Neue Bestattungsmöglichkeiten auf dem Halberstädter Friedhof Letzter Ruhe unterm "Grünen Rasen" die Anonymität genommen
Auf dem städtischen Friedhof Halberstadt werden seit Monaten zwei Parks neu gestaltet. So entstanden zwei neue Urnengemeinschaftsanlagen. Erstmals wurde ein altes Grabdenkmal in die Gestaltung mit einbezogen.
Halberstadt. Über unangenehme Dinge spricht man nicht gern. Das trifft wohl auch auf den Tod zu, den viele verdrängen, der aber wie die Geburt fester Bestandteil des Lebens ist und an dem sich niemand vorbeischummeln kann. Im Grunde gibt es nur einen Ort, wo das unausweichliche Ende nicht zu verkleistern ist: der Friedhof. Ein Ort der Trauer und der Erinnerung an Menschen, die einem lieb und teuer waren.
Friedhof ist fast 140 Jahre alt
Der Städtische Friedhof hat darin eine lange Tradition. Immerhin werden seit dem 2. März 1872 dort Verstorbene zur letzten Ruhestätte gebettet. Vorher geschah das auf 14 kleineren Friedhöfen im gesamten Stadtgebiet. Fast 140 Jahre alt bedeutet jedoch nicht, dass die wichtige städtische Einrichtung nun antiquiert ist. Nicht nur Menschen ändern sich, entwickeln sich weiter, sondern auch ihre Bestattungswünsche. Eines bleibt jedoch: der Wunsch nach einem würdigen Ort der Trauer und des Erinnerns. Ein Prozess, den die Mitarbeiter des Halberstädter Friedhofes fest im Blick haben.
Gravierende Veränderungen gab es jetzt im Park 17. Bereits seit Herbst 2010 ist dieses Gräberfeld eine "Baustelle". Etwa 400 Urnengräber, die ersten stammen aus dem Jahr 1972, wurden dort beräumt, um Platz für eine neue Urnengemeinschaftsanlage zu schaffen. Die Laufzeit der alten Reihengräber war bereits 1996/1997 nach 25 Jahren beendet, sodass sich die Friedhofsleitung, in diesem Fall Hannelore Lorenz, Gedanken über eine Neugestaltung machen konnte. Und diese Anlage hat etwas Besonderes: die Anonymität der dort Bestatteten wird aufgehoben. So geben im Rasen eingelassene Platten in der Urnengemeinschaftsanlage im Park 17 Auskunft über den Verstorbenen mit Namen, Geburts- und Sterbedatum. Dort ist Platz für 400 Urnen. "Das neue Angebot wird gut angenommen", weiß die Friedhofsleiterin. Seit März diesen Jahres fanden dort bereits über 30 Verstorbene ihre letzte Ruhestätte. Etwa 13 000 Euro flossen in die umfangreiche Umgestaltung der Fläche. Ein Prozess, der noch lang nicht abgeschlossen ist.
Eine weitere neue Urnengemeinschaftsanlage, wo ebenfalls die Anonymität aufgehoben wurde, entstand im Park 5, wie Hannelore Lorenz berichtet. Dort ist ein bestehendes Grabdenkmal in die neue Fläche, die Platz für 90 Urnen hat, integriert worden. Es handelt sich um ein Denkmal, das um etwa 1920 vom Steinmetz Seelmann geschaffen wurde, und das nach Aufgabe der Grabstätte durch die Familie im Jahr 2000 in den Besitz der Stadt Halberstadt gelangte. Der Halberstädter Steinmetz und Bildhauer Daniel Priese sanierte das Denkmal aufwendig. Etwa 30000 Euro waren notwendig, um die 91 Jahre alte Anlage auf Vordermann zu bringen.
16 Hektar Fläche wird weiter schrumpfen
In beiden neuen Gemeinschaftsanlagen wurde nicht nur neuer Rasen gesät, sondern auch Bäume, Stauden und Gehölzer wurden gepflanzt. Bänke für die Angehörigen und ein Ablageplatz für Gestecke und Andenken runden das Bild ab. Bleibt die Frage nach den Kosten für den letzten Ruheplatz in den neuen Urnengemeinschaftsanlagen.
"Im Park 17 kostet die Grabstelle mit Platte und Inschrift mit einer Mindestlaufzeit von 15 Jahren 892 Euro und im Park 5 sind es 962 Euro. Die Grabpflege ist in beiden Fällen Bestandteil der Gebühren", berichtet Hannelore Lorenz.
Die demografische Entwicklung macht auch um den städtischen Friedhof keinen Bogen. Die 16 Hektar umfassende Anlage werde wohl in der Zukunft weiter schrumpfen müssen, weil auch die Einwohnerzahl Halberstadts rückläufig ist. Einst zählte der Friedhof etwa 12 000 Gräber, heute sind es etwa 7000. Um die 460 Bestattungen gibt es dort jedes Jahr.