Kinderbetreuung Kehrt wieder Leben in die Kita in Halberstadts Ortsteil Athenstedt ein?
Athenstedts Bürgermeister Ralf Barthel (Buko) gibt Eltern rund um Halberstadt die Hoffnung, dass die Kita in seinem Ortsteil wiedereröffnet wird.
Athenstedt. Mit gerade einmal 345 Einwohnern ist Athenstedt der kleinste Ortsteil Halberstadts – und der, der am westlichsten gelegen ist, wie Ralf Barthel hinzufügt. Er ist seit 1998 der Bürgermeister (Buko) des Ortes, der 2010 eingemeindet wurde.
Athenstedt, so betont Barthel, besticht mit seiner idyllischen Lage am Südhang des Huy und einer Anbindung an den Busverkehr, mit der so manch größere Stadt nicht mithalten kann. „Mehr als 80 Busse fahren hier los“, erläutert der 64-Jährige sichtlich stolz. Seit 2018 ist der kleine Ortsteil eine Drehscheibe für dem Öffentlichen Personennahverkehr, für rund 400.000 Euro ist damals am Ortsausgang Richtung Danstedt ein Busbahnhof entstanden. Davon profitieren die Einwohner sehr, sagt Ralf Barthel, vor allem die Älteren.
Zu wenige Kinder im Dorf
Diese machten den Hauptteil der Einwohnerschaft aus. Kinder gebe es dagegen wenige. „Zu wenige für den Ort“, sagt der Bürgermeister bedauernd. Daraus resultierend musste Athenstedt 2019 einen herben Einschnitt hinnehmen: Die Kindertagesstätte wurde geschlossen. Zu wenige Mädchen und Jungen besuchten in den vergangenen Jahren die „Pusteblume“, die Platz für rund 20 Kinder bot.
Doch mit dieser Schließung, die er lange zu verhindern versuchte, möchte sich Ralf Barthel nicht abfinden. Er gibt sich kämpferisch. „Ich habe den Gedanken an eine Kita noch nicht aufgegeben und der Ortschaftsrat auch nicht“, betont er. „Es wird fieberhaft eine Lösung gesucht.“ Und das nicht allein. Wie Barthel berichtet, werde mittlerweile gemeinsam mit einem Träger ein besonderes Konzept erarbeitet – das nicht nur die Eltern in Athenstedt ansprechen soll. „Ich hoffe, dass sich zum Sommer hin eine Lösung abzeichnet.“ Auf Details wolle er jedoch nicht eingehen – dafür sei es noch deutlich zu früh.
Veranstaltungspläne trotz Corona
Vorsichtig bleibt Barthel auch, wenn es um die Veranstaltungspläne 2021 geht. „Normalerweise setzen sich Vertreter der Feuerwehr und der Vereine am Anfang des Jahres zusammen, um das Veranstaltungsjahr zu planen.“ Doch Corona und Lockdown-Regelungen machten diesem obligatorischen Prozedere einen Strich durch die Rechnung.
So wie beinahe dem gesamten Festjahr 2020. Fänden sonst jährlich neun größere Veranstaltungen in dem kleinen Ortsteil statt – vom Huy-Burgen-Lauf bis hin zum Weihnachtstreff - gab es im Vorjahr lediglich eine. „Nur unser Bürgerfrühstück im Frühsommer konnte stattfinden.“
Die Pandemie habe das Dorfleben stark eingeschränkt, für alle Altersgruppen: kaum Vereinsarbeit, keine geselligen Treffen, Gaststätte und Saal müssen geschlossen bleiben. Der Wunsch zur Rückkehr in die Normalität sei bei den Einwohnern groß, sagt Barthel. Vielleicht, so hoffe er, könne ein Maifeuer veranstaltet werden. „Unser Vorteil ist, dass wir kurzfristig reagieren können, weil wir alles in Eigenregie stemmen und nicht auf langfristige Planungen mit Partnern angewiesen sind.“
Nachbarschaftshilfe für ältere Bürger
Ohnehin sei der Zusammenhalt groß in Athenstedt, etwa in Sachen Nachbarschaftshilfe. So sei es für viele selbstverständlich, für betagte oder immobile Nachbarn einkaufen zu gehen. „Das ist aber weniger Corona geschuldet als der Schließung des Rewe-Marktes.“ Der Laden in Halberstadt, der seit vorigem Jahr leer steht, war mit einem Bushalt vor der Tür für Athenstedter gut erreichbar.
Leerstand ist in dem Ortsteil selbst kein großes Problem, sagt Ralf Barthel. Von den 120 Gebäuden seien vielleicht vier, fünf verwaist. Gründe dafür seien deren – nach heutigen Ansprüchen – mangelnde Größe oder Sanierungsstau. Darum gebe es kaum Interessenten dafür. Ebenso wenig werde von potenziellen Häuslebauern nach Bauplätzen im Ort gefragt. „Wir haben kein Neubaugebiet, das ist bekannt“, erklärt der Ortschef. Was aber nicht heiße, dass es unmöglich sei, nach Athenstedt zu ziehen. Sollte jemand ein Haus bauen wollen, werde nach Möglichkeiten gesucht, versichert Barthel. Etwa in privaten Gärten.
Dass bald Handwerker und Dachdecker aktiv werden, wünscht sich Barthel vor allem für den alten Konsum. Das repräsentative, kommunale Gebäude, in dem sich Wohnungen und Ladenflächen befinden, brauche dringend ein neues Dach. „Das steht schon länger auf der Liste, ist aber in den letzten beiden Jahren durch das Raster gefallen.“ Er habe Verständnis für die Sparzwänge der Halberstädter Stadtverwaltung und wisse, dass in der Kernstadt viele Ausgaben notwendig sind, sagt Barthel. „Aber mein Wunsch ist es, dass die Ortsteile nicht den Plänen der Stadt, etwa für den Breiten Weg, zum Opfer fallen werden.“