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Keine Bewerber Feuerwehr Deersheim ohne eigene Chefs

Die Freiwillige Feuerwehr Deersheim ist ohne eigene Führung. Die Wehr aus Berßel hat sich bereiterklärt, die Leitung mit zu übernehmen.

Von Mario Heinicke 27.02.2018, 05:00

Deersheim l Die Wahlen des Ortswehrleiters und seines Stellvertreters standen auf der Tagesordnung der Deersheimer Feuerwehrversammlung. „Es gibt keine Bewerbungen“, bedauerte Hans Radtke, der nun mit Ablauf seiner sechsjährigen Wahlperiode sein Amt als Feuerwehrchef abgegeben hat. „Aus persönlichen Gründen“, wie er sagte. Als Gruppenführer werde er weiterhin aktiv bleiben.

Ebenfalls wird Stellvertreter Georg Becker nicht weitermachen. Auch bei ihm läuft die Wahlperiode aus. Ihm fehlen zudem notwendige Lehrgänge, um Radtkes Ehrenamt zu übernehmen. Als Endfünfziger mit nur noch überschaubaren Dienstjahren lohne es sich nicht mehr, die Ausbildung zu absolvieren.

Die Deersheimer wollen auf die Jugend setzen, haben etliche jüngere Leute in ihren Reihen. Doch deren weitere Ausbildung braucht Zeit. Die Stadtwehrleitung um Frank Kenzig hat daher eine sogenannte Unterstellung für drei Jahre bestätigt. So lange übernimmt die Berßeler Wehrleitung mit Thomas Schunk und Lars Vollroth (Stellvertreter) diese Aufgabe mit. Georg Becker wird als Verbindungsmann fungieren.

Hans Radtke betonte, dass die Unterstellung freiwillig sei. „Es war unsere Entscheidung, dass wir uns mit Berßel zusammentun wollen.“

Der Berßeler Ortswehrleiter Thomas Schunk erklärte: „Wir wollen euch helfen, aber wir können das nur zusammen schaffen.“ Er hoffe, dass sich ein oder zwei Kameraden finden, die die Ausbildung angehen. „Es wäre doch traurig, wenn ein Ort einen Wehrleiter aus einem anderen Ort hat.“

„Ich bin überzeugt, dass die Berßeler euch genauso vertreten wie ihre eigenen Leute“, sagte Stadtwehrleiter Frank Kenzig. Er deutete an, dass die Deersheimer im Stadtgebiet in naher Zukunft nicht die einzigen mit einem Wehrleiter-Problem sein werden.

Auf 21 Einsatzkräfte kann die Deersheimer Wehr zurückgreifen, berichtete Hans Radtke in seinem Jahresbericht. Allerdings ist darunter nur noch ein Atemschutzgeräteträger. „Einer allein nützt der Feuerwehr im Einsatz nichts. Eigentlich haben wir 13“, sagte Radtke, aber zwölf dürften aktuell nicht eingesetzt werden, weil ihnen entweder die notwendige Arztuntersuchung fehlt oder sie nicht auf der Übungsstrecke in Thale waren.

Zehn Mal rückten die Deersheimer voriges Jahr aus. Zwei Brände darunter, vor allem Naturereignisse wie Sturmschäden und Hochwasser. „Dieses Jahr haben wir auch schon fünf Einsätze zu verzeichnen.“

Tagsüber ist die Deersheimer Feuerwehr wie fast alle in der Stadt Osterwieck nicht in voller Stärke einsatzbereit. Radtke kritisierte, dass zuletzt aber auch nachts und am Wochenende teils nur wenige Kameraden bei Einsätzen aufliefen. „Bei 15 ausgeteilten Meldeempfängern und einer Sirene auf dem Dach sollten doch schon mehr erreichbar sein. Man sollte sich nicht darauf verlassen, dass der andere schon kommt.“

In Sachen Löschwasser wies der Ortswehrleiter erneut auf das oft fehlende Wasser im Teich an der Hessener Straße hin. „Er wartet seit Jahren auf eine Sanierung. Gerade in diesem Bereich besteht keine ausreichende Wasserversorgung, aber die meiste Gewerbefläche.“ Hier brannte es voriges Jahr auch einmal.

Hans Radtke hatte Positives zu vermelden. So hob er die eifrige Gruppe innerhalb der Feuerwehr hervor, die drei Mal pro Jahr Blutspendetermine im Ort organisiert. Bei den Aktivitäten der Vereine ist die Feuerwehr dabei. Zum Glühweinabend, von den Kameraden organisiert, kamen wieder rund 150 Leute.

Die Jugendfeuerwehr hat sieben Mitglieder. Wobei deren Leiter Jan-Erik Hahn bedauerte, dass Jugendliche generell immer weniger Interesse an der Feuerwehr zeigen würden. Ein großes Lob richtete er im Rückblick an Osterode. „Das war das beste Zeltlager, das wir je hatten.“

Zu guter Letzt gab es auf der Versammlung eine Beförderung und mehrere Ehrungen. Hans Radtke ist zum Hauptlöschmeister ernannt worden. Darüber hinaus wurde er zusammen mit Thomas Bröder und Ingolf Meerbote für 40 Dienstjahre ausgezeichnet. Für zehn Jahre wurden Maximilian Deike, Jan-Erik Hahn und Benjamin Ribbe geehrt.