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Landwirtschaft Vorharzer gehen dual in berufliche Zukunft

In fast jeder Branche werden Lehrlinge gesucht. Dass es anders geht, zeigt die Agrargenossenschaft Hedersleben im Vorharz.

Von Holger Hadinga 19.03.2019, 23:01

Hedersleben l „Eigentlich hat die Landwirtschaft Nachwuchsprobleme. Viele junge Menschen sehen hier nicht ihre berufliche Zukunft und wollen eher in der Verwaltung arbeiten“, schätzt Lutz Trautmann ein. Er ist seit rund 20 Jahren Vorstandsvorsitzender der Agrargenossenschaft Hedersleben (Verbandsgemeinde Vorharz). Stolz sagt Trautmann aber weiter: „Bei uns ist das zum Glück nicht der Fall. Ich hatte erst kürzlich drei Bewerber zum Gespräch.“

Einen Grund für diesen Trend in der Region sieht Trautmann in der Mobilität. Die Menschen müssten nicht extra zur Ausbildung beziehungsweise Arbeit vom Land in die Stadt und nach Feierabend wieder zurückfahren. Das spare Zeit, man brauche nicht zu pendeln.

Der Vorstandschef: „So kommen die meisten Bewerber aus den umliegenden Dörfern. Und unsere Mitarbeiter sind beispielsweise zum Mittagessen schnell daheim.“ Ein weiterer Punkt sei, dass die Mieten auf dem Lande noch erschwinglich sind. „Unsere Kollegen haben übrigens hier eigene Häuser“, so Trautmann. Damit brauche einwohnermäßig die Region nicht auszubluten.

Derzeit hat die Agrargenossenschaft Hedersleben etwa 60 Beschäftigte. Darunter sind vier Lehrlinge in den Bereichen Tier- und Landwirt, Schlosser/Mechatroniker sowie landwirtschaftliche Fahrzeuge und Geräte. Im Schnitt werden hier zwei bis drei junge Leute im Jahr ausgebildet.

Lutz Trautmann sieht bei der Auswahl der Azubis nicht nur auf die Noten, wichtig sei vor allem die Motivation. Er schätzt bei der Lehre das duale System, also die Kombination aus Theorie und Praxis. Die Berufsschulen für seine Schützlinge befinden sich in Iden und Salzwedel (beide Altmark), Halle sowie Wittenberg. Internatsplätze sind vorhanden.

In seinem dritten Lehrjahr zum Land- und Baumaschinenmechatroniker ist beispielsweise Jan Michael, der gleich um die Ecke in Hausneindorf wohnt. „Mir gefallen große landwirtschaftliche Fahrzeuge und die Vielseitigkeit an diesem Beruf. Außerdem stehen einem die erfahrenen Kollegen stets hilfreich zur Seite“, sagt der 20-Jährige.

Die Lehre in dieser Fachrichtung hat Marco Liza aus Friedrichsaue (Seeland) im Januar 2019 bereits erfolgreich abgeschlossen. „Mir hat während der Ausbildung der Blockunterricht gefallen. Einige Wochen Schule am Stück, dann einige Wochen praktische Arbeit. Und ich habe hier viele interessante Maschinen kennengelernt“, sagt der ebenfalls 20-Jährige.

Die Agrargenossenschft Hedersleben besteht seit Dezember 1991. Sie ist aus der damaligen Landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaft Pflanzenproduktion (LPG) Hedersleben entstanden.

Aus der LPG-Tierproduktion Hedersleben erwarb die Agrargenossenschaft die Rinderproduktion. 1999 kam per Fusion die LPG Schadeleben hinzu. Derzeit werden laut Lutz Trautmann ungefähr 4500 Hektar bewirtschaftet. Des Weiteren kommen von rund 350 Kühen drei Millionen Liter Rohmilch pro Jahr.