Ungewöhnliche Porträts in der neuen Ausstellung in der Haldensleber Kulturfabrik Maler Jan Focke zeigt Kunst, die aus dem Leben kommt
Haldensleben l Jochen P. Heite, bekannt als künstlerischer Leiter der Haldensleber Künstlergilde und engagiertes Mitglied im Berufsverband Bildender Künstler Sachsen-Anhalt, hatte Jan Focke empfohlen für eine Ausstellung in der Kulturfabrik. Jetzt konnte Janina Otto, die Leiterin des Alsteinklubs, den Künstler inmitten seiner Bilder in diesem Haus begrüßen. Sie geriet fast ins Schwärmen, als sie über die Bilder des Malers und Grafikers sprach. In der Kulturfabrik ist die von der Anzahl der Bilder bisher größte Austellung des Malers zu sehen.
Realistische Malerei mit surrealistischen Zügen zeigt diese Ausstellung. Jan Focke, Jahrgang 1978, lässt sich bei seinen Werken von der Fotografie des frühen 20. Jahrhunderts inspirieren. Sein Thema sind vor allem menschliche Porträts. Doch diese Porträts oder Darstellungen von Menschengruppen werden mit Motiven kombiniert, die überhaupt keinen Bezug zu den Personen haben. Das kann ein Hase oder Schaf sein, ein Herrnhuther Stern, aber auch ein Knopfregen.
Focke schiebt verschiedene Bildinhalte ineinander, beschrieb Heite Fockes Malstil. "Der Betrachter hat oft andere Gedanken als der Maler", mutmaßte er. Aber auch das sei gewollt. Jan Focke stellt eine "Kunst, die aus dem Leben kommt," vor, so Heite. "Das ist die Besonderheit des Autodidakten, der zum Künstler wird, dass er aus dem Leben kommt. Er beschreibt das Leben, nicht die Kunst." Und Heite prophezeihte den Besuchern aus seiner Sicht, "vielleicht in vier bis fünf Jahren werden Sie die Bilder, die hier hängen, nicht mehr bezahlen können."
Jan Focke erzählte mehr über sein bisheriges Leben als über seine mehr als 100 Bilder, die in der Kulturfabrik bis Ende August zu sehen sind. Dass er sich schließlich dazu entschlossen habe, nur noch zu malen: " Anfangs habe ich mich in einem alten Laden eingemietet. Dort habe ich 14 bis 15 Stunden am Tag gemalt." Vier Jahre lang bestand sein Leben nur aus Radio hören und Malen. Schließlich habe er einen alten Bauernhof in Frohse gekauft. Dort kann er malen und Kinder hüten. Wegen der Drillinge sei er zum Nachtmaler geworden, scherzte er, so könne er am Tag heimwerken und Kinder hüten. Sein Atelier ist immer noch nicht fertig.