Streifzug durch das Mühlendreieck im Huy: Anderbeck, Badersleben und Huy-Neinstedt Kuckucksmühle klappert wie im Märchen
Unweit des Ortsausgangs von Huy-Neinstedt in Richtung Anderbeck liegt ein wenig verborgen hinter Bäumen und Büschen die Kuckucksmühle. Galt die Anlage vor Jahren noch als Geheimtipp, hat sich inzwischen herumgesprochen, dass es dort eine Menge zu sehen gibt. Entsprechend groß war dieser Tage der Andrang dort, an der wenige Kilometer entfernten Bockwindmühle Anderbeck sowie den beiden Mühlen in Badersleben. Das Mühlendreieck im Huy hat nichts von seiner Anziehungskraft verloren.
Huy-Neinstedt/Anderbeck/Badersleben (geg/dlo). Rechtzeitiges Erscheinen sichert bekanntlich die besten Plätze. So standen bereits Pfingstsonntag in den Nachmittagsstunden viele Neugierige, die im Mühlendreieck Anderbeck/Badersleben/Huy-Neinstedt unterwegs waren, vor dem verschlossenen Tor der Kuckucksmühle. Denn anders als in Anderbeck und Badersleben, wo die Mühlen während aller Pfingsttage im Mittelpunkt stehen, wird die Mühle in Huy-Neinstedt seit 15 Jahren immer nur am Pfingstmontag - dem Deutschen Mühlentag - geöffnet. Gleichwohl ließ "Hobbymüller" Thomas Klopp alles stehen und liegen und führte seine "verfrühten" Gäste durch die Wassermühle.
"Es ist viel anschaulicher und spannender, wenn sich etwas bewegt"
Auch am Montag trafen die ersten Besucher schon weit vor der offiziellen Öffnungszeit ein. Doch die Besitzer hatten sich darauf eingestellt und nicht nur die Mühle samt Hof auf den Ansturm vorbereitet, sondern auch die große Wiese nebenan. Dort konnte man bei Kaffee und Kuchen entspannen und sich Traktoren unterschiedlicher Bauart und mehrerer Generationen anschauen. "Wer sich für Mühlentechnik interessiert, kommt auch an landwirtschaftlichen Geräten und Fahrzeugen nicht vorbei und umgekehrt", weiß Klopp. Deshalb diese "Zugabe" am Mühlentag.
Den Mühlen-Touristen gab der Besitzer gern Auskunft über die Geschichte des Kleinods. Der Mühlenstandort ist seit 1580 als ehemalige Lehnsmühle des Klosters Huysburg belegt. Die heutige Bausubstanz stammt aus dem 18. Jahrhundert und wurde noch bis in die 1990er Jahre als Lohnschroterei betrieben. Als diese endete, sollten Wasserrad, Wellen, Kammräder und Transmissionen jedoch nicht für immer unbewegt bleiben.
So geschieht es seither mindestens einmal im Jahr, dass die Mühle - wie im Kinderlied besungen - am rauschenden Bach klappert. "Es ist viel anschaulicher und spannender, wenn sich etwas bewegt", so Thomas Klopp. Er ist bemüht, Jahr für Jahr besser nachvollziehbar zu machen, wie früher gemahlen und geschrotet wurde, wie hart die Müller arbeiten mussten und welche Technik sie nutzten.
Gerade wurden das Dach neu gedeckt und der obere Boden so hergerichtet, dass er wieder begangen werden kann. Dorthin sollen die Besucher bald steigen können und Neues entdecken. Klopp hat bereits einige Maschinen besorgt, die er zerlegt, reinigt und wieder montiert. "Wir möchten die Mehlmahltechnik zeigen, so wie sie früher hier angewendet wurde. Bis zum Mühlentag 2012 schaffen wir das."
Die technischen Details der Mühle und die Kraftübertragung vom Mühlenrad auf die einzelnen Getriebe sind bereits jetzt gut zu vermitteln, da die Kuckucksmühle mit dem oberschlächtigen Wasserrad, zwei Schrotgängen, Schälmaschine, Elevatoren sowie weiteren Komponenten über eine funktionstüchtige Anlage verfügt.
Die Anderbecker Bockwindmühle aus dem Jahre 1864 war Pfingsten nicht nur Treffpunkt für die Dorfbewohner, sondern auch Ziel unzähliger Besucher. Mit Fahrrädern, Motorrädern und Autos waren sie in der Vorharz-Region zwischen den Mühlen unterwegs, besichtigten deren Technik und nutzten die Angebote vor Ort.
In Anderbeck haben die Mitglieder des Vereins "Windmöhle un Backhus" seit Jahren am Sonntag und Montag ihre Windmühle geöffnet und das Backhaus eingeheizt. An beiden Tagen waren die Plätze stets besetzt, denn mit knusprigem Brot und frischem Kuchen aus dem Backhaus sowie Herzhaftem ließ es sich gut aushalten. Am Pfingstmontag gab es zu den Köstlichkeiten beim Frühschoppen außerdem noch Unterhaltung mit den Jagdhornbläsern und den Peitschenknallern.
Die Hobbymüller führten derweil Besucher durch ihr Schmuckstück aus dem Jahre 1864, das nach dem Verfall seit 1991 schrittweise saniert worden ist. Für Kinder gab es Spiele und einen Streichelzoo. Die größeren Gäste durften auf dem Karussell Platz nehmen, das einem Modell aus dem Mittelalter nachempfunden war und mit Muskelkraft bewegt wurde.
"Wir danken den Gästen - ohne sie ist das schönste Fest nichts wert"
Gerald Grzeschniok vom Verein "Windmöhle un Backhus" zog gestern eine rundum zufriedene Bilanz: "Wir möchten neben unseren Unterstützern vor allem den Gästen danken, die den Weg zu uns gefunden haben. Schließlich ist das schönste Fest ohne Gäste nichts wert", erinnert er.
Für die Vereinsmitglieder sei es immer sehr erfreulich, wenn man feststellen könne, dass sich die ganze Mühe unterm Strich wirklich gelohnt habe. "Dabei ist mit ,gelohnt\' nicht nur ein finanzieller Gewinn gemeint. Dieser ist aber auch nötig und wird für die Erhaltung von Mühle und Backhaus verwendet. Auf dass wir die nächsten Jahre weitermachen können und ein Stück historischer Technik erhalten bleibt", verdeutlicht Grzeschniok die Zusammenhänge.
Zugleich gibt er schon mal einen Ausblick auf die nächsten Höhepunkte. Weil Anderbeck in diesem Jahr die 925-Jahr-Feier begehe, werde das Erntedankfest in die vom 3. bis zum 11. September geplante Festwoche vorverlegt. "Am 4. September werden wir wieder ganztägig das Gelände an der Mühle öffnen", lädt das Vereinsmitglied ein. Zudem seien in der Festwoche unter anderem eine Kneipennacht und der historische Festumzug mit Markttreiben geplant.
Die Volksstimme wird rechtzeitig über die Höhepunkte dieser Woche informieren.