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Nach der Brandstiftung: Hilfsbereitschaft für die Kinderkrippe in Hessen hält unvermindert an Krippenräume bis Jahresbeginn unbenutzbar

Von Mario Heinicke 16.11.2012, 02:12

Der von einer Brandstiftung betroffene Kinderkrippenbereich der Kita Hessen kann erst im neuen Jahr wieder genutzt werden. Die Versicherung hat unterdessen eine unbürokratische Schadensabwicklung und zügige Sanierung der Räume zugesagt.

Hessen l Abteilungsdirektor Dieter Roskowetz von den ÖSA-Versicherungen kam nach Hessen, um die weitere Schadensabwicklung in der Krippe abzusprechen. "Die Feuerwehren haben hervorragend gearbeitet", zollte er den Einsätzkräften in der Brandnacht vor einer Woche ein nachträgliches Lob. Dass das Feuer letztendlich zu keinem "dicken Schaden" führte, sei deren Verdienst. Wie hoch die Schadenssumme ist, wäre zum jetzigen Zeitpunkt allerdings "Kaffeesatzleserei".

Heute wird im Auftrag der ÖSA ein Chemiker nach Hessen fahren, um die Rußbelastung von Räumen und Möbeln zu messen. "Wir wollen ein Restrisiko zu 100 Prozent ausschließen", betonte Roskowetz. Spielzeug werde generell ersetzt.

Nach Einschätzung von Roskowetz werden sich die notwendigen Sanierungsarbeiten bis Anfang des neuen Jahres erstrecken. Das hänge mit den unterschiedlichen Gewerken zusammen. Osterwiecks Vizebürgermeister Klaus Bogoslaw berichtete, dass noch am Donnerstag der erste Auftrag ausgelöst wurde. Angebote seien bereits im Vorfeld eingeholt worden.

Möbelspende aus Oberharzer Produktionsbetrieb

Die Hilfe und Spendenbereitschaft für die Kita Hessen ist weiterhin unvorstellbar groß. Am Mittwochnachmittag erhielt die Einrichtung nochmal Besuch aus Benneckenstein. Von der dortigen Stuhlfabrik kamen Geschäftsführer Klaus-Peter Schröter und Vertriebsleiterin Kornelia Kubiak vorbei. "Da müssen wir helfen", war ihr erster Gedanke, als sie vor einer Woche von dem Brand hörten. Am Freitagfrüh schickte der Chef einen Fahrer mit Stühlen, Betten, Matratzen, Steppdecken und anderen Gegenständen für Kinder auf die Reise. "Ein Riesenauto kam da plötzlich an", berichtete Kita-Leiterin Kerstin Hesse, die zunächst sprachlos ob dieser Hilfe war. Die Möbel hatten die Benneckensteiner aus der laufenden Produktion und aus Lagerbeständen zusammengestellt.

Unmittelbar nach dem Feuer behalf sich die Kita Hessen erst einmal mit geborgten Möbeln aus den Tagesstätten Zilly und Rohrsheim. Nun stehen die neuen Möbel aus Benneckenstein in den provisorisch eingerichteten Gruppenräumen für die Kleinsten.

Die Krippenkinder hatten es in den letzten Tagen alles andere als leicht. Die Aufregung der Zwerge spürten auch die Erzieherinnen. Für die meisten Kinder war die obere Etage, wo sie nun untergebracht sind, nämlich Neuland, und so floss manche Träne. "Wir machen es den Kindern so schön wie möglich", sagte Hesse. Aber eben mit Einschränkungen.

Das Obergeschoss ist im Gegensatz zum Krippenbereich noch nicht saniert. Der Kindergarten hat hier eigentlich seine Räume. Es fehlen die kleinen Toiletten, so dass die Töpfchen wieder herausgeholt werden mussten. Auch die speziellen Waschmöglichkeiten sind nicht vorhanden. Das Bad ist zu klein für die vielen Kinder, die nun dort oben spielen, auch wenn ein Teil der Größeren sich zumindest vormittags in den Horträumen aufhält.

Reservisten sammeln und wollen bei Renovierung helfen

Unterstützung kam auch von der Bundeswehr-Reservistenkameradschaft "Harzvorland". Deren Leiter Denis Löbner aus Schauen war am Wochenende zur Landesvorstandssitzung der Reservisten nach Burg gefahren. In einer Pause ging er dort durch die Reihen der Kameraden und sammelte für die Hessener Tagesstätte. Das Geld überreichte er am Mittwochabend. Kerstin Hesse und Klaus Bogoslaw zeigten den Vorharzer Reservisten dabei die betroffenen Räume in der Kinderkrippe. "Unsere Sammelaktion soll auch andere motivieren, zu helfen. Jeder sollte daran denken, was er machen würde, wenn seine Kinder davon betroffen wären", erklärte Steve Flohr.

Bogoslaw berichtete den Reservisten von der Entwicklung der Hessener Brandstiftungsserie, die in Gartenanlagen begann und nun in der Kinderkrippe angekommen ist. "Diese Brandstiftung ist der traurige Höhepunkt. Allein die Kosten der Stadt für die Feuerwehreinsätze belaufen sich inzwischen auf fast 60 000 Euro."

Die Reservisten wollen auf jeden Fall später, wenn in die Kindertagesstätte wieder ein geregeltes Leben eingekehrt ist, nochmal vorbeischauen. Sie boten zudem ihre tatkräftige Unterstützung bei der Renovierung der verrußten Räume an.