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Kunststoffrecycling Gelbe Tonne statt gelber Sack im Harz

Das Ende der gelben Säcke in vielen Städten im Harz naht. Ab 2021 soll das Entsorgungssystem geändert und die gelbe Tonne eingeführt werden.

Von Dennis Lotzmann 07.10.2020, 01:01

Halberstadt l Die Gelegenheit, sagt Ingo Ziemann, Vorstand der Harzer Entsorgungswirtschaft (enwi), sei günstig gewesen, um bei der Wertstoffentsorgung generelle Kurskorrekturen in Angriff zu nehmen. Die stets auf drei Jahre angelegten Vereinbarungen zwischen der enwi einerseits und dem Dualen System Deutschland (DSD) andererseits hätten vor dem Ende gestanden. Für Ziemann eine gute Gelegenheit, um den vielerorts mehr oder minder laut vernehmbaren Unmut über die gelben Säcke zu hinterfragen. Auf „ganz demokratische“ Weise, indem die Bürgermeister der Harzer Städte und Gemeinden direkt befragt wurden. Das Ergebnis sei eindeutig gewesen: „Für zirka 84 Prozent des Kreisgebiets wurde die Einführung der gelben Tonnen und für etwa 16 Prozent die Beibehaltung der gelben Säcke gewünscht.“

Ziemann leitete daraufhin für sich den Auftrag ab, mit dem zuständigen DSD-Anbieter in Verhandlungen zu treten. Dabei, so der enwi-Vorstand, habe er nicht nur den Wechsel hin zur mehrheitlich gewünschten Tonne angestrebt, sondern obendrein auch die regional angestrebte Unterteilung nach Städten und Gemeinden. Ein Ansinnen, das letztlich von Erfolg gekrönt worden sei. Künftig werde es – obwohl für DSD kostenintensiver – im Harzkreis zwei verschiedene Entsorgungssysteme für Verpackungsmaterial geben: Überwiegend die gelben Tonnen, punktuell aber auch die bekannten gelben Säcke. Diese sollen dann aber in einer solideren, robusteren Form hergestellt werden.

In welchen Städten, Dörfern und Ortsteilen ab 2021 gelbe Tonnen zum Einsatz kommen, ist der nebenstehenden Übersicht zu entnehmen. Interessant dabei: Vor allem im ländlichen Raum werden künftig die 240-Liter-Tonnen zum Einsatz kommen. In Städten wie Wernigerode oder Quedlinburg, wo insbesondere in den Innenstädten oft Platzprobleme bestehen, um die großen Tonnen aufzustellen, gibt es unterschiedliche Wege. Während in Wernigerode flächendeckend auf Tonnen umgestellt wird, gibt es in Teilen der Quedlinburger Innenstadt weiterhin die Sammlung per Sack.

Diese beiden Systeme nun nicht nur kreisweit, sondern zuweilen auch innerhalb von Städten parallel umgesetzt zu haben, verbucht Ziemann als besonderen Verhandlungserfolg. Zumal die DSD-Entsorger jene Zweiteilung aufgrund höherer Kosten zunächst abgelehnt hätten. „Wir haben vor über einem Jahr die Bürgermeister um ihre Wünsche gebeten und können diesen nun unterteilt bis hin zu den einzelnen Ortsteilen folgen“, so der enwi-Vorstand.

Letzteres wird beispielsweise in der Gemeinde Nordharz und im Stadtgebiet von Osterwieck deutlich, wo teilweise Tonnen kommen und teilweise Säcke bleiben. Anders im Huy: In der Einheitsgemeinde stehen ab 2021 flächendeckend Tonnen am Straßenrand. Ebenso beispielsweise in Halberstadt, der Stadt Falkenstein/Harz und im Stadtgebiet Ballenstedt. Huy-Bürgermeister Thomas Krüger (CDU), bekanntermaßen ein Fan von gelben Tonnen, freut sich. „Ich bin seit längerer Zeit mit enwi im Gespräch, um den mehrheitlichen Wunsch von Einwohnern und Ortsbürgermeistern umzusetzen. Die gelben Tonnen sind für mich einfach zeitgemäß.“

Die Einwohner, in deren Orten die Entsorgung auf gelbe Tonnen umgestellt wird, müssen kaum etwas beachten. Allein für den nötigen Stellplatz für die zweiachsigen 240-Liter-Tonnen müssen sie sorgen. Für jeden Haushalt ist nach Ziemanns Worten eine solche Tonne – größenmäßig vergleichbar mit den blauen Papiertonnen – vorgesehen. Bei deren Abholung bleibe es beim 14-tägigen Rhythmus, wobei im Einzelfall bei Grundstücken ab 20 Bewohnern auch kürzere Intervalle möglich seien. Daneben werde es Vierradbehälter mit 1100 Liter Volumen für Großwohnanlagen geben, die wöchentlich geleert würden. Wichtig aus enwi-Sicht: Die Anlieger haben kein Wahlrecht zwischen Sack oder Tonne und müssen das System akzeptieren, das bei ihnen gilt. Und: In Gebieten, in denen es bei Sack-Sammlungen bleibe, würden sie weiter alle 14 Tage entsorgt.

Die DSD-Betreiber müssen nun ein Unternehmen zu finden, welches vor Ort die Sammlung realisiert. Selbiges sei für den Harzkreis noch nicht erfolgt, so Ziemann. Nach Informationen der Volksstimme soll wohl wie bisher die Abfallwirtschaft Nordharz heißer Anwärter für den Zuschlag sein.

Die Auslieferung der gelben Tonnen organisiert nach Ziemanns Worten die per Zuschlag beauftragte Firma. Über den Zeitpunkt werde gesondert informiert. Bis dahin bleibe es beim bisherigen System. Da jene Firma zuvor grundstücksbezogen den Bedarf erfassen müsse, sei nicht auszuschließen, dass der Start der tonnenbasierten Entsorgung nicht zum Jahreswechsel 2020/2021 erfolge, sondern etwas später.

Die enwi ist für weitere Fragen unter Telefon (0 39 41) 68 80-0 oder -45 erreichbar und informiert hier.