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Neubau Bürgermeinung zur Fassade gefragt

Die Brachfläche in der Halberstädter Bakenstraße soll bebaut werden. Die Halberstädter können ihre Ideen einbringen.

Von Sabine Scholz 10.09.2018, 01:01

Halberstadt l Erfolgreiche Arbeit kann zu Platznot führen, das erlebt zurzeit das Team der Moses-Mendelssohn-Akademie. Seit mehr als 20 Jahren wirkt sie nun schon in Halberstadt, seit 2001 betreibt sie das Berend-Lehmann-Museum im einstigen Mikwenhaus der jüdischen Gemeinde Halberstadts. Nun ist die Dauerausstellung dort in die Jahre gekommen und bedarf einer Überarbeitung. „Außerdem sind viele schöne Objekte zu uns gekommen.

Die schönsten stammen aus jüdischen Halberstädter Familien“, sagt Jutta Dick. Die schätzten die Kontinuität und solide Arbeit der Akademie und hätten dadurch Vertrauen gewonnen, erklärt Dick, so dass sie wichtige Stücke aus ihren Familien nach Halberstadt geben.

Der Sammlungsbestand wächst, ebenso das Wissen um das Leben der einst großen jüdischen Gemeinde in Halberstadt. In den vergangenen 20 Jahren ist viel erforscht worden zum jüdischen Leben in Halberstadt und in der preußischen Provinz Sachsen. Hilfreich war da vor allem, dass das Land Sachsen-Anhalt die Digitalisierung des Gemeindearchivs ermöglicht hat. Das lagert in der Israelischen Nationalbibliothek und ist dank der Digitalisierung besser zugänglich.

Das Lehmann-Museum braucht also mehr Flächen, schon jetzt wird die Galerie des Mikwenhauses für eine Ausstellung über die Familie Hirsch eingeplant. Auch in der Klaussynagoge soll es Ausstellungsräume geben.

Der Betraum, die Frauenempore und die Laubhütte im einstigen Rabbinerseminar sind als Sachzeugnisse Museumsobjekte an sich.

Dazu komme, dass der gesamte erste Stock des Gebäudes museale Ausstellungsfläche werden soll. Doch wohin mit Archiv und Bibliotheksbestand? Diese Frage und der Fakt, dass es kaum Platz gibt, um die wachsende Nachfrage von Schulen nach Unterricht am authentischen Ort zu decken, bewegte die Moses-Mendelssohn-Stiftung dazu, einen Neubau zu planen.

„Wir haben derzeit weder die Räume noch die Ausstattung, um 60 bis 70 Schüler arbeiten zu lassen. Man kann ja Kindern und Jugendlichen keinen vierstündigen Vortrag halten“, sagt Jutta Dick. Weil Schulen meist ganze Jahrgangsstufen anmelden, braucht es Platz. „Wir wollen, in Anlehnung an das Vorbild in Amsterdam, eine Art Kindermuseum einrichten mit interaktiven Arbeitsplätzen und ähnlichem.“

Zudem sollen Archiv und Bibliothek öffentlich zugänglich sein und Gäste in angemessenem Rahmen empfangen werden. Dazu kommen Räume für Seminare, Vorträge und Tagungen.

All das ist in einem sogenannten Massenplan erfasst, der einem konkreten architektonischen Entwurf vorangeht. Betreut von Prof. Berthold Burkhardt, erarbeiten Studierende am Architekur-Institut der Technischen Universität Braunschweig derzeit Ideen für einen Neubau, geplant ist zudem, ortsansässige Architekten einzubinden.

Als Bauplatz wurde die Brachfläche an der Bakenstraße auserkoren, deshalb sollte das neue Gebäude die kleinteiligere Umgebungsbebauung zitieren. Der Hauptzugang in den Neubau soll tagsüber vom alten Synagogengrundstück aus erfolgen, das neue Gebäude wird mit einem lichten, pavillonartigen Empfangsbereich an das Areal anschließen.

Am Sonntag stellte Jutta Dick das Neubauvorhaben im Grudenberg 7 vor. In einem Haus, in dem einst jüdische Familien lebten und das vom Fachwerkzentrum Quedlinburg saniert werden soll. „Das Alte entsteht wieder und Neues wird vorgestellt“, so Dick, die die Halberstädter einlud, ihre Vorstellungen zur Neubebauung zu äußern. Diesem Auftakt zum Tag des offenen Denkmals werden sicher weitere Möglichkeiten folgen, sich zum Vorhaben zu äußern.