder anderweitig vom Tierarzt behandelt werden müssen. "Da kümmert sich Frau Arnold schon drum", pflegt die Heimleiterin auch einen guten Draht zur "Katzenmutti".
"Wir sind nicht tierfeindlich, und es spricht nichts dagegen, Katzen in der Wohnung zu halten, aber das Füttern der freilaufenden Tiere geht einfach nicht mehr", betont Wobau-Mitarbeiterin Heinrichs. "Wo kämen wir denn da hin, wenn alle Mietparteien ihre Tiere im Hausflur halten würden. Und außerdem können wir es nicht dem einen Mieter erlauben und dem anderen verbieten. Das wäre ja ungerecht", hofft Nicole Heinrichs auf Verständnis bei den "Katzenmuttis".